Gelsenkirchen-Feldmark. Der Circus Probst probiert in Gelsenkirchen neue Formate. Zur Manegenshow kommen Musik, Puppenspiel, Gastronomie. Nun ist ein Altenheim zu Gast.

Not macht erfinderisch. Und kreativ. Die Corona-Pandemie erschwert dabei nicht nur massiv das Geschäft von Gastronomen, Schaustellern und Zirkusbetrieben, es verändert teils auch grundlegend das Programm. Der Circus Probst hat deshalb den „Kultursommer“ kreiert. Auch aus Überlebensgründen.

Ein gut einstündiges Programm hat der Circus Probst, hier Victor Saly mit seiner Bällejonglage und Schlagzeugnummer, auf die Beine gestellt. Zum klassischen Zirkus gibt es auch eine Tierschau, Ponyreiten und Gastro-Angebote.
Ein gut einstündiges Programm hat der Circus Probst, hier Victor Saly mit seiner Bällejonglage und Schlagzeugnummer, auf die Beine gestellt. Zum klassischen Zirkus gibt es auch eine Tierschau, Ponyreiten und Gastro-Angebote. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht


Die Sommertournee fiel den Corona-Einschränkungen zum Opfer. Im Revierpark Nienhausen ist nun bunte Vielfalt angesagt: Von Tierschau bis zu klassischem Probst-Circus mit Biergarten und Gastro-Angebot, von Konzerten und Puppenspiel über Video-Drehs und Abizeugnisfeiern bis zum Motorradgottesdienst. Eine Premiere steht Mittwoch an: Als erstes Altenheim traut sich das Haus Marienfried aus Horst in Corona-Zeiten, eine Vorstellung zu besuchen – aufgeteilt auf vier Gruppen zu je 25 Personen aus den vier Wohnbereichen des Hauses plus Betreuern an zwei Tagen...

Gäste aus Gelsenkirchener Altenheim kommen zur Vorstellung

Auch für Abifeiern wurden Manege und Zelt bereits genutzt – wie hier beim Abschluss und der Zeugnisübergabe an die Absolventen des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium in Gelsenkirchen.
Auch für Abifeiern wurden Manege und Zelt bereits genutzt – wie hier beim Abschluss und der Zeugnisübergabe an die Absolventen des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium in Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Musik, eine kleine Tierschau inklusive Streicheleinheiten steht den Besuchern bevor, danach eine Pause mit Brezeln, Bier und Bratwurst im Vorzelt(„das haben sich die Bewohner statt Kaffee und Kuchen gewünscht“, sagt Circus-Chefin Brigitte Probst), ehe die rund einstündige Circus-Vorstellung beginnt. Hygieneregeln und Abstände werden eingehalten, das Zelt ist gut belüftet, das Personal trägt Nase-Mund-Schutzmasken: all das hat sich bei den Probsts in den vergangenen Wochen eingespielt. „Darauf achten wir auch penibel“, sagt Brigitte Probst. Sicherheit zählt hier neuerdings zur Daseinsvorsorge. Nicht auszumalen, wenn der Betrieb eine Zwangspause einlegen müsste.

Organisationstalent von Brigitte Probst ist gefordert

Alle Gelsenkirchener Altenheime habe sie angeschrieben und auf ihr Circus-Angebot aufmerksam gemacht, sagt die Chefin. Das Haus in Horst hat bislang als einziges einen Besuch vereinbart. Zwölf Euro pro Karte zahlen die Senioren, dazu kommen sechs Euro für die Verpflegung. In anderen Fällen haben die Probsts ihr Zelt für Bands und Künstler zur Verfügung gestellt. Für kleines Geld oder umsonst. „Fast jeden Tag haben wir Termine. Das macht mir unheimlich Spaß“, sagt Brigitte Probst, deren Organisationstalent gefordert ist. „Ohne Corona hätte es sehr viele dieser Kontakte nicht gegeben“, sieht sie zumindest einige positive Aspekte der Krise.

Die Gelsenkirchener Band „The Servants
Die Gelsenkirchener Band „The Servants" hat bereits ein Konzert im Zelt gegeben. Im August steht ein weiterer Auftritt auf dem Programm. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Groß Geld zu verdienen ist dennoch in diesem Sommer kaum, auch weil die Besucherzahlen (ohne Ausnahme im Zelt derzeit auf 300, mit Sondergenehmigung auf 400) noch beschränkt sind, aber auch, weil sich die Kundschaft nach wie vor zurückhält. „Bands, die sonst mit 800 Gästen rechnen können, kommen derzeit vielleicht gerade mal auf die Hälfte“, schätzt Brigitte Probst.

Für Bauern oder Baufirmen Gülle gefahren und Gerüste gebaut


Dennoch: „Fürs Futter reicht’s“, sagt die Chefin. „Das ist die Hauptsache.“ Fast 70 Tiere und 30 Personen, die Familie und die Stammbelegschaft, zu ernähren, ist der Anspruch. „Dafür gehen die Jungs auch noch an drei Tagen in der Woche arbeiten. Wir wollen nicht als Bettelvogt durchs Land ziehen.“ Für Bauern oder Bauunternehmer haben Circus-Mitglieder gejobbt, Gülle gefahren oder Gerüste gebaut. Ebenso wichtig ist Brigitte Probst, dass „unser Name in aller Munde bleibt“, dass die Kulturangebote „anderen helfen“ und uns zu „einem positiven Image verhelfen.“

Verträge für den 25. Gelsenkirchener Weihnachtscircus


Zudem lernen die Probsts derzeit für den Winter. Ihren 25. Weihnachtscircus soll es dann im Revierpark Nienhausen geben, wahrscheinlich immer noch unter Corona-Vorzeichen. An der Be- und Entlüftungstechnik tüftelt Andreas Probst noch, wir werden auf jeden Fall auch einen breiteren Tunnel für eine bessere Wegeführung bauen“, steht bereits fest. Eventuell werden auch die Sanitäranlagen erweitert werden müssen. Doch die Circus-Familie ist optimistisch. Brigitte Probst: „Wir haben bereits die ersten Künstlerverträge für Weihnachten gemacht und schon etliche Reservierungen vorliegen. Da sind wir voll im Plan.“

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