Gelsenkirchen-Feldmark. Der Gelsenkirchener Stadtgarten dient seit 1897 als Freizeit- und Erholungsort. Wie die Gelsendienste-Mitarbeiter die Parkanlage pflegen.
Über 20 verschiedene Baumarten, mehrere Rasenflächen, Blumenbeete, ein Teich, Wasserspiele, Spielplätze, Sitzgelegenheiten und mehr: Gerade während der strengeren Kontaktbeschränkungen in Coronazeiten wurde der Gelsenkirchener Stadtgarten in Citynähe verstärkt genutzt: für Spaziergänge, sportliche Aktivitäten oder einfach zum Verweilen. Auf rund 22 Hektar, wovon 0,6 Hektar Wasserfläche ausmachen, erstreckt sich die grüne Oase mit zwei Teilbereichen.
Über die Zeppelinallee fuhr die Straßenbahn
Lediglich die Zeppelinallee, auf der in früheren Zeiten noch eine Straßenbahn fuhr, trennt den südlichen vom nördlichen Teil. 1896 wurde der Stadtgarten unter dem damaligen Oberbürgermeister Friedrich Wilhelm Vattmann als Volkspark auf der Fläche des ehemaligen Bauernhofs der Familie Schalke hergerichtet und 1897 als Kaiser-Wilhelm-Park der Öffentlichkeit übergeben. Von 1902 bis 1918 kam es zu mehrfachen Erweiterungen. Eine Umgestaltung, die in etwa der heutigen Form entspricht, erfolgte 1933 durch den Gartendirektor Ludwig Simon. Im Zweiten Weltkrieg fand eine Totalzerstörung statt, der Wiederaufbau erfolgte von 1949 bis 1950.
Vor allem morgens wird im Park gearbeitet
„Täglich in den Morgenstunden wird hier gearbeitet“, sagt Werner Rümping, der bei Gelsendienste Bereichsleiter der Stadtbildpflege des Gelsenkirchener Südens ist. Dominik Egner ist als Gärtnermeister für die Parkanlage zuständig. Sieben bis acht Mitarbeiter pflegen derzeit in zwei Teams die Anlage. In Laufe der letzten Jahre verringerte sich ihre Anzahl aufgrund allgemeiner Sparmaßnahmen. Eine Kolonne kümmert sich um die pflegeaufwendigsten „Prestigeobjekte“. Dazu zählen der Wassergarten, der Rosengarten und die im Park verteilten Staudenbeete mit weiteren Blütenpflanzen. Die andere Kolonne ist zuständig für das Mähen, die Bewässerung und den Gehölzschnitt, der größtenteils im Winter anfällt. Gegossen wird je nach Wetterlage zwei- bis dreimal wöchentlich, die Großflächenmäher werfen die Gärtner alle zwei bis drei Wochen an.
Wassergarten ist besonders pflegeintensiv
Der Wassergarten im südlichen Teil, in dem sich unter anderem vier Wasserbecken mit Fontänen, Sitzgelegenheiten, Ginkgobäume und ein Taschentuchbaum (dessen Blüten an hängende Taschentücher erinnern) Atmosphäre bieten, wird im Frühjahr mit 4.000 Stiefmütterchen bepflanzt. Im Sommer tauscht man sie gegen robuste Begonien aus, die auch mal zwei Tage ohne Wasser auskommen und kaum krankheitsanfällig sind. Derzeit geben rot-weiße Begonien, die systematisch aneinandergereiht sind, ein besonders schönes Bild ab. Rosen wachsen dort übrigens nicht.
Stämme des Tulpenbaums mit Stahlseil gesichert
Der Rosengarten liegt im nördlichen Teil des Parks – zwischen See und Zeppelinallee. Im Frühjahr werden dort Zwiebelgewächse wie Narzissen und Tulpen gepflanzt, ab Juni blühen die Rosen. Auffällig ist der breitgewachsene Tulpenbaum, der zumindest optisch auseinanderzufallen droht. Um ein Umkippen der einzelnen Stämme zu vermeiden, wurden diese mit einem Stahlseil verbunden, das mehrere Tonnen halten kann.
Probleme mit Müll und kaputten Glasflaschen
Um die Parkanlage instand zu halten, werden Besucher gebeten, nach einem Picknick Essensreste und Müll mitzunehmen oder in die Mülleimer zu werfen. Weggeworfener Müll und kaputte Glasflaschen sind ein großes Problem, betont Werner Rümping.
Vorbei sind die Zeiten, in denen überall der Hinweis „Betreten verboten“ am Rand der Rasenflächen stand. „Heute dürfen die Grünflächen gerne genutzt werden. Nur im Rosen- und Wassergarten bitten wir, auf Fußballspiele auf den Grünflächen zu verzichten“, wirbt Werner Rümping für Verständnis.
Besonders markant ist auch die Allee mit den bis zu 22 Meter hohen Platanen, die vom Rosengarten zum Ehrenmal für die KZ-Opfer führt. „Das ist ein Herzstück des Parks. Das gezielte Einrichten von Sichtachsen, die optische Weite vermittelt, gehörte damals zur Planung der Parkanlagen“, so Rümping, der persönlich den Blick vom höchsten Punkt des Simonsberg bevorzugt. Viele Jahrzehnte nutzten ihn Kinder zum Rodeln. 2010, als es das letzte Mal stark geschneit hatte, wurde der Park aus Sicherheitsgründen gesperrt; Äste drohten unter der Last des Schnees abzubrechen. Gesperrt wurde der Stadtgarten auch aufgrund des Sturmes Ela, der 2014 wütete. Über 100 Großbäume waren umgestürzt, fast jeder Baum beschädigt. Die meisten sind mittlerweile nachgepflanzt.
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