Gelsenkirchen. Am Sonntag ist Welttierschutztag. Dabei denkt man zunächst an Haus- oder Nutztiere. Aber auch Gelsenkirchener Wildtiere brauchen Unterstützung.

Das ganze Jahr über sind sie unsere possierlichen Gefährten, im Winter jedoch schätzen wir sie besonders: die heimischen Wildtiere, die Gärten und nicht selten auch Balkone bewohnen oder besuchen. Auch in Gelsenkirchen füttern viele Tierfreunde in der kalten Jahreszeit kleine Piepmätze oder bieten Insekten in schicken Hotels ein Quartier. Damit allein ist es aber vielfach nicht getan.

So mache es Sinn, auch jetzt noch einen oder mehrere Nistkästen aufzuhängen, erklärt Wolfgang Kwasnitza, der 1. Vorsitzende des Naturschutzbundes („Nabu“) in Gelsenkirchen. „Wenn der Winter hart ist, suchen die Vögel darin Schutz vor der Kälte. Bleibt es mild, ziehen die Tiere eben erst zum Frühjahr ein.“ Dann wird ein kleiner, unscheinbarer Kasten oftmals zum Domizil für eine ganze gefiederte Familie.

Gelsenkirchener Nabu-Chef plädiert für Ganzjahresfütterung

Vögel könne man ruhig das ganze Jahr füttern, sagt Wolfgang Kwasnitza, Nabu-Vorsitzender in Gelsenkirchen.
Vögel könne man ruhig das ganze Jahr füttern, sagt Wolfgang Kwasnitza, Nabu-Vorsitzender in Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Was die Versorgung der Vögel betrifft, setzt sich der Umweltschützer sogar für die umstrittene Ganzjahresfütterung ein. „Es spricht viel dafür. Denn im Moment vermissen wir viele Insekten. Wer im Sommer füttert, kann so die Elternvögel versorgen. Die wenigen Insekten, die sie finden, können sie so ihrem Nachwuchs geben, die Körner noch nicht verdauen können.“

Im Winter ergebe die Fütterung ohnehin Sinn. Allerdings, so Kwasnitza, es gelte auf die Qualität zu achten. „Ich hatte in den letzten Jahren immer wieder Anrufe, weil die Vögel die Knödel nicht annehmen.“ Der Grund dafür sei einfach: „An ranziges Fett gehen die auch nicht gern ran.“

Aus diesem Grund können Eichhörnchen zutraulich werden

Eichhörnchen hingegen sind eigentlich Selbstversorger – auch wenn sie vielfach an den Vogelhäuschen mitnaschen. Jedoch bereitet es vielen Menschen Freude, die niedlichen Tierchen zu beobachten, die durch Nüsse nah ans Fenster gelockt werden. Kein Problem, findet Wolfgang Kwasnitza. „Wir haben selbst im Garten auch eine Klappe, wo sich die Eichhörnchen Nüsse holen können. Sie würden natürlich auch ohne nicht verhungern.“ Aber gerade für Familien mit Kindern sei dies ein schöner Weg, die Kleinen an die Natur heran zu führen.

Bisweilen nehmen die Tiere sogar Tuchfühlung auf, erklärt Tierarzt Dr. Hauke Holdefleiss. Beim Waldspaziergang könne man jetzt noch auch spät geborene Jungtiere treffen. „Wenn die Anschluss suchen, sich vielleicht ans Hosenbein klammern, dann brauchen sie wirklich Hilfe“, erklärt er, dass man keinesfalls Angst haben müsse vor den Tierchen. Dann aber gelte es, eine Auffangstation zu alarmieren. Es sei so gut wie unmöglich, die Handaufzucht selbst zu leisten.

Dieses Gewicht sollten Igel auf die Waage bringen

Igel auf der Waage: Mindestens 300 Gramm sollten die Tiere vor dem Winter wiegen, um durch die kalte Jahreszeit zu kommen.
Igel auf der Waage: Mindestens 300 Gramm sollten die Tiere vor dem Winter wiegen, um durch die kalte Jahreszeit zu kommen. © WAZ FotoPool | Sebastian Konopka

Schutzbedürftig sind zu dieser Jahreszeit auch spät geborene Igel. Für sie ist mitunter die Zeit bis zum ersten Frost zu kurz, um sich einen komfortablen Winterspeck anzufressen. Sie können, falls nötig, ein Einzelzimmer im Igelhotel des Pfadfinderstamms Wulfila erhalten. Dessen „Hausarzt“ ist Hauke Holdefleiss. Er erklärt: „Ende Oktober sollten die Tiere mindestens 300 Gramm wiegen, bei kaltem Wetter eher 400 Gramm.“

Anders sei es, wenn die Stacheltiere verletzt sind. „Wir haben in den letzten Jahren eine zunehmende Zahl von Verletzungen im Gesichtsbereich. Die entstehen durch Mähroboter. Die kann ich mir natürlich anschauen.“

Ganz wichtig: Beim Spaziergang auf den Wegen bleiben

Der beste Schutz für Wildtiere ist generell ein geeigneter Lebensraum. Für passionierte Gärtner bedeutet das einerseits, auf die richtigen Pflanzen zu setzen, auf einen Haselnussbaum oder Wildbeeren, und anderseits, das Großreinemachen im Garten auch mal ausfallen zu lassen. Alte Stauden, Totholz oder Blätterhaufen sind ideale Lebensräume für kleinere Wildtiere aller Art.

Ganz wichtig für alle Tierfreunde ist die Rücksichtnahme – auch beim Winterspaziergang. Da sollte man, das gilt für Mensch und Hund, nur auf gekennzeichneten Wegen gehen. Andernfalls läuft man Gefahr, Wildtiere aufzuschrecken. Eine Flucht reißt sie jäh aus der Winterruhe, verbraucht viel Energie, die nur schwer aufgefüllt werden kann und führt, im schlimmsten Fall, zum Tod.