Scholven. .

Nein, aufgeregt ist er deswegen nicht. Am Freitag, 23. Juli, feiert Hermann Zimmermann (75) sein goldenes Priesterjubiläum. Um 18.30 Uhr beginnt eine Dankmesse in der Scholvener St. Josef-Kirche, Zimmermann erwartet bis zu 200 Gäste. „So wild ist das nicht“, sagt Zimmermann. Im Gespräch mit WAZ-Mitarbeiter Jonas Erlenkämper erzählt er von seinem Werdegang und was er von der Kirche erwartet.

Herr Zimmermann, was bedeutet Ihnen dieses Jubiläum?

Hermann Zimmermann: Als ich mit 25 anfing, dachte ich: Die, die „Goldenes“ haben, sind uralte Leute. Aber die Zeit läuft, jetzt bin ich selbst so alt.

Seit einigen Monaten sind Sie im Ruhestand. Langweilen Sie sich schon?

Ich arbeite ja ehrenamtlich hier in der Gemeinde St. Josef. Ich bin zwar nicht mehr verantwortlich, lese aber Messen, nehme die Beichten ab und bringe mich ein, wo ich kann. Da ich 27 Jahre in der gleichen Pfarrei in St. Ludgerus in Buer war, kannte ich schon einige Leute hier in Scholven. Außerdem habe ich kein Auto, im Bus oder beim Einkaufen trifft man viele Menschen. Man kommt immer ins Gespräch.

Wie würden Sie Ihre Gemeinde charakterisieren?

Wir haben circa 3200 Mitglieder, sind also im Vergleich zu anderen Gelsenkirchener Gemeinden mittelgroß. Hier in Scholven haben wir die größte Ballung von Hartz-IV-Empfängern, wir haben unsere Problemviertel. Wobei: Viele ärgern sich über die Jugendlichen. Aber das Gleiche haben die Menschen schon vor 5000 Jahren gesagt. Die sozialen Probleme machen die Arbeit nicht immer leicht, aber mein Vater war Bergmann. Ich hätte mir nie vorstellen können, in eine Edelgemeinde mit lauter Millionären zu gehen.

Was bedeutet das für die Gemeindearbeit?

Die wird von der Mittelschicht dominiert. Hartz-IV-Empfänger sind meist sehr weit weg von der Kirche, ich sage das ohne Vorwurf. Ich glaube, dass sich in der Kirche viel verändern muss. Wichtig ist, dass wir die christliche Botschaft, von der ich glaube, dass sie verbreitenswert ist, weitergeben. Ob sich die Leute dann einer Kirche anschließen, ist zweitrangig. Es ist ja generell so, dass Institutionen Probleme haben. Früher hatten Vereine und Kirchen das Feiermonopol: Wenn irgendwo was los war, dann dort. Heute haben sich viele Leute ins Private zurückgezogen. Wir merken das etwa, wenn wir mit den Kommunionskindern wegfahren – viele kennen von zu Hause gar keine gemeinsamen Mahlzeiten. Darüber mache ich mir Sorgen. Aber vielleicht ist das das Opa-Syndrom.

Wie geht es weiter mit den Kirchen?

Der Vereinskatholizismus wird aussterben. KAB, Chöre, die haben kaum noch junge Mitglieder. Wir befinden uns in einer Zwischenphase. Das Alte bricht weg, aber wir wissen noch nicht, was das Neue sein wird. Ich glaube, dass die Kirche Zukunft hat. Wie die aussieht, weiß ich nicht.