Gelsenkirchen-Schalke. Die Gelsenkirchener Stölting Gruppe beackert ein neues Geschäftsfeld: In Schalke entstand ein Lager für Atem-Schutzmasken. Ein Millionenprojekt.
Der Einstieg war überschaubar: Vor gut vier Monaten, als mit dem Anstieg der Corona-Fälle international der Wettlauf um ein rares Gut einsetzte, wickelte Dominik Mosbacher einen „ersten kleinen Auftrag ab. Damals haben wir rund 10.000 Atemschutzmasken geordert“, sagt der 28-Jährige. Es war der Auftakt zu einem Riesen-Geschäft, in dem die Gelsenkirchener Stölting Gruppe und Geschäftsführer Dominik Mosbacher große Akteure wurden. Eine frühere Schalker Industriehalle wurde in Pandemiezeiten zum Großlager: Aktueller Bestand: Rund 75 Millionen Mund-Nase-Masken. 50 Millionen Stück wurden für den Bund eingelagert.
Alte Hallen der Gelsenkirchener Maschinenfabrik Schalker Eisenhütte
An der Magdeburger Straße in Schalke erinnert noch viel an das alte Revier, an die Hochzeit von Kohle und Stahl. Die Schalker Eisenhütte, ein Betrieb der Bochumer Eickhoff-Gruppe, hatte hier ihren Sitz. Loks für den Bergbau, Kokereimaschinen, aber auch Getriebeteile für Windräder wurden produziert. Arbeitskämpfe und Proteste begleiteten vor Jahren den Abstieg des 1872 gegründeten Traditionsunternehmens. 2018 wurde der Restbetrieb von Eickhoff veräußert. Die Hallen wurden großteils geräumt – und in den vergangenen Wochen wieder gefüllt. 9500 Quadratmeter Fläche hat Stölting gemietet – und mit abertausenden Paletten und zigtausenden Kartons gefüllt.
Eines der größten Lager für Schutzmasken in privater Hand
„Über 400 Lkw-Ladungen haben wir hier abgewickelt. Der Rückstau reichte an einigen Tagen bis auf die Magdeburger Straße“, sagt Dominik Mosbacher. Wie sein Bruder Sebastian und Vater Hans Mosbacher ist er Geschäftsführer der Stölting Service Group. Die hat mittlerweile das seiner Einschätzung nach größte Lager für Schutzmasken in privater Hand hochgezogen. „Insgesamt sind schon knapp 100 Millionen Schutzmasken über unserer Vertragspartner gehandelt worden. Wir haben die Geschäfte organisiert, strukturiert, die Logistik erledigt“, sagt Mosbacher. Über die Verteilung eines Großteils des Lagerbestands entscheidet der Bund. Stölting sorge dann dafür, dass die Masken die Empfänger erreichen.
Stölting-Security bewacht das Lager rund um die Uhr
Ein Stölting-Fahrzeug steht an der alten Werkszufahrt. Ordner kontrollieren den Eingang. Sicherheitskräfte hat das Unternehmen rund um die Uhr im Einsatz, um das Lager zu bewachen, zehn Logistikkräfte kümmern sich aktuell um die Organisation des Warenflusses, zudem wurde ein eigenes fünfköpfiges Prüfteam aufgebaut, das Zertifikate, Ware und Lieferpapiere checkt, kontrolliert, ob der Kartoninhalt den Angaben entspricht. „Die Prüfverfahren sind sehr aufwändig. Aber das ist selbstverständlich, damit die Qualität gesichert ist“, sagt Mosbacher. Große Zettel auf Kartons mit einem grün aufgedruckten „OK“ zeigen, das die Prüfung des Inhalts zur Zufriedenheit ausgefallen ist
Die Schutzmasken kommen aus Produktionsbetrieben in China
Die Aufschriften auf den Kartons verraten auch, woher die Masken großteils kommen, zig Adressen aus China sind aufgedruckt. In Fernost, aber auch in Europa hat Mosbacher eingekauft. Wie er das angesichts der internationalen Konkurrenz geschafft hat? „Man muss Menschen kennen“, sagt der 28-Jährige. Das Firmennetzwerk hat offenbar Kaufkontakte geebnet.
Gelsenkirchener haben im Stölting Harbor in Graf Bismarck ihren Firmensitz
An über 30 Standorten bundesweit beschäftigt Stölting mit verschiedenen Firmen über 7000 Mitarbeiter in den Sparten Gebäudereinigung, Sicherheitsdienstleistungen und Personalservice. Auch der Handel mit Reinigungsmitteln und Schutzkleidung wurde bereits über eine der Stölting-Firma betrieben. Doch nun sind die Gelsenkirchener, die im Neubau am Hafen Graf Bismarck ihren Firmensitz haben, mit ihrer Tochter Stölting Sales & Service in dieser Sparte in neue Dimensionen vorgestoßen.
Großenteils KN 95 FFP2-Masken wurden eingelagert – im Gesundheitswesen von Kliniken über Arztpraxen bis zu Altenheimen werden sie benötigt. Mosbacher rechnet, dass aktuell täglich an die 20 Millionen Deutsche Maske tragen (müssen), den Schutz teilweise mehrfach täglich wechseln. Sprich: Der Bedarf ist riesengroß. „Und viele haben in der Praxis immer noch nicht die Masken in der Zahl, die sie eigentlich brauchen.“ Bei Stölting geht man daher von einem nachhaltigen Geschäftsbetrieb aus. Entsprechend wurde der Mietvertrag für die Hallen abgeschlossen Mosbacher: „Wir wollen natürlich langfristig was aufbauen und möglichst europaweit für verschiedenen Länder Schutzmasken erwerben und liefern.“
Für das operative Geschäft der Gruppe bundesweit unterwegs
Mosbacher ist durchaus „stolz, dass wir es geschafft haben, das Lager, die Logistik und ein entsprechendes Team in recht kurzer Zeit aufzubauen“. Bundesweit ist der 28-jährige für das operative Geschäft der Gruppe unterwegs. Das Lager ist nun ein Teil seines Jobs. „Die Arbeitstage“, sagt Dominik Mosbacher, „sind jetzt halt noch ein bisschen länger geworden“.
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