Gelsenkirchen. Händler und Servicedienste kritisieren lange Bearbeitungszeit der Zulassungsstelle Gelsenkirchen. Für manche sind die Zeiten geschäftsschädigend.
Der tägliche Stress in der KFZ-Zulassungsstelle nimmt immer drastischere Formen an. Bereits vor Sonnenaufgang stehen Autofahrer vor dem Gebäude an der Wildenbruchstraße Schlange. Sie wollen nach der Öffnung um 8 Uhr die Wartemarke bekommen. Die begehrten „Türöffner“ für einen mitunter sehr langen Aufenthalt im Warteraum sind in der Regel 30 Minuten nach Dienstbeginn bereits vergriffen.
Wer zu spät aufgestanden ist, kann wieder den Heimweg antreten. Auch Händler klagen über viel zu lange Bearbeitungszeiten, bis ihre Anträge bearbeitet worden sind. Die meisten Autohäuser lassen die Anmeldungen für ihre Kunden über Zulassungsdienste erledigen. Wolfgang Miebach, Inhaber eines Zulassungsservices in Gelsenkirchen, fühlt sich durch die städtische Bürokratie ausgebremst. „Wir haben Rückstände, für die die Kunden kein Verständnis aufbringen. Ich habe erlebt, dass mit der kompletten Mannschaft innerhalb einer Stunde ganze fünf Zulassungen bearbeitet worden sind.“
Der Geschäftsmann vermutet, dass auch unter den Beschäftigten der Frust groß ist. Er kritisiert die Begrenzung bei der Abgabe von Anträgen durch Händler und Servicedienste. Miebach: „Freitags können nur noch zehn, donnerstags 25 und an allen anderen Tagen 25 Anträge abgegeben werden.“ In anderen Zulassungsstellen sei der Service besser. Man erhalte Bescheid, wann die Anträge abgeholt werden können. Wolfgang Miebach wirft der Stadt vor, Antragsteller immer wieder zu vertrösten, dass es demnächst schneller gehen werde. Getan habe sich nichts, es sei noch schlimmer geworden.
Finanzielle Vorleistung der Händler
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Volker Taimer, Verkaufsleiter im Gladbecker Autohaus Katzner, ist sauer auf die Stadt: „Ich habe jetzt fünf volle Werktage warten müssen, bis die Anträge bearbeitet waren. In Essen waren sie nach zwei Tagen erledigt.“ Die Gelsenkirchener Behörde sei absolutes Schlusslicht bei der Bearbeitung. Warum?, fragt Taimer, stelle die Stadt keine Springer ab, um die Engpässe zu beseitigen. Langfristig müsse mehr Personal für den komplizierten Arbeitsbereich ausgebildet werden.
Die Zulassungszahlen haben auch in Gelsenkirchen weiter zugenommen. Innerhalb von fünf Jahren von knapp 60.000 auf über 67.000. Frank Basdorf, Inhaber von Automobile Basdorf, appelliert an die Stadt, etwas zu unternehmen, um die Situation zu verbessern. „Es muss sich was ändern, kein Kunde versteht das.“ So müssten durch die Anmelde-Verzögerungen auch Händler bei Autoverkäufen länger in finanzielle Vorleistung treten. Der Zustand, so Basdorf, sei für alle Beteiligten, auch für die Mitarbeiter der Zulassungsstelle, unbefriedigend. Ein in Kunde im Autohaus Turowski hatte nach langer Wartezeit die Nase voll. Er trat von seinem Autokauf zurück.
Zulassungsdienste sammeln Unterlagen ein
Viele Händler geben die Daten ihrer Kunden zur Anmeldung an Zulassungsdienste wie Miebach in Gelsenkirchen oder Rhein-Ruhr-Zulassung in Bochum. Mitarbeiter sammeln die Anmeldeunterlagen für Neu- und Gebrauchtwagen bei verschiedenen Händlern im Ruhrgebiet ein und geben sie in der Zulassungsstelle ab. In Duisburg und Gelsenkirchen ist die Bearbeitungszeit am längsten. In Essen ist die Anmeldung in der Regel nach zwei Tagen abgeschlossen.