Ückendorf. Der Wissenschaftspark Gelsenkirchen feiert sein 25-jähriges Bestehen. Von Beginn an ist Werner Krause als einer der Hausassistenten mit dabei.
Den Müll bringt Werner Krause ausschließlich mit seinem Ferrari raus. Das feuerrote Modell „XK4 160 HD“ ist im ursprünglichen Sinne ein fahrbarer Rasenmäher aus dem Hause des italienischen Rennwagen-Designers. Doch der 81-Jährige nutzt ihn viel lieber als Zugmaschine für die Kolonne aus Müllcontainern, die er mehrmals pro Woche aus dem Keller an den Straßenrand befördert. Krause gehört im Wissenschaftspark zum Team der Hausassistenten – und erweist sich dabei im Arbeitsalltag als echte „Allzweckwaffe“.
Seit 1992 ist Krause ganz offiziell Rentner. Davor hat der gelernte Klempner und Installateur die längste Zeit als Schlosser malocht – bei so manchem Auftrag auch in jenem inzwischen abgerissenen Gussstahlwerk, auf dessen Areal seit nunmehr 25 Jahren der Wissenschaftspark als Ideenschmiede des Ruhrgebiets thront.
Im Ruhestand gar nichts mehr zu machen, das war für den in Hüllen lebenden Senior keine Alternative. Also suchte und fand er einen passenden Nebenjob fürs Alter: beim Gelsenkirchener Unternehmen Pro Sicherheit Ehmke. In dieser neuen Funktion hatte er quasi vom ersten Moment an einen engen Kontakt zum Wissenschaftspark. „Als der hochgezogen wurde, hatten wir den Auftrag, die Baustelle hier zu überwachen“, erinnert sich Krause. Und je höher das Gebäude gen Himmel wuchs, um so imposanter fand es Krause. Ein Gemütszustand, der bei ihm bis heute anhält.
Auch wo der Grundstein liegt, weiß Krause ganz genau: in einem der verschlossenen Kellerräume in der Tiefgarage. „D-Mark-Münzen liegen darin, Zeitungen und eine Urkunde, die noch der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker unterzeichnet hat“, erinnert sich der Hobbygärtner an die Grundsteinlegung 1994. Im Jahr darauf – also vor 25 Jahren – folgte die Eröffnung des Hauses. Und seitdem beordert ihn sein Arbeitgeber fast ausschließlich in den Wissenschaftspark nach Ückendorf.
Auch interessant
Und was sind dort seine Hauptaufgaben? „Ich richte etwa die Konferenzräume für Veranstaltungen her“, antwortet er. Dann karrt er bis zu 200 Stühle für entsprechend viele Gäste in die größten Konferenzräume und formiert die Tisch- und Stuhlgruppen in die gewünschte Formation des Gastgebers.
In Corona-Zeiten muss er alle Gegenstände nach erfolgter Nutzung desinfizieren. Er ist zudem wie gesagt der Müllbeauftragte. Und er stellt in jedem Jahr zum Weihnachtsfest den rund sieben Meter hohen Tannenbaum in der Glasarkade des Gebäudes auf. „Dafür haben wir einen Hubsteiger.“ Das Beste an seinem Job? Die Antwort kommt sofort: „Die gute Atmosphäre im gesamten Haus und in unserem Team.“
Der heutige Hausassistent malochte zuvor 30 Jahre als Bergmann
Da nickt Jörg Funke (53) zustimmend. Der Bueraner ist seit dreieinhalb Jahren mit dabei. „Davor war ich 30 Jahre direkt vor Kohle im Streb“, sagt der ehemalige Bergmann, der die längste Zeit auf Zeche Westerholt unter Tage gearbeitet hat. Er zählte danach auch zu jener Belegschaft, die im Dezember 2015 die letzte Schicht auf der Zeche „Auguste Victoria“ in Marl als traurigen Moment miterleben musste. „Ich durfte dann mit 49 in den Vorruhestand gehen“, erzählt er. Auch er schloss sich dann dem Sicherheitsunternehmen Ehmke an, das seine Kräfte eben auch zum Wissenschaftspark abstellt.
Funke verbringt derzeit die meiste Zeit seines in der Regel um 7 Uhr morgens beginnenden Arbeitstages im Freien. Denn seine aktuelle Kernaufgabe ist die Beseitigung des Unkrauts auf dem Dach des Wissenschaftsparks. Und wer den Bau kennt, der weiß, dass dies allein im Bereich der Glasarkade 300 Meter lang ist. Hinzu kommen noch die Dächer der neun zum Bau gehörenden Pavillons. „Wenn man hinten gerade fertig ist mit dem Unkrautzupfen, dann ist es vorne schon wieder nachgewachsen“, sagt der passionierte Holland-Urlauber Funke mit einem Augenzwinkern.
Chemische Keule kommt bei Unkrautbekämpfung nicht zum Einsatz
Diese Aufgabe muss er übrigens per Hand erledigen. Die chemische Keule ist dort oben strengstens untersagt – aus Gründen des Umweltschutzes. Denn sowohl das Regenwasser als auch jede Flüssigkeit, die sich auf dem Flachdach ansammelt, landet letztlich unten im Teich vor dem Wissenschaftspark. Dieser dient als Auffang- und auch Regenrückhaltebecken. Funke verfügt aber auch über einen „grünen Daumen“. Er war es, der fast alle Beete vor dem Haupteingang des Wissenschaftspark an der Munscheidstraße angelegt hat. Die Steine für die Wege zwischen den Grünflächen hat er auch verlegt. Es ist diese Vielfalt an Arbeiten, die Funke und Krause bis heute so sehr schätzen.
Daten und Fakten
Der Ferrari-Trecker fährt bis zu zehn km/h schnell. So hoch braucht Werner Krause das Gefährt aber nur selten zu beschleunigen. Denn das Manövrieren durch die engen Tore der Tiefgarage mit mehreren XXL-Rollcontainern im Schlepptau ist eine heikle Angelegenheit.
Krause und Funke arbeiten jeweils als 450-Euro-Kraft. Sie sind regelmäßig im Wissenschaftspark im Einsatz. Sie helfen bei Bedarf aber auch anderswo aus – etwa bei Großveranstaltungen.