Gelsenkirchen/Essen. Ein SEK-Beamter ist in Gelsenkirchen durch einen Schuss getötet werden. Nun startet der Prozess gegen den mutmaßlichen Schützen - wegen Mordes.
Es ist 6 Uhr morgens, als Spezialeinsatzkräfte (SEK) der Polizei in Gelsenkirchen anrücken. Das Ziel ist die Wohnung eines mutmaßlichen Drogendealers. Alles läuft nach Plan – bis plötzlich Schüsse fallen. Einer der Polizeibeamten wird tödlich getroffen. Von diesem Freitag an (23. Oktober) steht der mutmaßliche Täter in Essen vor Gericht. Die Anklage lautet auf Mord.
Die Tat ereignete sich am 29. April 2020. Zweimal drückte der 30 Jahre alte Angeklagte laut Staatsanwaltschaft ab, mit einer halbautomatischen Selbstladepistole, aus zwei Metern Entfernung.
SEK-Polizist verblutete in der Wohnung
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Der Anklage zufolge wurde der 28-jährige Beamte in die Seite getroffen, genau dort, wo seine kugelsichere Weste keinen Schutz mehr bot. Die Lunge wurde verletzt, das Herz, dann auch noch die Lungenschlagader.
Die Kollegen hatten den Schwerstverletzten noch zum Notarzt geschleppt, der mit vor Ort war. Doch der Blutverlust war schon zu groß. Der Angeklagte soll sich nach der Schussabgabe ins Badezimmer geflüchtet haben. Dort wurde er schließlich widerstandslos festgenommen.
Hintergrund des Einsatzes war laut Staatsanwaltschaft der Verdacht auf Drogenhandel. Die Polizei sollte einen Durchsuchungsbeschluss des Essener Amtsgerichts vollstrecken. Weil es jedoch Hinweise gegeben haben soll, dass der 30-Jährige Waffen besitzen könnte, wurde das SEK hinzugezogen.
„Schwärzester Tag in der Geschichte der Spezialeinheiten“
Das spätere Opfer war laut Anklage in vorderster Reihe, als die Wohnungstür durch das Spezialeinsatzkommando mit einer Ramme aufgebrochen wurde. Alle Beamten sollen Westen getragen haben, auf denen deutlich das Wort Polizei stand. Außerdem sollen sie sich durch lautes Rufen zu erkennen gegeben haben. Trotzdem schoss der Angeklagte angeblich sofort.
In seiner Wohnung waren damals den Angaben zufolge rund 1,4 Kilo Marihuana sichergestellt worden. Neben der Pistole sollen auch noch Messer, ein Teleskopschlagstock und ein Schlagring gefunden worden sein.
Das Essener Schwurgericht hat für den Prozess zunächst acht Verhandlungstage bis zum 17. Dezember vorgesehen. Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes droht dem Angeklagten lebenslange Haft.
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NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach nach dem Geschehen vom „schwärzesten Tag in der Geschichte der Spezialeinheiten“ in Nordrhein-Westfalen. (dpa)