Die umstrittene Lenin-Statue in Gelsenkirchen ist seit Samstag enthüllt. Hunderte schauten zu. Sie polarisiert die Bevölkerung. Ein Kommentar.
Die umstrittene Lenin-Statue vor der MLPD-Zentrale war am Samstag noch gar nicht enthüllt, da verkündete die Parteivorsitzende bereits, dass eine zweite von Karl Marx an gleicher Stelle bald folgen solle. Ein Anwohner, der sich die Zeremonie aus der Distanz von der anderen Seite der Schmalhorststraße aus angeschaut hatte, zog in diesem Monet leicht erstaunt eine Augenbraue hoch und stellte betont nüchtern fest: „Sollen die doch gleich noch eine von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht dazustellen. Dann können die hier in Horst einen kommunistischen Ableger von Madame Tussauds aufmachen.“
Ja, auch mit Spott wird die linksextreme Partei, die ihren Bundessitz in Gelsenkirchens Nordwesten hat, nach der sogar gerichtlich erkämpften Aufstellung des Standbildes in Zukunft leben müssen. Aber eines müssen sogar die schärfsten Kritiker anerkennen: Den bekennenden Sozialisten ist aus Marketing-Sicht ein echter PR-Coup geglückt.
Wahlergebnisse jenseits der Wahrnehmungsgrenze
Eine Partei, die bei Wahlen mit ihren Ergebnissen stets jenseits der Wahrnehmungsgrenze verbleibt, war seit drei Monaten in der Stadt und medial in aller Munde. Zur Enthüllung waren Journalisten aus Deutschland und aller Welt angereist. Das kommt auch nicht alle Tage vor in Gelsenkirchen.
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Doch was ist diese Statue denn nun? Das kommt auf die Betrachtungsweise und die jeweilige Weltanschauung an. Die einen sehen darin den vielzitierten „Schandfleck für Horst“ und einen „unzeitgemäßen Personenkult für einen Massenmörder“. Für die anderen ist sie „neuer Anziehungspunkt im Stadtteil“ und „Würdigung für einen Namensgeber der Partei“.
MLPD sehnt sich nach einer „Diskussion auf Augenhöhe“
Wer von außen drauf schaut, der mag im Verhalten der MLPD vor allem einen stummen Schrei nach Liebe erkennen. Denn in jeder Rede, die da am Samstag gehalten wurde, kam zum Ausdruck, dass sie sich als bekennende Sozialisten vom Rest der Gesellschaft ausgegrenzt, ignoriert und diskriminiert fühlen. Da schimmert glasklar die Sehnsucht durch, in einen Dialog über unser Gesellschaftssystem treten zu können, „der demokratisch, auf Augenhöhe und gleichberechtigt stattfindet“, wie es die Parteivorsitzende Fechtner formulierte.
Die Lenin-Statue war für die MLPD der „Knalleffekt“, der dafür sorgte, dass über sie gesprochen wird. Ob künftig auch mit ihr debattiert wird, das werden die Sozialisten nicht erzwingen können.
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