Gelsenkirchen-Buer/Berlin. Corona als Kultur-Killer: So arbeiten Musiker Dale Lohse und Schauspielerin Samira Calder aus Buer mit Engagement und Optimismus dagegen an.
„Wie jeder Freiberufler beschäftige ich mich in dieser Zeit mit Plan A und Plan B, überlege, das oder das macht mir auch Spaß. Es ist schon so, dass ich mich als Schauspielerin begreife und das auch bleiben möchte“, sagt Samira Calder. Die 33-Jährige lebt mit ihrer Kunst – und von ihr. In einer Zeit, in der viele befürchten, dass die Corona-Pandemie zum Kunst-Killer wird, weil sie vor allem die Vielfalt bedroht, kleinen Spielstätten und damit der freien Szene große Probleme bereitet, trotzt die Bueranerin wie viele andere Kreativschaffende der Krise und bleibt optimistisch.
Gelsenkirchener erleben neue Formate und neue Angebote
„Natürlich erlebe ich, dass die ganze Branche auf den Kopf gestellt wird. Auf der anderen Seite freue ich mich über ganz neue Formate und neue Angebote.“ Die Herausforderung dieser Tage sei auch die damit verbundene Chance: „Dinge neu zu bewerten.“ Die Schauspielerin, die meist in Berlin lebt und arbeitet,
weiß aber auch um mögliche Spätfolgen. „Das Geld, was jetzt ausgegeben wird, um die Krise in den Griff zu bekommen, das muss ja auch wieder reingeholt werden. Das wird eingespart in der Bildung und in der Kunst“, befürchtet Samira Calder.
Wie ein Berufsverbot
Zu fehlenden Subventionen kommen dann fehlende Einnahmen, weil in kleinen Häusern die neuen Richtlinien bedeuten, dass nur eine Handvoll Menschen rein dürfen. „Es weiß ja keiner, ob es demnächst einen normalen Spielbetrieb geben wird.“ Bis Ende Juli, so hat es der Berliner Senat beschlossen, werde es zumindest überhaupt keine Vorstellungen geben.
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Derweil ist solch faktisches Berufsverbot für den jungen Schlagzeuger Dale Lohse mittlerweile aufgehoben. Das spürt er sogar schon. „Es stehen ein paar Konzerte an.“ Natürlich coronakonform. „Das wird schon komisch, wenn die Zuschauer so weit auseinander sitzen. Für Konzerte, die davon leben, dass die Menschen mitmachen, ist es schwierig“, meint der 30-Jährige, der zuletzt mit einem besonderen Karaoke-Format mit Live-Band in Buer erfolgreich war. Tragisch nur, dass öffentliches Singen mittlerweile als gesundheitsgefährdend gilt. „Für dieses Jahr kann man das Thema beiseite legen.“
Unterricht per Skype
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Seinen Optimismus lässt sich Dale Lohse aber nicht nehmen. Man müsse schauen, dass man das Beste mache aus dieser außergewöhnlichen Zeit. Finanziell könne er sich mit Unterricht über Wasser halten, erzählt er. Das war schon vor der Krise sein zweites Standbein – und mittendrin. „Ich habe per Skype weiter unterrichtet. Das klappte ganz gut.“
Auf Nachfrage räumt er ein, schon darüber nachgedacht zu haben, ob er sein Studium der Sozialwissenschaften nicht doch zum Teilzeit-Beruf machen solle. „Ob ich das tue, hängt von der Entwicklung der nächsten Wochen ab.“ Ganz überzeugt scheint er jedoch nicht. „Dafür mache ich zu gerne Musik. Noch glaube ich dran, dass sich Wege finden, obwohl ich nicht denke, dass wir schnell zu alten Konzertformaten zurück finden werden.“ Ein Gutes habe die neue Freizeit dann übrigens doch: „Ich beobachte, dass viele Musiker die Zeit nutzen, um Songs zu schreiben, vielleicht sogar kreativer sind. In jeden Fall wäre es falsch, jetzt zu resignieren.“
Workshop
Der nächste Schauspiel-Workshop von Samira Calder und Josefine Voss für Jugendliche wie auch Erwachsene findet Samstag, 20. Juni, und Sonntag, 21. Juni, statt. Der Unterricht am ersten Tag dauert von 16 bis 20 Uhr, am zweiten von 11 bis 18 Uhr.
Austragungsort ist der große Tanzsaal der Tanzschule „Tanztempel“ an der Schreinerstraße 21. Die Kosten belaufen sich auf 98 Euro oder, für Schüler, Studenten und Geringverdiener, 86 Euro. Anmeldungen sind möglich unter samirajuliacalder@gmail.com.
Workshops ohne Partner
So sieht es auch Samira Calder und geht ein neues Herzensprojekt an: Seit einigen Monaten bietet sie in der buerschen Heimat Schauspielworkshops an, gemeinsam mit Berufskollegin Josefine Voss. Deren Inhalt haben die beiden angepasst an die aktuellen Verhaltensregeln. „Partnerarbeit zum Beispiel fällt völlig weg.“ Die Teilnehmerzahl ist zudem begrenzt. Aber immerhin: Zum ersten Mal nach nunmehr drei Monaten kann Samira Calder wieder arbeiten. Wenn auch ohne Publikum, ohne Rampenlicht, ohne Applaus.