Gelsenkirchen-Buer. Bei einem SEK-Einsatz in Gelsenkirchen starb ein Beamter. Welche Hilfen Angehörige und Polizisten erhalten. Dealer könnte gewarnt worden sein.

Das Feuergefecht zwischen einem Drogendealer (29) aus Gelsenkirchen und einem Sondereinsatzkommando (SEK ) der Polizei Münster hat am Mittwoch einem SEK-Beamten (28) das Leben genommen. Er hinterlässt nach Angaben der Polizei Familie. Welche Fürsorge erhalten Hinterbliebene in solch tragischen Fällen? Matthias Büscher, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei in Gelsenkirchen erklärt die gesetzlichen Regelungen.

„Das Landesbeamtenversorgungsgesetz regelt die komplette Versorgung der Beamtinnen und Beamten des Landes NRW, also etwa die Höhe der Pensionen und die Hinterbliebenenversorgung“, sagt der Gewerkschaftssprecher. Das ist recht kompliziert aufgebaut, weil sich hier Regelungen zu größtmöglichen Versorgungslagen, sprich Fallsituationen, wiederfinden.

Versorgungsanspruch aufgrund eines sogenannten „qualifizierten Dienstunfalls“

Im Abschnitt vier des Gesetzes ist die Unfallfürsorge (Paragraf 35-55 LBeamtVG) geregelt. Da finden sich alle Ansprüche wieder, die sich ergeben, wenn sich ein Dienstunfall ereignet hat. Bei dem vorliegenden Fall handelt es sich laut GdP eindeutig um einen Dienstunfall. Allein deshalb würden die Hinterbliebenen schon einen erhöhten Versorgungsanspruch beanspruchen.

Beim Stürmen der Wohnung hat der mutmaßliche Drogen-Kriminelle mehrere Schüsse auf die SEK-Beamten abgefeuert, einer verletzte den jungen Beamten tödlich. Er sitzt jetzt in U-Haft wegen Mordes.

Hinterbliebene erhalten 40.000 oder 100.000 Euro, abhängig davon, ob man verheiratet war oder nicht

„Im konkreten Fall handelt es sich um einen rechtswidrigen Angriff gegen einen Beamten und somit um einen sogenannten qualifizierten Dienstunfall“, erklärt Matthias Büscher. Paragraf 43 der LBeamtVG regele, was das bedeutet.

Matthias Büscher, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei Gelsenkirchen.
Matthias Büscher, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei Gelsenkirchen. © Foto: FFS

Demnach erhalten die Hinterbliebenen eine einmalige Entschädigung, wenn der Beamte oder die Beamtin in Folge eines qualifizierten Dienstunfalles verstirbt. Die Witwe sowie Kinder würden einmalig 100.000 Euro erhalten. Eine Witwe würde außerdem noch Sterbegeld in Höhe des zweifachen Monatsgehaltes und eine erhöhte Witwenversorgung (Witwenrente) erhalten. „War der Betroffene unverheiratet, erhalten die Eltern 40.000 Euro“, so Büscher weiter. Diese Regelung steht in Paragraf 51 des Gesetzestextes.

Psychologische und seelsorgerische Betreuung von Angehörigen und Einsatzkräften

Abgesehen von der finanzielle Hilfe werden Angehörige wie auch Einsatzkräfte in solch dramatischen Fällen psychologisch und seelsorgerisch betreut. Das war beispielsweise auch nach dem Messerangriff auf zwei Polizeibeamte der Fall, bei dem Anfang des Jahres der Angreifer durch einen Schuss aus einer Dienstwaffe getötet wurde.

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Diese Aufgabe übernimmt ein sogenanntes „PSU“-Team. Das Kürzel steht für „Psychosoziale Unterstützung“, ein Team aus Ärzten der Polizei und speziell ausgebildeten Beamten. Koordiniert werden diese Helfer über das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste in Duisburg. Die Polizeibehörde arbeitet zudem mit einer Vielzahl von Opferschützern und Hilfsorganisationen zusammen und greift bei schlimmen Ereignissen auf eine Liste von Experten zurück. Ähnliches gilt für die Rettungskräfte der Feuerwehr.

SEK-Beamte tragen ballistische Helme und Westen

SEK-Beamte sind unter anderem mit ballistischen Helmen und Westen geschützt - aber nicht vollständig. Anders als die Männer und Frauen der Landespolizei, klopfen oder schellen diese hochtrainierten Kräfte im Einsatz nicht an. Rammen oder Spreitzer kommen zum Einsatz, um Türen schnellstmöglich aufzubrechen. Blend- und Rauchmittel gehören ebenso zur taktischen Ausrüstung, um Zielpersonen zu verwirren und schnell zuzugreifen.

Der festgenommene Gelsenkirchener bewohnte im Stadtteil Buer eine Dachgeschosswohnung, zu der man über eine Treppe im Hausflur gelangt. Auch ein Hund war in der Wohnung - daher könnte der Vierbeiner angeschlagen haben, als das SEK gegen sechs Uhr am Mittwochmorgen die Haustür aufbrach und sich nach oben zur Wohnungstür vorarbeitete. Der getötete 28-jährige SEK-Beamte gehörte wohl demnach zu den Kräften an der Front, als der Gelsenkirchener die Waffe zückte.