Gelsenkirchen-Beckhausen. . Das Netzwerk „Starke Unternehmerinnen für starke Frauen“ organisierte eine Fortbildung im Umgang mit Werkzeug bei der Firma Düsing.
„Ich könnte jetzt noch weiter machen. Das hat Spaß gemacht“, sagt Katja Thielen. Die Unternehmerin hat soeben zum ersten Mal eine Kettensäge bedient. In voller Montur mit Helm und Handschuhen steht sie da, sichtlich stolz. Der dicke Ast ging durch wie Butter. Ein gutes Gefühl. Und kein alltägliches. Immer noch gilt die Säge als Werkzeug für harte Kerle. Aber sie ist auch etwas für starke Frauen. Solche, die an diesem Freitag eingeladen sind zur „Ladies Night“ in den Gartenfachmarkt Düsing. Von Frauen, die schon vieles leisten und sich nun zusammengeschlossen haben im Netzwerk „Starke Unternehmerinnen für starke Frauen“.
Unternehmerinnen und Arbeitslose
„Wir haben uns vor rund einem Jahr gegründet“, sagt Susanne Cichos. Sie hatte die Idee, Unternehmerinnen und arbeitslosen Frauen eine Begegnung zu ermöglichen – in lockerer Kulisse. „So treffen wir uns auf Augenhöhe. Es ist ein Zeichen für Solidarität. Wir helfen Frauen.“
Dabei geht es nicht um die reine Jobvermittlung. Wobei die genau hier bereits einmal gelungen ist. Bei der ersten „Ladies Night“ bewarb sich eine Dame bei Unternehmerin Merle Joachim. „Sie ist seit Februar bei uns und macht sich sehr gut.“ Es geht im Kern darum, Fragen zu beantworten, fit zu machen für ein Bewerbungsgespräch. Einfach da zu sein. „Wir lernen unheimlich viel voneinander“, erzählt Susanne Cichos, und davon, dass es manchmal gut ist, den Blickwinkel zu wechseln. „Uns ist es wichtig, dass wir auf lockere Weise zusammen kommen. Denn es gilt, Hemmungen abzubauen“, ergänzt Irina Löchte. Sie ist bei der Agentur für Arbeit Essen beschäftigt. Von dort stammen einige der arbeitslosen Frauen. Andere haben einfach so davon gehört.
Werkzeug mit erheblichem Gefahrenpotenzial
„Die Kettensäge ist ein Werkzeug mit Gefahrenpotenzial“, sagt Fachmann Andreas Haverkamp. Und relativiert gleich: „Aber das ist ein Küchenmesser auch.“ Und tatsächlich, keine der Frauen scheint eingeschüchtert. Jede will die nächste sein an der kleinen Akku-Säge. Die Sicherheitskleidung schreckt keine ab. „Die ist recht klobig und schwer – aber wichtig“, betont Florian Wiese, der zweite Fachmann an dieser Station. Es gibt im Gartenfachmarkt noch drei weitere. Ein Hochbeet, das die meisten wohl einer Dame zuschreiben würden, die Rasenmäher-Werkstatt, wo eine weitere Gruppe Frauen gerade einen Ölwechsel vornimmt, und den Grill, das Heiligtum der Männer.
Alleinerziehende liebt es, selbst zu werkeln
Eine der Teilnehmerinnen ist Burcu. Die junge Mutter hat strahlende Augen, wenn sie erzählt: „Ich liebe Werkzeug. Ich baue alles selbst. Meine Hoffnung ist, heute noch etwas aufgreifen zu können, was ich noch nicht weiß.“ Weil sie so versiert ist, richtig anpacken kann, wurde sie einst von einem Hausmeister vom Fleck weg als Gehilfin eingestellt. Den Job hat die allein erziehende Mutter allerdings nicht mehr. „Die Arbeitszeiten vertrugen sich nicht mit den Schulzeiten meines Sohnes.“ Die größte Hürde für die meisten Frauen hier. „Viele bringen ihre Kinder zu unseren Treffen mit“, so Irina Löchte. „Da merkt man schon, die Kinderbetreuung ist ein wichtiges Thema.“
Auch mal das schwere Gerät testen
Jetzt macht die große Schwester der kleinen Kettensäge die Runde. Einmal anfassen, das ist erlaubt. Denn heute geht es viel um sinnliche Eindrücke. Darum, die eigene Körperkraft und auch Fertigkeiten zu erkunden. Um mehr Selbstbewusstsein aufzubauen, Grenzen zu überwinden. Oder, wie im Falle der großen Säge, sie einschätzen zu können. Das gute Stück ist nämlich bleischwer, ist Katja Thielen baff erstaunt. Haverkamp lächelt: „Und die ist noch nicht betankt.“
>> Netzwerk bietet Treffen und Aktionen an
Das Netzwerk „Starke Unternehmerinnen für starke Frauen“ bietet regelmäßige Treffen und Aktionstage an. Einmal im Monat heißt es „Walk & Talk – mit flottem Schritt Richtung Wiedereinstieg“. Zwei Stunden lang laufen die Teilnehmenden durch den Park von Schloss Berge – das nächste Mal am 31. März.