Gelsenkirchen-Buer. Der Biergarten auf der Skulpturenwiese in Buer soll Gastronomen helfen. Doch Künstler Sandro Antal ärgert sich. Er prüft juristische Schritte.

Seit Anfang dieser Woche gibt es einen neuen Biergarten in Buer: Auf der Skulpturenwiese zwischen Rottmannsiepe, Hagenstraße und Horster Straße bieten drei Gastronomen Speisen und Getränke an, die Stadt hatte dafür die Voraussetzungen geschaffen. Jetzt regt sich aber Widerstand: Der Künstler, der die Skulpturenwiese geschaffen hat, ist entsetzt darüber, was aus seinem Werk geworden ist.

„Das ist eine völlig verblödete Idee, die Restaurants auf die Wiese zu lassen“, empört sich Sandro Antal im Gespräch mit der WAZ. Der Biergarten sei ein „grober Eingriff in meine künstlerische Freiheit“, so der in Düsseldorf lebende Künstler weiter, er sei eine „potthässliche Geschichte“. Er wolle die Angelegenheit jetzt mit seinem Rechtsanwalt beraten.

Ulrich Daduna vom Gelsenkirchener Kunstverein sieht das Werk entstellt

1992 hatte Antal die Skulptur „Rolling Sun“ geschaffen: ein „Ensemble aus flachen, runden Metallkörpern, die auf unterschiedliche Art und Weise arrangiert sind – mal liegend, mal auf der schmalen Seite aufrecht stehend, mal schräg in den Boden versinkend“, wie es die Stadt auf ihrer Internetseite beschreibt. Doch für Sandro Antal besteht die Skulptur eben nicht nur aus den Metallkörpern – vielmehr sei die ganze Wiese ein einziges, großes Kunstwerk. Wiese und Skulpturen bildeten eine „künstlerische Einheit“, sagt Antal. „Durch den Biergarten wird das Werk stark verändert und entwertet.“

Ulrich Daduna, Vorsitzender des Kunstvereins, hatte den Bildhauer auf den Biergarten aufmerksam gemacht – und sich in einem Schreiben, das der WAZ vorliegt, an Stadtrat Christopher Schmitt gewandt. „Das Gesamtkunstwerk hat eine ästhetische Dimension“, so Daduna. „Es soll als Zeichen verstanden werden, wie Kunst im öffentlichen Raum wirken kann.“ Jetzt habe „die Gastronomie-Szene, mit Hilfeleistung der Wirtschaftsförderung und mit Einverständnis der Kulturverwaltung, ohne Sandro Antals Wissen, die Skulpturenwiese als Gesamtkunstwerk entstellt“.

Gelsenkirchens Stadtrat Christopher Schmitt kann die Aufregung nicht wirklich nachvollziehen

Christopher Schmitt schüttelt bei diesen Worten mit dem Kopf. „Das Kunstwerk von Herrn Antal ist uns lieb und teuer“, sagt er – von einer „Entstellung“ könne überhaupt keine Rede sein. Die Stadt sei bei der Planung des Biergartens sehr sensibel vorgegangen. „Die Lösung, die wir für die Unterlage der Biertische und -bänke gefunden haben, ist die denkbar aufwendigste“, so Schmitt. Die Verantwortlichen bei der Stadt hätten sich für Bühnenpodeste entschieden, weil die den Rasen bestmöglich schonen würden.

Eine Abwertung des Kunstwerks durch den Biergarten sieht er nicht, ganz im Gegenteil: „Ich bin der Meinung, dass die Skulpturenwiese durch die Nutzung stark in den Fokus gerückt wird“, so der Stadtrat. Auch die Kulturmeile, das Stück der Horster Straße zwischen Goldbergplatz und Rottmannsiepe, würde durch den Biergarten aufgewertet. Schmitt betonte noch einmal, dass es sich ja auch nur um eine temporäre Nutzung handele – danach werde die Wiese wieder in den vorherigen Zustand versetzt. Auch vorher hätten sich ja Menschen auf dem Grundstück aufgehalten, schließlich sei das ein öffentlicher Raum.

Gelsenkirchener Verwaltung wirbt um das Verständnis des Künstlers

Er hoffe auf ein wenig mehr Verständnis aufseiten des Künstlers. „Wir haben eine nie dagewesene Krise“, sagt Christopher Schmitt. Der Biergarten sei auch eine Maßnahme, um die heimische Gastronomie in Corona-Zeiten zu unterstützen. „Es würde mich freuen, wenn ein Künstler, der seine Werke in der Stadt zeigen darf, in dieser Situation etwas mehr Verständnis zeigt.“

Entschieden verwehrt sich Schmitt gegen den Vorwurf, die Wirtschaftsförderung vertrete nur einseitige Interessen. „Die von Anton Stankowski gestalteten Hausnummern an der Kulturmeile sind schließlich auch auf Initiative der Wirtschaftsförderung angebracht worden“, nennt Schmitt ein Beispiel. Den Menschen gefiele der Biergarten: „Ich habe bis jetzt nur positive Rückmeldungen bekommen.“