Bulmke-Hüllen. Ausstellung „Fluch und Segen“ der Kirchen bringt Beispiele für Gelsenkirchen. Die Analyse sieht Chancen mit neuen Partnern in ihren Quartieren.
„Zusammendenken“, diese Wortschöpfung prägte den Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung „Fluch und Segen – Kirchengebäude im Wandel“ in der evangelischen Pauluskirche an der Hammerschmidtstraße. Jörg Beste fasste damit die Möglichkeiten und gleichzeitig die Bedingungen für die Kirchen zusammen, die aus der Nutzung fallen. Sie sind schon von den Gemeinden aufgegeben, entwidmet oder für eine veränderte Zukunft vorgesehen. 17 Beispiele zeigt die Ausstellung in Form eines „mobilen Museums“.
Seit Pfingsten 2020 ist auch die Pauluskirche geschlossen. Diesmal war sie so gut besucht, wie es unter Corona-Bedingungen nur möglich ist. Beste, ein Experte für die Umnutzung von Kirchen mit Begleitung von Kirchengemeinden, umriss das Spannungsfeld. Von den etwa 6000 christlichen Kirchen in NRW sei etwa etwa ein Drittel nicht mehr für Gottesdienste vorgesehen, von drei ihrer sieben Gotteshäuser habe sich die evangelische Apostelgemeinde in Gelsenkirchen schon verabschiedet.
Aber er sah Hoffnung, wenn Kirchen nicht nur sichtbar, sondern erlebbar und überzeugend präsentierten. In der städtebaulichen und sozialen Umgebung der jeweiligen Quartiere müsste dazu eine „tragfähige diakonische und pastorale Nutzung“ entwickelt werden.
Vorhandene Räume und neue Partner
Das „Zusammendenken“ machte er fest an den richtigen Räumen, die an und in den Kirchen da wären und neuen Partnern, mit denen es sich zu vernetzen gelte. Das auch, wenn die Nutzung erst einmal ungewöhnlich erscheine
angesichts der traditionellen Ausrichtung der Sakral-Gebäude
In beiden großen Kirchen hat sich die Entwicklung der schwindenden Mitgliederzahlen weiter fortgesetzt. Die Evangelische Kirche Gelsenkirchen verzeichnet 623 Austritte im Jahr 2019, die Katholische Kirche vor Ort 522.
Im vergangenen Jahr gab es 78.015 Katholiken, bestattet wurden 922 katholische Menschen, getauft wurden dagegen nur 519. Während sich 2018 noch 112 Paare katholisch trauen ließen, waren es ein Jahr später nur noch 77 Paare.
, wie in der Pauluskirche, für die es die Vorstellung als künftigem „Ort des Lernens“ mit dem Gymnasium direkt gegenüber gebe.
Anstöße für neues Denken
„Dadurch entstehen positive Gedanken auch für das gesamte Quartier“, unterstrich Beste. Die Sozialverbände etwa seien aufgefordert, für die Bewältigung ihrer Aufgaben aus ihren Sonderstrukturen heraus- und in das Gemeindeleben einzutreten. „Zukunftsfähig ist dadurch ein am Gemeinwesen orientiertes Sozialleben“, zeigte er sich überzeugt.
Ein „Gelsen ohne Kirchen“ wollte Beste auf keinen Fall skizzieren, vielmehr schloss er mit den Worten: „Man ist ja auch an Wunder gewöhnt.“
Die Ausstellung, die durch ganz NRW wandert, ist Teil des Projekts „Zukunft – Kirchen – Räume“ des Vereins Baukultur Nordrhein-Westfalen. Infos: https://www.zukunft-kirchen-raeume.de/. Zu sehen ist sie in der Pauluskirche bis Mittwoch, 29. Juli, täglich von 15 bis 18 Uhr. Weitere Termine unter 0209 23963.