Gelsenkirchen-Altstadt. . Diana Petrova Darnea interpretierte in der Neuen Synagoge in Gelsenkirchen Lieder von Marlene Dietrich. Lyubov Orlovas Musik erklang auch.
Die Bühne im Kurt-Neuwald-Saal der Neuen Synagoge gehört ihr ganz allein. Auch wenn das eigentlich nicht stimmt. Denn Diana Petrova Darnea hat noch den Pianisten Denis Ivanov, den Klarinettisten Roman Kuperschmidt sowie ihren Regisseur Ricardas Pintveris mitgebracht. Doch diese drei Herren haben sich seitlich neben die Bühne platziert.
Auf dem Podium sieht man nur die aus Russland stammende, ehemalige Solistin des Ensembles am MiR, die längst in Gelsenkirchen heimisch geworden ist. Aber zwei weitere Damen sind die ganze Zeit ebenso präsent, wenn auch nur zwischendurch auf einer Leinwand sichtbar: Marlene Dietrich und die hier nicht ganz so bekannte Lyubov Orlova.
Weibliche Filmstars
Denn der inszenierte Liederabend „Marlene Dietrichs russische Seele“ lässt nicht nur wieder die Dietrich aufleben, sondern auch ihr russisches Pendant Lyubov Orlova.
Die 1902 im russischen Swenigorod, 50 Kilometer westlich von Moskau, geborene Ljubow Petrowna Orlowa gilt als der erste Star des sowjetischen Films. Bis zu ihrem Tod 1975 war sie jedoch auch als Theaterschauspielerin und Sängerin unterwegs. Nach einem abgebrochenen Studium am Moskauer Konservatorium nahm Orlova Unterricht an der Moskauer Balletthochschule – 1934 hatte sie ihr Filmdebüt als Gruschenka in Grigori Roschals Dostojewski-Verfilmung „Peterburgskaja notsch“. Später wurde sie mit Preisen überhäuft.
International als Sängerin unterwegs
Diana Petrova Darnea wurde in Russland geboren und studierte Chorleitung und Gesang an der St. Petersburger Musikhochschule Rimsky-Korsakow sowie an der Zürcher Hochschule der Künste.
Eine Kritiker-Umfrage der WAZ kürte sie 2010 für ihre Rolle als Zerbinetta in der MiR-Produktion „Ariadne auf Naxos“ als „beste Nachwuchssängerin“.
Fast zeitgleich arbeitete die ein Jahr eher in Berlin geborene Marie Magdalene Dietrich an ihrer Schauspiel-, Film- und Gesangskarriere. 1939 nahm sie die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten an und unterstützte die US-Truppen während des Zweiten Weltkriegs – bis heute gilt sie daher als eine der wenigen deutschsprachigen Schauspielerinnen, die auch Hollywood-Ruhm erlangte.
Schillernde Künstlerinnen
Beide Damen waren schillernde Künstlerinnen der Vor- und Nachkriegszeit. Sie miteinander in einem Programm mit Musik und kleinen Geschichten, auch von glücklicher und unglücklicher Liebe, zusammenzubringen – eine wunderbare Idee von Diana Petrova in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Richardas Pintveris, der den Abend mit projizierten Filmszenen im Hintergrund ins „richtige Licht“ rückt.
Dazu die Lieder aus dem Repertoire beider berühmter Sängerinnen. Die der Dietrich, ja die kennt man. „Lili Marleen“, „Die fesche Lola“, die dann später noch mal vom Band im stampfenden Discobeat daherkommt, oder auch „Ich weiß nicht zu wem ich gehöre“.
Unterhaltsamer und informativer Abend
Aber die Lieder der Orlova, die kennt man nicht so. Schön, wie Diana Petrova Darnea die Musik der Russin und natürlich auch der Dietrich näherbringt, zumal aus der Hörweise einer klassisch geschulten Stimme. Sie tut das exaltiert, mit wechselnden Kostümen, wie sie auch die Protagonistinnen trugen.
Dass am Ende beide Ikonen als Marionetten in den Händen der Sängerin tatsächlich aufeinandertreffen ist ein witziger Einfall unter einen unterhaltsamen und zugleich informativen Liederabend in der Neuen Synagoge.