Gelsenkirchen. Die Handwerkskammer Münster zieht Bilanz. Die Erholung der Betriebe von Corona tritt bei den meisten auf der Stelle – auch in Gelsenkirchen.

39 Prozent aller Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster spüren keine wirtschaftlichen Auswirkungen durch die Corona-Krise. Bei Unternehmen mit Beeinträchtigungen, und damit der Mehrheit, tritt die Erholung dagegen auf der Stelle. Das legt die Blitzumfrage der Handwerkskammer (HWK) Münster offen. Daran haben sich 563 Betriebe beteiligt – auch in Gelsenkirchen.

Größtes Manko bilden weiterhin die Umsätze. 77 Prozent der Betriebe sind von Rückgängen betroffen, besonders die Handwerke für den gewerblichen Bedarf, das Kraftfahrzeug- und das Gesundheitsgewerbe. Bislang haben 41 Prozent der Befragten Corona-Hilfen des Bundes beziehungsweise Landes genutzt. Jeder vierte Handwerksbetrieb zieht es in Betracht, seine Produktion anzupassen.

Vier Prozent der Betriebe fürchten den Konkurs als Folge von Corona

Änderungen im Geschäftsmodell stehen für jeden Fünften an. Zwei Drittel halten Kündigungen für unwahrscheinlich. 18 Prozent erwägen den Abbau von Beschäftigung. 6 Prozent der Betriebe gaben an, dass sie wegen Corona bereits Personal entlassen mussten. Der Anteil der Betriebe mit Kurzarbeit ist leicht zurückgegangen (17 Prozent). 4 Prozent fürchten den Konkurs.

Hans Hund, Präsidenten der Handwerkskammer Münster.
Hans Hund, Präsidenten der Handwerkskammer Münster. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster, lobt die Verlängerung der Überbrückungshilfe bis Jahresende. „Das ermöglicht Fördermittel auch für Betriebe, die bislang noch vorhandene Auftragsbestände abarbeiten konnten, bei denen aber wegen ausbleibender neuer Aufträge erst in den kommenden Monaten die Corona-Folgen deutlich spürbar werden.“

Schnellkredite oft schwierig

Zu bemängeln sei allerdings, dass die Überbrückungshilfe nur durch Mitwirkung eines Steuerberaters, Wirtschaftsprüfers oder Rechtsanwalts beantragt werden könne. „Gerade für kleinere Betrieb werden dadurch Hürden aufgebaut, die sie oftmals von einem Antrag abschrecken“, so Hund.

Handlungsbedarf sieht er zudem beim KfW-Schnellkredit. Dieser solle auch kleinen Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten zugänglich gemacht werden. 13 Prozent der Befragten finden es schwierig, ihre Zahlungsverpflichtungen einzuhalten. Genauso viele haben Probleme, Kredite zu erhalten. 31 Prozent sehen Liquiditätsengpässe auf sich zukommen. Allerdings sagen 87 Prozent der befragten Unternehmen, dass sie seit Pandemiebeginn keine Probleme beim Zugang zu Krediten hätten.

Abstimmung beim Gesundheitsschutz nötig

HWK-Präsident Hans Hund wünscht sich von Bund, Land und Kommunen für die kommenden Monate ein einheitliches, abgestimmtes und transparentes Vorgehen beim Gesundheitsschutz. Dieses müsse stets auch mit den Interessen der Wirtschaft in Balance sein. Letztlich könne jeder Einzelne durch sein Verhalten einen Beitrag zum Infektionsschutz und damit zugleich zur Stabilisierung von Wirtschaft und Gesellschaft leisten, betonte Hund.

Er appellierte aber auch an Kunden und Betriebe des Handwerks, Abstandsregeln, Maskenpflicht und Hygienemaßnahmen strikt einzuhalten, um das Infektionsrisiko wieder zu senken. „Ein neuer Lockdown wegen steigender Infektionszahlen wäre ganz besonders für die Ladengewerke nur sehr schwer zu verkraften“, so Hund.