Gelsenkirchen-Beckhausen. Heutiger Inhaber Siegfried Joachim übernahm 1999 seinen einstigen Ausbildungsbetrieb. Er war wegen frecher Sprüche aus der Firma geflogen.
Ein Gartenmarkt gibt sich einen grünen Anstrich, sollte man meinen. Das handhabt auch Düsing aus Beckhausen nicht anders. Doch mit Königsblau könnte das Traditions-Unternehmen ebensogut werben, legte es 1973 doch den millionenfachen Grundstein, oder besser: Samen für die sportlichen Erfolge im Parkstadion. Darauf zurückzublicken, nimmt sich Inhaber und Geschäftsführer Siegfried Joachim in diesen Wochen Zeit. Denn die GmbH mit Sitz an der Braukämperstraße feiert ihr 180-jähriges Bestehen.
1840 war es, als Gärtner Johann Anton Düsing an der Essener Straße 39 seine gleichnamige Samenhandlung und Gärtnerei gründete. Der Stadtteil Horst hatte damals rund 550 Einwohner und war stark von der Landwirtschaft geprägt. Dass der Ort mit seiner Zeche Nordstern Ende des 19. Jahrhunderts zum Motor der Industrialisierung werden sollte - Zukunftsmusik!
Als gewerbliche Samenhandlung und Gärtnerei gestartet, erfüllt Düsing heute Träume von Privatleuten
"Wo gepflanzt, gesät und gedüngt, ein Aushungern nicht gelingt" und "Gute Saat gibt reiche Ernte": Gärtner Düsing hatte offenbar nicht nur einen grünen Daumen, sondern war auch in Sachen Marketing recht fleißig. Mit Erfolg, wie sich zeigen sollte. Denn bei Gemüse-, Blumen- und Rasensamen sollte es nicht bleiben. Als die Firma 1969/70 von Horst zur Braukämperstraße nach Beckhausen zog, hatte sie ihr Sortiment längst erweitert.
Heute, bei einem Jahresumsatz von sechs Millionen Euro, erfüllt der "GGG Grüne Großmarkt Gelsenkirchen Düsing GmbH & Co. KG" so ziemlich jeden Gärtnerwunsch, ob nun gewerblich oder privat: Das Sortiment reicht von Beleuchtung, Dünger, Pflanzenschutz, Erden, Gartengeräten-, -häusern, Grills und Holz bis hin zu Wassertechnik und Zäunen. Und Samen, klar, den gibt's natürlich auch noch, nicht zu vergessen den Rollrasen.
Siegfried Joachim übernahm 1999 seinen einstigen Ausbildungsbetrieb
"Davon verlegen wir jährlich etwa 250.000 Quadratmeter", erzählt Inhaber Siegfried Joachim, der gemeinsam mit Tochter und Prokuristin Merle Joachim und Betriebsleiterin Bettina Sobbe das Führungsteam bildet. Der 65-Jährige übernahm 1999 seinen früheren Ausbildungsbetrieb, der ihn einst als Lehrling zum Großhandelskaufmann rausgeworfen hatte. "Ich habe freche Antworten gegeben", gibt Joachim lachend zu und freut sich, die Firma mit ihren nun 36 Beschäftigten so konsolidiert zu haben.
"Wir legen großen Wert darauf, ein Fachmarkt zu sein. Wir verkaufen und vermieten Gartengeräte nicht nur, sondern schärfen und reparieren sie auch. So haben wir etwa ein riesiges Ersatzteillager", ist Joachim der Unterschied zu Baumärkten sehr wichtig. "Unsere Stammkunden schätzen nicht nur die Beratung, sondern auch die familiäre Atmosphäre. Viele Mitarbeiter kennen sie schon seit Jahren."
Firma sorgt beim Biathlon auf Schalke für winterliches Flair
Besonders gefragt sei deren Expertise etwa in Sachen Schädlinge und Unkraut. "Die Leute kommen mit einem befallenen Pflanzenblatt vorbei, und wir wissen, was zu tun ist." Freilich nicht um jeden Preis: Das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, das in Verdacht steht, Krebs zu erzeugen, hat Düsing aus dem Programm genommen, "obwohl wir damit noch vor fünf Jahren 250.000 Euro Umsatz im Jahr gemacht haben."
Andere Geschäftsfelder hat das Unternehmen unterdessen weiter ausgebaut: Beim Biathlon auf Schalke liefert es nicht nur Paletten mit fernseh-tauglichem weißem Vlies sowie Hütten und Tannenbäume, sondern baut auch alles auf - Sonderwünsche inklusive. "Als mal eine Holzhütte zu hoch stand und die Sicht versperrte, haben wir sie kurzerhand mit einer Säge kürzer gemacht", berichtet Joachim.
Überhaupt hat er das Vermieten von Weihnachtshütten professionalisiert, um über die umsatzschwachen Wintermonate zu kommen. "Schubkarren und Grills werden nun mal im Dezember nicht so nachgefragt, obwohl wir sie das ganze Jahr über im Sortiment haben."
>> Corona bislang ohne Folgen
Die Corona-Pandemie hat bei Düsing bislang für keine Umsatzeinbrüche gesorgt. Sogar drei weitere Mitarbeiter hat die Firma eingestellt. Staatliche Unterstützung brauchte sie nicht zu beantragen.
Hintergrund ist die starke Nachfrage nach Gartenartikeln in der Coronakrise und die hohe Zahl gewerblicher Kunden, die ihre Arbeiten trotz Virus ausführen konnten.
Die Jubiläumsfeier mit den Mitarbeitern und eine Aktion für Kunden wurden wegen Corona jedoch zunächst auf Eis gelegt.