Gelsenkirchen-Horst. Der „Runde Tisch Horst“ lädt einmal im Monat Männer zum Spazierengehen und Klönen ein. Dabei geht’s um Heimatgeschichte – und Marmeladenrezepte.
Das hier ist echte Männersache: Zum dritten Mal hat der „Runde Tisch Horst“ zum Spaziergang über das Gelände des Golfclubs Schloss Horst in Gelsenkirchen geladen. Anschließend geht es zum Klönen in die örtliche Gastronomie.
Ursprünglich hatte man sich an einsame Männer gewandt. Jedoch folgte keiner der Einladung. „Wer gibt gerne zu, dass er einsam ist“, so Thomas Grohé, einer der Organisatoren. „Heute muss ja jeder vernetzt sein.“ So sei der Zeitgeist. Nur lasse der eben einige zurück. Weil es besser klingt und auch so gemeint ist, sind nun alle Männer eingeladen. „Unser Anliegen vom Runden Tisch ist es, möglichst viele Menschen aus der Isolation zu locken mit verschiedenen Angeboten. Dabei ist uns aufgefallen, dass nur wenige Männer kommen.“ Schnell ist der Entschluss gefasst: „Wir machen eine Männerrunde.“
Diese „Männerthema“ steht in Gelsenkirchen hoch in Kurs
Was früher ganz normal war, ob im Knappenverein, im Bergmannschor oder im Taubenzüchterverein, ist heute Mangelware: Treffen, bei denen die Herren der Schöpfung unter sich sind und über „ihre Themen“ sprechen können. Bei der Frage danach, welche das denn sind, gibt es gleich Überraschungen. Thema Nummer Eins: Marmelade einkochen. Thomas Grohé lacht. „Wir tauschen hier Männerweisheiten aus. Das wird ja oft unterschätzt. Die Männer gehen in die Brombeeren oder auch in die Schlehen – für Schnaps.“
„Ich mache mit Brombeeren meine Männermarmelade“, erzählt Roland Sauskat. Die zeichne ein Schuss Whisky aus. Derweil berichtet Michael Turski, wie er bei seinem täglichen Gang über das Gelände der einstigen Trabrennbahn im Moment Pilze sammelt. „Kürzlich habe ich einen Riesenbovist gefunden.“ Der werde in Scheiben geschnitten, paniert und gebraten. Kochrezepte haben die Herren also auch in petto. Mehr noch: Demnächst wollen sie auf dem Markt in Horst Süd sogar ihre Marmeladen zum Kauf anbieten.
Geplant: Ein Platz der Erinnerung auf der alten Rennbahn
Ein weiteres großes Thema ist die Heimatgeschichte. Gleich will man ein paar Schritte gehen, bei der Hitze natürlich nicht zu viele, und eine Entdeckung von Michael Turski betrachten. Er hat am Platz, wo einst das Ziel der Rennbahn war, ein altes Fundament gefunden. Hier will man einen Ort der Erinnerung schaffen.
Für Roland Sauskat ist das ein ganz besonderes Thema. Schon in jungen Jahren war die Rennbahn seine Leidenschaft. „Ich bin erst mit dem Opa hergekommen. Der hat nie gewettet. Aber ich hatte schon mit acht Jahren eine Wettkasse beim ihm.“ Nur wenige Jahre später findet der Horster zum Rennsport, reitet mit 14 Jahren die ersten Pferde beim Training. Zum Rennreiter bringt er es jedoch nicht. „Ich wurde bald zu schwer. Da war es sofort vorbei. Und mit dem Runterhungern ist es auch nicht so einfach.“ Einige Jahre aber habe er allerdings noch in den Ställen gearbeitet.
Im Anschluss an den Spaziergang lockt ein kühles Bierchen
Neue Männer sind gern gesehen
Die Spazierrunde für Männer findet immer am zweiten Mittwoch eines Monats statt. Um 11.30 Uhr trifft sich die Gruppe an der Trauerweide vor der Gastronomie des Horster Golfclubs an der Johannastraße.
Stets sei man offen für neue Männer. Die dürften ruhig auch aus anderen Stadtteilen kommen und gern auch jünger sein. Interesse an der Heimatgeschichte sei gern gesehen.
Wenn einer erzählt, lauschen die anderen interessiert. Es sei denn, sie haben selbst etwas beizutragen. Dönekes können sie alle erzählen. So viele, dass sie sogar deren Veröffentlichung planen. Aber das ist eine andere Geschichte. Jetzt wagen sich die Herren erst einmal aus dem Schatten der großen Trauerweide hervor. Frohen Mutes geht es los. „Wir machen das ja nicht als Pflichtaufgabe“, sagt Thomas Grohé. „Wir haben da Spaß dran. Und nachher lockt uns ein kühles Bierchen im Freien.“
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