Gelsenkirchen. Gelsenkirchener Schüler sehen Vorteile im digitalen Unterricht nur mit eigenen Endgeräten. Im Homeschooling die gegenseitige Motivation vermisst.
Auch bei den Schülern ist das Echo auf das Lernen im „Homeschooling“ unterschiedlich, aber eindeutig nicht euphorisch. Einige Gründe: „Es hat ganz gut geklappt, ist aber sehr anstrengend“ (Dilem, Jg 8, GSÜ), „Es war ok, weil ich Hilfe von meinem Bruder hatte“ (Emilio, Jg 8, GSÜ), „Da es keinen geregelten Alltag gab, war es schwierig, sich fürs Lernen zu motivieren“ (Sophia, Berufskolleg Königstraße). Positives Echo gab es auch hier aus der Gesamtschule Horst: „Ich habe mich immer unterschätzt, was mir das nötige Selbstbewusstsein im Unterricht entzogen hat. Durch positives Feedback von meinen Lehrern konnte ich jetzt erkennen, dass mehr in mir steckt.“ (Ilayda Kavak). Abiturient Virgil Adamczuk findet, die Mischung aus Homeschooling und Unterricht habe sich positiv auf seine Abiturvorbereitung ausgewirkt. Klar ist: Auch hier hängt die Begeisterung für digitales Distanzlernen mit der eigenen digitalen Ausstattung und der Lernsituation daheim zusammen.
Der strukturierte Schulalltag hat gefehlt
Für das neue Schuljahr wünscht sich Ilayda Rhana (GS Horst) „Motivation und Disziplin. Und ich mache mir Sorgen, wie es nächstes Jahr mit den Abschlüssen aussieht und auch bei der Studien- bzw. Ausbildungssuche. Ich wünsche mir mehr Unterstützung, mehr Bildungsangebote von Unis und Arbeitgebern.“ Gefehlt hat vielen der strukturierte Schulalltag, die fehlende Möglichkeit, direkt beim Lehrer nachfragen zu können, und vor allem: die gegenseitige Motivation.
Lehrer hatten ein offenes Ohr
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Auch Elif Özdemir (Berufskolleg Königstraße, Fachabi-Abschlussklasse) hat „der persönliche Kontakt mit den Lehrkräften gefehlt, online war das nicht dasselbe. Aber es war schön, dass wir mit ihnen telefonieren konnten, sie ein offenes Ohr für uns hatten.“ Vor allem in den Abschlussklassen ging die Angst um, dass „die Prüfungen nicht klappen“. Ein mehrfach geäußerter Wunsch daher auch: Klare Ansagen für die nächsten Prüfungen seitens des Landes.
Klar ist den meisten befragten Schülern: Man muss sich organisieren, „täglich die Aufgaben machen“ (Florent, GSÜ) und lernen „alleine klar zu kommen“ (Anduena, GSÜ).
Zitate von Schülern verschiedener Schulen
Die Ausstattung unserer Schule ist sehr modern, zuhause bin ich auch mit den digitalen Geräten ausgestattet. Ich finde IServ sehr gut, da man viele Möglichkeiten hat. Ich finde, dass das Homeschooling Einfluss auf die Selbstständigkeit hat. (Clarissa Gutkorn Q1, Gesamtschule Horst)
„Die digitale Ausstattung an der Schule ist gut. Trotzdem braucht die IServ App eine Verbesserung. Außerdem kann am Handy zuhause keine PowerPoint-Präsentation machen.“ (Demez Hama, GS Horst)
„Ich kann mich zu Hause nicht so gut konzentrieren. (Dilem, GSÜ)
„Wir brauchen Mut und Zuversicht, sollten mit den neuen Erfahrungen arbeiten, die Möglichkeiten nutzen, die uns durch Corona auferlegt wurden. Wichtig ist, dass wir einen Teil des geregelten Alltags zurückbekommen und die positive Grundeinstellung bewahren. (Virgil Adamczuk, Q2, Horst)
„Zuhause fehlt die Erklärung der Lehrer und das Gefühl, besser zu arbeiten.“ – „Es nervt, wenn man nichts verstanden hat für die Hausaufgaben.“ – „Es hat das Schulgefühl gefehlt zuhause.“ (Achtklässler der Gertrud-Bäumer-Realschule)
„Ein Vorteil ist, dass man im Homeschooling lernt, Aufgaben auch mal alleine zu lösen.“ (Talip, Gesamtschule Ückendorf, 8. Jahrgang)
„Es ist anstrengend, alle Aufgaben auf dem Handy zu bearbeiten, Arbeitsblätter sind besser.“ (Gzim, GSÜ, Jg 8)
„Ein Nachteil im Homeschooling ist für mich, dass ich für meine Motivation die Mitschüler und die Lehrer brauche.“ (Hacer, GSÜ, 8. Jg)
„Ich glaube, die digitale Ausstattung ist ein zentraler Punkt, der es Schülern sehr schwer macht. Ich habe keinen eigenen Laptop oder Drucker, nicht immer Internet-Zugang. Es wäre ein Segen für ganz viele, wenn Laptop, Drucker usw. Schülern aus sozioökonomisch schwachen Haushalten zur Verfügung gestellt würden, damit sie unter den gleichen Bedingungen wie Schüler aus Haushalten mit guten Rahmenbedingungen am schulischen Geschehen teilnehmen können. Das Schülerstipendium der Ruhrtalente zum Beispiel hat seine Kapazitäten erhöht. Fortbildungen für LehrerInnen könnten auch zu einem besseren Gelingen führen, da manche Lehrer kompetenter mit Technik sind als andere.“ (Samet Besyaprak, Q1, Gesamtschule Horst)
„Mir hat hat am meisten die Atmosphäre in der Klasse gefehlt. Als Schülerin der Fachabi-Abschlussklasse hatte ich mir die letzte Zeit vor den Prüfungen ganz anders vorgestellt. Ich habe in der Zeit nochmal verstanden, wie wertvoll es ist, dass man zur Schule gehen, und dort gemeinsam lernen kann. (Elif Özdemir, BK Königstraße)