Gelsenkirchen-Horst. Sopranistin Diana Petrova Darnea präsentierte romantische Lieder von Komponistinnen. So war ihr Konzert nach der Corona-Pause in Gelsenkirchen:
„Ich zittere wie eine Studentin bei der Prüfung“, gestand Diana Petrova Darnea am Sonntagnachmittag ihrem Publikum auf Schloss Horst. Schließlich war die Aufregung groß, nach gut drei Monaten erzwungener Corona-Pause wieder auf der Bühne zu stehen.
Eigentlich hatte die etablierte Sopranistin nur einen Saal gesucht, um vor maximal zehn Freunden ein neues Programm auszuprobieren, bei Anfrage zum Saal im Schloss schlug das Kulturreferat Gelsenkirchen vor, ein öffentliches Konzert zu organisieren. „Mir war gar nicht so klar, dass das schon wieder geht“. Es ging, selbstverständlich mit Hygienevorgaben. Mund-Nasen-Maske bis zum Platz, Zweier-Stuhlgruppen mit ausreichendem Abstand, Desinfektionsmittel am Eingang.
Kulturreferat Gelsenkirchen half, ein öffentliches Konzert zu organisieren
„Zu Trinken gibt es nichts, nicht mal Kranwasser?“, bedauerte eine Besucherin, verstand jedoch letztendlich, dass es aus Infektionsschutzgründen besser ist, keine Gläser herauszugeben. Spätestens beim Erklingen der ersten Töne von Fanny Mendelssohn-Hensels „Dein ist das Herz“ war aber jeglicher Hunger und Durst verschwunden, einfach zu schön wieder klassische Musik live zu hören. Dazu noch von einer solch wunderbaren klaren Stimme und in Begleitung eines hervorragenden Pianisten wie Denis Ivanov.
Von entrückter Romantik das „Schwanenlied“ von Hensel
„Ich habe mich während der auftrittsfreien Zeit wieder dem Studium von Kunstliedern des 19. Jahrhunderts gewidmet“, sagte Petrova. Eine Besonderheit des Programms, es waren ausschließlich Werke von Komponistinnen. Von entrückter Romantik das „Schwanenlied“ von Hensel, betörend schön die Lieder von Clara Schumann, wahnhaft süß der Traum „In meines Vaters Garten“ von Alma Mahler-Werfel.
Ivanov präsentierte eine Entdeckung mit dem Piano-Solo Stück Prélude in d-moll von Lili Boulanger. Sphärische Cluster, spannungsgeladene Bögen, Anschläge in oberen Oktaven spitz wie Nadelstiche. Kompositionen von Frauen, die selber renommierte Sängerinnen waren, Eva dell´Acqua und Pauline Viardot-Garcia, setzten Virtuosität und Brillanz der hohen Stimmlage in Szene. Petrova zeigte glänzende, funkelnde Koloraturen und einfühlsame Interpretationen. Mit einem russischen Teil ging das Konzert nach rund neunzig Minuten nahtloser Kunst zu Ende.
Premiere: Vertonungen von Poesien der Marina Zwetajewa
Zwei russische Dichterinnen des 20. Jahrhunderts setzten den Schlusspunkt. Anna Achmatova im musikalischen Gewand von Slominski, der einzige Mann im Programm. Die Vertonungen von Poesien der Marina Zwetajewa hingegen waren eine absolute Premiere, die leidenschaftliche Musik voller Inbrunst von Petrovas Freundin Antonina Rostovskaya in Moskau frisch geschrieben. „Dort herrscht noch komplettes Auftrittsverbot für Künstler wegen der Pandemie“.