Gelsenkirchen-Buer. Seit 1967 gab es in Gelsenkirchen-Buer einen Elras-Shop: Jetzt schließt Iris Treiber ihr Geschäft. Die Gründe dafür haben auch mit Buer zu tun.
Iris Treiber schwärmt von Koblenz. Sauber sei es dort, die Stadt am Zusammenfluss von Rhein und Mosel habe eine malerische Innenstadt, sei deswegen auch Ziel vieler Städtetouristen, gerade zu Corona-Zeiten. Die Geschäftsfrau betreibt dort sei dreieinhalb Jahren eine „Elras“-Filiale, zusätzlich zu ihrem Elras-Standort an der Hochstraße in Gelsenkirchen-Buer. Doch die Filiale in Buer ist seit dieser Woche geschlossen. Ein wichtiger Grund: Die Miete.
„Es ist kaum zu glauben, aber in Koblenz zahle ich nur etwa die Hälfte von dem, was ich in Buer zahle“, schüttelt Iris Treiber den Kopf. Dass die Mieten an der Hochstraße zum Teil sehr hoch sind, beklagen viele Einzelhändler in Buer. Dabei sei das inzwischen kaum noch zu rechtfertigen, findet Iris Treiber: „Buer hat stark nachgelassen.“ Seit Karstadt geschlossen sei, kämen immer weniger Kunden in die City. „Früher gab es ein richtiges Kaufhaus – jetzt haben wir zwei Tedi-Filialen“, sagt sie und schüttelt den Kopf.
In Koblenz schauen die Menschen nicht so aufs Geld wie in Gelsenkirchen
Auch das Thema Sicherheit beschäftigt sie: „Innerhalb der letzten zwei Jahre ist acht Mal bei mir eingebrochen worden“, beklagt sie. „Wenn nachts das Telefon ging, habe ich jedesmal einen Herzschlag bekommen.“ Für den Standort in Koblenz spreche auch, dass die Kundenklientel dort eine völlig andere sei. „Die vielen Touristen dort schauen nicht so sehr aufs Geld wie die Menschen hier in Buer“, so die Inhaberin.
Iris Treiber kennt den Einzelhandel in Buer schon seit Jahrzehnten: Seit 1988 arbeitet sie bei Elras, 2010 hatte sie die Leitung der Filiale übernommen. Elras – die Abkürzung steht für „elektrische Rasierer“ – war ein Traditionsgeschäft in Buer, 1967 hatte es geöffnet. Neben Rasierern und Rasierbedarf führte es unter anderem auch Scheren, Messer und Manikürebedarf. Jetzt endet die Tradition – zumindest, was den stationären Handel angeht.
Unterm Strich stand zuletzt ein Stundenlohn von 5 Euro
„Der Lockdown im März hat mich hart getroffen“, gibt die Geschäftsfrau heute zu. Vorbereitet darauf war sie nicht, sie nutzte die Zeit aber, um einmal ausgiebig Bilanz zu ziehen. Schon vorher waren immer weniger Kunden zu ihr in den Laden gekommen, die Corona-Krise brachte das Geschäft dann erst einmal zum Stillstand. „Dazu kam, dass genau zu dieser Zeit die Frage anstand, ob ich den Mietvertrag noch einmal verlängere.“ Sie entschied sich dagegen.
„Mir war klar, dass ich die Vor-Corona-Zahlen nicht wieder erreichen würde“, sagt sie. Ihre Kunden seien zumeist ältere Menschen: „Die haben durch Corona oft Angst, zu mir in den Laden zu kommen.“ Unterm Strich kam sie zuletzt auf einen Stundenlohn von gerade einmal fünf Euro. „Dafür brauche ich mich nicht selbstständig zu machen“, sagt sie.
Per Telefon bleibt Iris Treiber ihren Kunden erhalten
Ihre Lösung: Sie verabschiedet sich vom stationären Handel mit Ladenlokal und „zieht“ ins Internet. Unter der Adresse www.elras-ko-ge.de können ihre Kunden auch weiterhin Rasierer und Co. kaufen, wenn auch nicht direkt vor Ort. Auf Beratung müssten die Kunden dennoch nicht verzichten: dienstags, mittwochs und donnerstags ist Iris Treiber telefonisch zu erreichen. Der Kontakt zu den Kunden sei ihr sehr wichtig, sagt sie. „Ich war für meine Kunden in den vergangenen Jahren auch oft der Kummerkaste“, sagt sie. Immerhin: Per Telefon könne sie das auch weiterhin bleiben.
Buer will sie trotzdem erhalten bleiben. „Ich wohne hier und fühle mich auch wohl“, findet Iris Treiber. In Koblenz ist sie lediglich für ein paar Tage im Monat, die Filiale wird von Mitarbeitern geführt. Dass ihre ältere Kundschaft Probleme mit der Umstellung aufs Internet habe, glaubt sie nicht. „In Sachen Digitalisierung hat sich durch Corona ja viel getan“, sagt sie.
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