Buer. Fast 30 Jahre lang war Hermann Zimmermann Pfarrer der katholischen Gemeinde St. Ludgerus in Gelsenkirchen-Buer. Heute feiert er Jubiläum.

Das ist gar nicht böse gemeint: Es gibt Pfarrer, bei denen ist es nicht ganz so schlimm, wenn man während der Predigt seine Gedanken einmal kurz abschweifen lässt. Hermann Zimmermann gehört ganz eindeutig nicht dazu. Wenn er predigt, dann hört man besser ganz genau hin, denn der Mann hat etwas zu sagen. Am 23. Juli feiert der katholische Priester und langjährige Pfarrer von St. Ludgerus in Buer sein 60-jähriges Weihejubiläum.

Am 23. Juli 1960 wurde Hermann Zimmermann zum Priester geweiht, da war er 25 Jahre alt. In Wattenscheid groß geworden, hatte er in Paderborn katholische Theologie studiert. Die Priesterweihe empfing er von Franz Hengsbach, dem ersten Bischof des damals noch ganz jungen Bistums Essen.

St. Ludgerus als Aufgabe des Lebens

Soziale Themen liegen ihm am Herzen: Hier ist Hermann Zimmermann (l.) gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer Dieter Heisig bei einer Maikundgebung zu sehen.
Soziale Themen liegen ihm am Herzen: Hier ist Hermann Zimmermann (l.) gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer Dieter Heisig bei einer Maikundgebung zu sehen. © WAZ FotoPool | Martin Möller

Der Jung-Priester kam als Kaplan nach St. Anna in Schalke-Nord. Nächste Station war das Max-Planck-Gymnasium in Buer, wo er als Gymnasialpfarrer tätig war. Nach den Stationen St. Bonifatius und St. Barbara in Erle, wo Zimmermann als Hilfspfarrer tätig war, übernahm er Anfang der 1980er Jahre die Leitung der Pfarrei St. Ludgerus.

Es sollte die Aufgabe seines Lebens werden. Fast 30 Jahre lang war er Pfarrer von Ludgerus, später auch Dechant des inzwischen nicht mehr bestehenden Dekanats Gelsenkirchen Horst. In der Gemeinde hat er deutliche Spuren hinterlassen. „In seine Zeit fällt unter anderem der Bau des neuen Pfarrsaals“, erinnert sich Diakon Axel Büttner, der Zimmermann lange begleitet hat. 1992 übernahm er zusätzlich auch die Leitung der damaligen Pfarrei Heilig Geist in Schaffrath.

Als Sohn eines Bergmanns lagen Zimmermann soziale Themen immer am Herzen. Als die Kumpel von Hugo 1997 gegen die geplante Schließung ihrer Zeche protestierten, stellte er sich selbstverständlich an die Seite der Bergleute. Aus Dankbarkeit stellten die Kumpel eine Kohlen-Lore vor der Kirche St. Ludgerus auf.

Die Kirche selbst steht mitten in einem Viertel, das deutlich vom Strukturwandel geprägt ist. „Ich hätte mir nie vorstellen können, in eine Edelgemeinde mit lauter Millionären zu gehen“, hatte Zimmermann in einem WAZ-Interview einmal gesagt.

„Er war immer sehr modern eingestellt“, beschreibt Diakon Axel Büttner den Priester und Menschen Hermann Zimmermann. „Er war ein Kind des Zweiten Vatikanischen Konzils, eine moderne, den Menschen zugewandte Kirche war ihm wichtig.“

2009 ging Hermann Zimmermann in den Ruhestand, war als Pfarrer im besonderen Dienst in der Scholvener Gemeinde St. Josef tätig. Auch als „Rentner“ blieb er in Buer präsent: Man konnte ihm beim Gang über die Hochstraße begegnen, bis zum Beginn der Corona-Pandemie las er in St. Josef noch regelmäßig die Messe.

Seit 2007 unter dem Dach von St. Urbanus

Die katholische Gemeinde St. Ludgerus, deren Pfarrer Hermann Zimmermann war, existierte bis 2007 als eigenständige Pfarrei. In diesem Jahr erfolgte die Zusammenlegung mit mehreren anderen Gemeinden im Stadtnorden zur Pfarrgemeinde St. Urbanus. Pfarrer dieser Gemeinde, die mit 40.000 Gemeindemitgliedern zu den größten katholischen Gemeinden in Deutschland zählt, ist Propst Markus Pottbäcker.

Den 60. Jahrestag seiner Weihe muss Hermann Zimmermann im Krankenhaus begehen. Es ist zu hoffen, dass er gesund wieder zurückkehrt, denn zu sagen hat er auch heute noch eine ganze Menge. Ganz getreu seinem Weihespruch aus dem Buch Jesus Sirach: „Halt nicht zurück ein Wort zur Zeit, da es nötig ist, und verbirg deine Weisheit nicht um des guten Eindrucks willen! Denn in der Rede wird man Weisheit erkennen, und Bildung im gesprochenen Wort.“