Gelsenkirchen. Vor zehn Jahren wurde die A40 zur längsten Tafel der Welt. Das Still-Leben zog die Massen an. Wie war es in Gelsenkirchen? Eine Erinnerung.

Für die einen war es der Höhepunkt dieses einen Jahres, als das ganze Ruhrgebiet zur Kulturhauptstadt wurde. Für die anderen war es die längste Tafel der Welt. Überhaupt, das war ja noch nie da: die A40, der Ruhrschnellweg (er trägt ja auch diesen anderen Namen), gesperrt. Statt Autos überall Menschen, Freude, Sonne! Vor zehn Jahren, genau am 18. Juli 2010, zog das Still-Leben diese wunderbar beschwingt feiernden Massen an und machte die Autobahn aller Autobahnen zu einem einzigen Fluss. Wie war es für die Gelsenkirchener? Eine Erinnerung.

Vom Gelsenkirchener Zubringer Hattinger Straße ging es kreuz und quer über die A40

Die WAZ titelte auf ihrer ersten Seite am 19. Juli: „Millionen feiern auf der A40“, darunter: „Ansturm auf das Still-Leben sprengt alle Erwartungen“. Ja, was war das für ein Fest! Von Duisburg bis Dortmund, 60 Kilometer, geschätzte drei Millionen Menschen, nur Gemeinschaftsgefühl. Da machte es doch mal Spaß, im Stau zu stehen. Und dabei schaute die ganze Welt auch noch zu. Hat man ja selten, auf diesem Abschnitt.

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Na klar, das Königsblau darf auch beim Still-Leben auf der A40 nicht fehlen. Die Schalker Knappen ließen die Besucher mitmalen.
Na klar, das Königsblau darf auch beim Still-Leben auf der A40 nicht fehlen. Die Schalker Knappen ließen die Besucher mitmalen. © WAZ FotoPool | BAUER, Dirk

In unserem Lokalteil berichteten wir: „Teilweise chaotische Zustände beherrschten in der Mittagszeit auch die Szenerie an der Auffahrt Gelsenkirchen-Süd. Radfahrer und Fußgänger vermischten sich und begaben sich vom Zubringer Hattinger Straße aus kreuz und quer über jegliche asphaltierte Wege im Baustellenbereich auf die A40. So war das nicht geplant.“ Und auch: „Bei der Ruhr.2010-Aktion verwandelte sich die Asphalt-Strecke von Dortmund bis Duisburg in eine Picknick- und Fahrradmeile. Und die musste für die Besucher zwischendurch komplett gesperrt werden – zu groß war der Andrang.“

In der „Gelsenkirchener Kurve“ warteten 400 Bierzeltgarnituren auf die Besucher

Es wollten ja alle mitmachen! Auch die Gelsenkirchener. In der „Gelsenkirchener Kurve“ warteten 400 Bierzeltgarnituren auf die Besucher. 100 davon hatte die Stadt reserviert. Die restlichen Plätze konnten online gebucht werden. Es wurde auch: ein riesengroßes Picknick, ein regenbogen-buntes Fest. Auch die Gelsenkirchener Vereine und Einrichtungen, wie beispielsweise die Awo, die Revierknappen, die Schalker Fan-Initiative oder die Rotarier waren dabei.

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Und heute? Ein Jahrzehnt nach diesem einen besonderen, ja gar nicht stillen Tag? Bodo Wermke schreibt via Facebook: „War eine super Veranstaltung, aber der Stau an einigen Stellen extremer als sonst auf der A40 zur Rush Hour.“ Für Christian Drucks war der schönste Moment „hautnah die A40 zu erleben und live dabei zu sein, von Gelsenkirchen bis nach Essen.“ Marcel Klatt schreibt nur: „War das toll mit dem Rad.“

Die schönste Erinnerung? Ein großes Gemeinschaftsgefühl

Hm… lecker Kuchen! Den gab’s beim Still-Leben auf der A40 direkt an der Auffahrt Gelsenkirchen.
Hm… lecker Kuchen! Den gab’s beim Still-Leben auf der A40 direkt an der Auffahrt Gelsenkirchen. © WAZ FotoPool | BAUER, Dirk

Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski erinnert sich auf die Frage: „Was sind die schönsten Erinnerungen daran?“ auf Facebook so: „Ein großes Gemeinschaftsgefühl zu sehen, wer alles an welchem Tisch gesessen hat und natürlich der Nervenkitzel, über die A40 gehen zu dürfen.“

Gerechnet hatten die Organisatoren übrigens mit einer Million Menschen. Birgit Lösche vom städtischen 2010-Büro sagte vor zehn Jahren: „Das Still-Leben wird so gut angenommen, wie ich es mir nicht vorgestellt hatte.“ Schnell wurden natürlich auch die wunderbarsten Wünsche laut – wie das immer so ist, wenn man etwas so Schönes erleben durfte. Bitte eine Wiederholung!

„Auf ein Neues. Lass uns das noch mal probieren“

Bislang gab es bekanntlich ja keine Neuauflage des Still-Lebens. Zu groß der Aufwand, zu hoch die Kosten. Obwohl Fritz Pleitgen, Vorsitzender der Ruhr.2010-Geschäftsführung, kurz nach der großen Autobahn-Sause doch die Devise ausgab: „Auf ein Neues. Lass uns das noch mal probieren.“ Ein Versuch wäre es wert!