Gelsenkirchen. Keine Termine, lange Wartezeiten: Bei der Gelsenkirchener Zulassungsstelle läuft es nicht so, wie viele es sich wünschen. Dafür gibt es Gründe.
Die Probleme sind teilweise nicht neu - die Verärgerung auch nicht. Immer wieder machen Autofahrer, die, die es werden wollen, aber auch Händler ihrem Unmut Luft: An der Gelsenkirchener Fahrzeug-Zulassungsstelle läuft es nicht so, wie viele von ihnen es sich wünschen. Warum es dafür gleich mehrere Gründe gibt.
Gelsenkirchen: Lange Wartezeiten durch die Zulassungsstelle
Ein Fallbeispiel: Eigentlich wollte Michael Wagener nur sein "liebgewonnenes Nummernschild" von seinem alten Wagen auf das neue Fahrzeug übertragen. Das sollte kein Problem sein, versicherte Wageners Autohaus. Wenn er seinen Altwagen am Montag abgibt, kann er am Freitag seinen Neuwagen mit gewohntem Kennzeichen wieder beim Händler abholen.
"Eine knappe Woche scheint mir sehr lang" - aber Michael Wagener war einverstanden. Doch der 46-Jährige bekam erst am darauf folgenden Montagnachmittag den Anruf, dass sein Auto nun bereit sei. Im Gespräch mit der Redaktion sagt er: "Es gab wohl einige Verzögerungen an ganz vielen Stellen."
"Die Leute waren teilweise echt verzweifelt"
Ein 41-jähriger Gelsenkirchener, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, wollte sich eigentlich nur für seinen Neffen um die Erlaubnis zum begleiteten Fahren kümmern. Auch er hatte Probleme, online einen Termin bei der Führerscheinbehörde zu bekommen. Vergeblich. Am Ende hatten er und sein Neffe nach einer Woche "endlich Glück".
Was den Mann aber viel mehr umtreibt, sind die Begegnungen direkt vor Ort, vor der Zulassungsstelle. "Die älteren Menschen stehen auf dem Schlauch, wie sollen die das schaffen, online Termine zu buchen?", fragt der 41-Jährige. "Die Leute taten mir leid, die waren teilweise echt verzweifelt", das berichtet er auch von seinen Gesprächen.
Es gibt Kunden, die buchen die Termine weg
Die Verwaltung verspricht in diesem Fall Abhilfe, die "hauptsächlich für die ältere Bevölkerung" eingerichtet wurde, wie Doris Bußmann, stellvertretende Leiterin des Referates Bürgerservice, betont. "Seit dem 1. Juli haben wir ein Callcenter miteinbezogen", erklärt Michael Wensing, Abteilungsleiter bei der Fahrzeug-Zulassungsstelle. Über die Telefonnummer 0209/169-9595 können so zum Beispiel Termine abgesagt oder Anliegen mitgeteilt werden.
Die Sache mit den Terminen und der Online-Vergabe ist ein großes Problem, um das man auch bei der Zulassungsstelle und dem dafür zuständigen Referat Bürgerservice weiß. "Es gibt Kunden, die buchen uns die Termine weg", sagt Doris Bußmann. Einige würden beispielsweise gleich mehrere Termine pro Tag bei der Zulassungsbehörde reservieren. Und so Zeitfenster blocken, die sie mitunter gar nicht benötigen. Andere buchen über mehrere Wochen hinweg für sie möglicherweise passende Uhrzeiten.
Ein Viertel der Kunden erscheint nicht zu den vereinbarten Terminen
Das eigentliche Ärgernis: Bis zu einem Viertel der Kunden erscheint nicht zu den vereinbarten Terminen. Viele sagen noch nicht einmal ab. "Wir appellieren an die Solidarität unserer Kunden", betont Doris Bußmann. Denn würden mehr Absagen kommen, hätten die städtischen Mitarbeiter "sofort wesentlich mehr Termine für andere zur Verfügung."
An der Online-Terminvergabe wolle man dennoch festhalten, es sei schlicht "das optimale Verfahren." Wenn auch gilt: "Wir wollen es noch weiter optimieren", so Doris Bußmann. Eine technische Lösung könnte beispielsweise helfen: Zwei Stunden vor dem Termin gibt es eine Erinnerungs-E-Mail. Darin ein Link, den ausgewählten Termin zu bestätigen. Bislang ist es aber noch keine Pflicht, eine E-Mail-Adresse bei der Buchung zu hinterlassen.
Im Juni wurden mehr Anliegen berarbeitet als im Januar
Und wie läuft die Arbeit in Zeiten von Corona? "Wir waren erreichbar, haben die Fälle im Hintergrund abgearbeitet, jeden Tag weiterhin auch die Privatkunden bedient", erläutert die stellvertretende Referatsleiterin. "Im Juni haben wir mehr Anliegen bearbeitet als im Januar", weiß Michael Wensing. In Zahlen bedeutet das, bezogen nur auf die reine Zulassungsbehörde: 6332 waren es im Juni, im Januar 6110. Im April, als die Zulassungsstelle komplett geschlossen blieb, waren es 3983.
Ab von Corona gibt es weitere Punkte, die reibungslose Abläufe an der Wildenbruchstraße nicht immer garantieren. "Fünf Kollegen befinden sich derzeit noch in der Einarbeitung", so Doris Bußmann. Auch die Verfahren würden immer komplizierter werden, ergänzt Michael Wensing. "Hinzu kommen die problematischen Fälle, die tagtäglich hier auftauchen. Es gibt viele Baustellen, an denen wir arbeiten", so Wensing weiter.
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