Gelsenkirchen. Bisher gibt es auf der Bahnhofstraße keine Schließungswelle. Wie Gelsenkirchens neue OB und die City-Initiative die Innenstadt entwickeln wollen.

Die großen Herausforderungen für Gastronomie und Einzelhandel in der Corona-Pandemie haben bislang nicht zu vermehrten Geschäftsaufgaben in der Gelsenkirchener Innenstadt geführt. Die Leerstandsquote in der City beträgt nach Angaben der Stadt konstant rund 14 Prozent. „Die Eröffnungen und Schließungen halten sich seit der Corona-Pandemie ungefähr in der Waage“, sagte Stadtsprecher Martin Schulmann auf Anfrage.

Als positive Entwicklung sieht die Stadt die Ansiedlung der Sporthandlungskette JD Sports, die in Kürze auf der Bahnhofstraße eröffnen wird. Das Snipes-Outlet ist in den ersten Wochen der Corona-Krise gestartet, aus dem Colloseum-Outlet ist ein klassischer Shop geworden. Die Schließungen auf der anderen Seite, wie etwa die der inzwischen neu vermieteten Nordsee-Filiale im Juli oder des Schuhgeschäfts Schlatholt Ende August, seien zudem nicht als Konsequenz der Pandemie zu werten, ergänzt City-Managerin Angela Bartelt. „Wir befürchten allerdings durchaus, dass es durch die Folgen der Krise noch zu Schließungen kommen kann.“

Künftige Oberbürgermeisterin will Innenstadt-Werkstatt gründen

Um das Ruder noch herumzureißen, sollten „bewährte Trampelpfade verlassen werden“, sagte Roman Schmitz, Vorsitzender der City-Initiative. „Pop-Up-Stores, Kooperationen mit Startups, mehr gastronomische Angebote – es ist an der Zeit, experimentell zu denken“, so der Inhaber des Modehaus Schmitz. „Der alte Spruch ‚Handel ist Wandel‘ gilt in Corona-Zeiten mehr denn je.“

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Gelsenkirchens neue Oberbürgermeisterin Karin Welge will nach ihrem Amtsantritt am 1. November eine Innenstadt-Werkstatt gründen, um gemeinsam mit Eigentümern, City-Initiative, Händlern und Bürgern an der Zukunft der City zu arbeiten. „Wir müssen zeitnah zum konstruktiven Miteinander kommen“, sagte Welge unserer Redaktion. Zentral sei dabei auch, den Bürgern die Frage zustellen, was sie bereit sind, für die Unterstützung des Handels zu tun. „Die Bestellung nur von außen aufzugeben, trägt jedenfalls keine Früchte.“

City-Managerin Angela Bartelt würde sich in Austauschformaten der neuen OB insbesondere für eine Stärkung des innerstädtischen Wohnens einsetzen: „Wenn man eine attraktive Wohnumgebung schafft, entsteht der Rest drumherum.“ Da hätte Gelsenkirchen mit dem günstigen Wohnraum einen „wahren Standortvorteil“, der besser ausgespielt werden müsse.

Zu hohe gewerbliche Mieten auch in der Innenstadt

Anders sieht es bei den gewerblichen Mieten aus. Die Mietpreise für Ladenlokale würden in Gelsenkirchen noch deutlich zu hoch ausfallen, heißt es aus dem Rathaus. „Es bedarf eines Umdenkens seitens der Vermieter in der aktuellen Zeit“, so Sprecher Schulmann. Auch in Buer kritisierten zuletzt Händler deutlich die üppigen Mieten an der Hochstraße. Karin Welge will deshalb auch verstärkt die Eigentümer einbinden und in die Verantwortung nehmen. Sie müssten für ein gutes Innenstadt-Konzept „die Bereitschaft zeigen, auch mal auf einen Euro pro Quadratmeter zu verzichten.“

Wie soll sich die Bahnhofstraße verändern? Die City-Initiative hat dazu mehrere Ideen.
Wie soll sich die Bahnhofstraße verändern? Die City-Initiative hat dazu mehrere Ideen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Gelsenkirchen ist nach Angaben der Stadt im Vergleich zu anderen Ruhrgebietsstädten zwar um zirka fünf bis 20 Euro pro Quadratmeter günstiger, jedoch in Toplagen noch immer sehr hoch. Hier liegt der Durchschnitt für kleinere Läden bei 50 bis 60 Euro pro Quadratmeter. Bei größeren Ladenlokalen (zirka 100 Quadratmeter) liegt der Preis durchschnittlich zwischen 35 und 45 Euro. „Die gewerblichen Mietpreise stehen in keinem Verhältnis zu der sehr niedrigen Kaufkraft in Gelsenkirchen“, fasst es Schulmann zusammen.

Mehrere Aktionen in der Stadt geplant

Um das Geschäft in der Innenstadt weiter anzukurbeln, hat die Stadt für die kommenden Wochen einige Aktionen geplant. Um Besucherzahlen sowohl in der Gelsenkirchener als auch in der Buerschen Innenstadt zu erhöhen, soll es in diesem Jahr noch an vier Samstagen die Möglichkeit geben, kostenfrei mit dem ÖPNV anzureisen. Der Pop-up Biergarten auf dem Heinrich-Königplatz wurde bis zum 24. Oktober verlängert und am 8. November soll zum zehnten Mal die Winterlicht-Veranstaltung „1000 Lichter in der City“ stattfinden, bei der zum verkaufsoffenen Sonntag die Fassaden in der City illuminiert werden sollen. Ob die Veranstaltung wirklich stattfinden kann, werde allerdings noch von der Bezirksregierung geprüft, heißt es von der Stadt. Auch bei den Plänen zum Weihnachtsmarkt befinde man sich noch in der Abstimmung.

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