Gelsenkirchen-Buer. Noch bis Sonntag leuchtet Gelsenkirchen-Buer im Dunkeln: Das Festival „Goldstücke“ wurde am Mittwoch eröffnet. Hier sind die Kunstwerke zu sehen.
Ein funkelndes Fahrrad flitzt in luftiger Höhe durch die Nacht, knallbunte Stühle schweben gen Himmel und die Bäume erhellen in den magischsten Farben die Dunkelheit: Buer leuchtet wieder! Am Mittwochabend eröffnete Oberbürgermeister Frank Baranowski mit einem Druck auf den roten Knopf die zweite, spektakuläre Lichtkunst-Galerie „Goldstücke“ im Goldbergpark in Gelsenkirchen-Buer. Poetische Projektionen locken mit überraschendem Zauber an unterschiedliche Orte in der City.
Bis Sonntag, 4. Oktober, schweben allabendlich bei Einbruch der Dunkelheit außergewöhnliche Lichtgestalten durch die Stadt. Echte Hingucker, die schon bei der Eröffnung Zuschauer, Flaneure und vor allem Hobbyfotografen magisch anzogen. Die Tanzveranstalter von „Up to dance“ brachten mit ihren Walking Acts das Strahlen in die Augen der Menschen. Majestätisch schwebte die Mondgöttin im leuchtenden Glitzerkleid über die Wiesen und Straßen zwischen Goldbergpark, Robinienhof, Hochstraße und Domplatz.
Stelzenläufer bringen Magie nach Gelsenkirchen-Buer
Der nachtschwarze Robotman mit seinen bunten Glühbirnchen zog vor allem die Kinder an. Und drei Tänzerinnen im glitzernden Feenkostüm und mit Kronleuchter auf dem Kopf tanzten federleicht übers Pflaster. „Goldig“, staunt eine Dame begeistert. Gold, auch dieses Wort leuchtet immer wieder im nachtschwarzen Park auf.
Ein kleiner Junge bewunderte den Roboterhelden ob seiner unglaublichen Größe. Auch Stelzenläufer erzeugen ihre ganz eigene Magie. Mädchen bettelten um Fotos mit der Königin des Mondes. Jugendliche nahmen in leuchtenden Plastiksesseln Platz. Diese Lichternacht mit ihrer Poesie, ihrem Witz und ihrer Kunst spricht viele Menschen an. Für die Illuminationen sorgte auch diesmal das Team von „World of Lights“.
Discokugeln bringen den Raum zum Tanzen
Hübsche Showelemente und buntes Entertainment treffen bei diesen Lichtertagen, die von der Stadt und dem Kunstmuseum mit Unterstützung der Sparkasse und der Ele veranstaltet werden, auf zeitgenössische Kunst. Da verwandelt sich die Innenstadt in eine attraktive Open-Air-Lichtkunstgalerie. Kein Wunder, dass sich schon zur Eröffnung bei vielen Highlights Schlangen bildeten. Das Publikum erwartet Pflanzen, die in Glühbirnen wachsen, Discokugeln, die den Raum zum Tanzen bringen, Regenbogen, die ihre bunten Bahnen ziehen und Monde, die in Schaukästen glühen.
Wegen der Corona-Pandemie ließen die Ordner immer nur eine bestimmte Anzahl in Kirchen, Leerstände und Kunstmuseum.
Im ehemaligen Kaufhaus kreisen die Planeten
Groß war zum Beispiel der Run auf St. Mariä Himmelfahrt. Wer endlich den dunklen Kirchenraum betreten durfte, erlebte ein außergewöhnliches Fest für Ohren und Augen. Das Künstlerkollektiv „Raumzeitpiraten“ mit Tobias Daemgen, Jan Ehlen und Moritz Ellerich entert den Raum mit einer Multimedia-Performance. Geräusche, Klänge und Projektionen fluten das Kirchenschiff. Kundige, vom Team des Kunstmuseums bestens geschulte Guides helfen mit Tipps und Erklärungen: „Hier geht es ums Suchen und Finden.“
„Seien Sie vorsichtig beim Laufen“, mahnt derweil eine Führerin in der einstigen Herrenabteilung des ehemaligen Kaufhauses Sinn auf der Hochstraße. Hier kreisen nämlich schwindelerregend die Gestirne durch die Baustelle. „Five Planets“ ist die Arbeit des Künstlers Mischa Kuball betitelt, einem der bekanntesten deutschen Konzeptkünstler. Mit fünf Discokugeln, die den Raum in tanzende Lichtpunkte verwandeln, bringt er den Besucher schwankend ins Schweben. Magie pur und ein echtes Erlebnis, wenn an den Wänden die Namen von Mars, Neptun und Jupiter aufblitzen.
Pflanzen erblühen in Glühbirnen, in der Kirchen funkeln die Gläser
Hier, wo Bueraner einst Herrenhemden und den guten Anzug erstanden, waren auch das Haus selbst und seine zukünftige Nutzung vieldiskutiertes Thema bei den Besuchern.
Die Leichtigkeit des Seins genossen die abendlichen Spaziergänger beim Gang durch den Robinienhof mit seinen Projektionen bei leichter Musik. Immer wieder begegneten sie den Walking-Acts. In einem Leerstand an der Ophofstraße lässt Künstlerin Rosmarie Weinlich faszinierend Pflanzen in Glühbirnen erblühen, farbige Flüssigkeit funkelt in Gläsern in der Kirche St. Urbanus.
Das wünscht sich Oberbürgermeister Frank Baranowski
Regenbogen gehen immer. So bildeten sich auch im Kunstmuseum vor der Arbeit „Happiness is as brittle as Glas“ von Sali Müller immer wieder Schlangen. Die große Licht- und Rauminstallation mit ihrem fragilen, zerbrochenen Regenbogen wirkt so flüchtig wie das bekannte Naturphänomen und so zerbrechlich wie das Glück.
Das Gefühl, über den Wolken zu wandern, will die Arbeit von „Field“ von Karolina Halatek auf der Dachterrasse des Museums erzeugen. Die Installation aus weißem Licht und Nebel funktionierte am Premierenabend allerdings noch nicht perfekt. Dafür flimmerte an der Außenfasse gut lesbar die Projektion von Johanna Reich mit Textversatzstücken aus aktuellen Themen wieder Gender-Diskussion.
Am Ende stimmten sicherlich viele Besucher der Lichterspiel-Eröffnung dem Wunsch von OB Baranowski zu: „Möge es noch viele weitere dieser Veranstaltungen geben!“
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