Gelsenkirchen. Am Sonntag werden in Gelsenkirchen wieder Gottesdienste gefeiert. Kirsten Sowa, Pfarrerin der Emmaus-Gemeinde, über Seelsorge in Corona-Zeiten.

Gemeindehäuser und Kirchen - derzeit vielerorts noch geschlossen. Treffen von Gruppen und Kreisen - bis auf Weiteres abgesagt. Zwar dürfen Gottesdienste in NRW seit dem 1. Mai unter Auflagen und strengen Regeln eingeschränkt wieder stattfinden. Doch wie geht Seelsorge in der Corona-Krise? Die Pfarrerin der Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde Gelsenkirchen, Kirsten Sowa, berichtet über ihren Alltag, der weit entfernt ist von einer neuen Normalität.

Gelsenkirchen: Wegfall der Gottesdienste am einschneidendsten

In Altstadt und Rotthausen, genau dort leben die Gemeindeglieder der 55-Jährigen, genau dort ist Kirsten Sowas Arbeitsumfeld. Sie sagt, mit Blick auf die vergangenen Wochen im Shutdown: Am einschneidendsten sei der Wegfall der Gottesdienste gewesen. Denn schließlich seien die "ein wichtiger Eckpunkt im Wochengeschehen."

Doch zum Wochenende wird sich das ändern. Am Sonntag, 17. Mai, werden in Gelsenkirchen wieder Gottesdienste gefeiert, auch in allen vier Kirchen der Emmaus-Gemeinde. In Rotthausen dürfen dann 40 Menschen in der Kirche sein. Inklusive kirchliches Personal, bleiben 36 markierte Plätze für Mitglieder aus der Gemeinde. Die Vergabe erfolgt ohne Voranmeldung.

Gottesdienste mit reduzierter Liturgie

"Wir werden eine reduzierte Liturgie haben", berichtet Kirsten Sowa. Darüber hinaus muss ein Mundschutz getragen werden und auf das Singen wird auch verzichtet. Auch wenn es so ganz andere Gottesdienste als zuletzt sein werden - "das tut den Menschen einfach gut", ist sich Kirsten Sowa sicher.

Ein weiteres Angebot der Gemeinde, das sie und all die, die daran teilnehmen, "sehr schmerzlich" vermissen: die Gruppentreffen. "Mir tut es sehr leid, dass sich in all unseren Gruppen die Menschen nicht mehr sehen können", sagt die Pfarrerin. Kein Austausch, nirgends. Es fehlten die Anlaufstellen, der Kontakt - sowohl den Jüngeren und auch den Älteren.

In der Emmaus-Gemeinde geht man neue Wege

Besonders die älteren Gemeindemitglieder hängen an ihren Cafés, an den offenen Seniorenstuben, am Rotthauser Wohnzimmer. "Viele freuen sich regelmäßig auf diesen Punkt in der Woche - und der ist jetzt weggefallen", so Kirsten Sowa. "Auch das schmerzt", denn schließlich sei das "Rauskommen" eine so große Bereicherung für die Teilnehmer der Gruppen.

Und doch: Auch wenn vieles schmerzt, man geht auch in der Emmaus-Gemeinde neue Wege. Und freut sich an den hinzugewonnenen Erfahrungen. So gibt es auf der Homepage der Gemeinde und auch auf Facebook weiterführende Links zu Andachten, die die Vikare und die Pfarrer für die Gemeinde aufgenommen haben. "Das ist eine ganz neue Arbeit für uns, so ganz ohne Publikum", berichtet Kirsten Sowa. Es sei trotzdem ein Format, das sich ganz neu etabliert habe. Obwohl das "für uns wirklich Neuland ist". Viel Unterstützung gebe es dabei von den jungen Gemeindemitgliedern.

Trauerarbeit in der Corona-Krise unter erschwerten Bedingungen

Und was ist mit der so wichtigen Trauerarbeit? "Das Setting ist distanziert und erschwert das Gespräch miteinander", erklärt Kirsten Sowa. "Wir telefonieren dafür wesentlich mehr." Das große Aber: "Es gibt keinen Blickkontakt, keinen Körperkontakt, mal eben die Hände halten, die Atmosphäre, all das fehlt - für beide Seiten", so Kirsten Sowa weiter. Wie nehmen das die Trauernden auf? "Sie fügen sich in die Situation hinein und sind dankbar, dass jemand die Trauer begleitet", weiß die Pfarrerin.

Überhaupt das Telefon: "Das nimmt jetzt einen unheimlich großen Stellenwert ein, besonders seelsorglich", erläutert die Pfarrerin und spricht damit auch für ihre Kollegen in der Gemeindearbeit. Es habe mittlerweile viele schöne Gespräche gegeben.

Technik kann den persönlichen Kontakt nicht ersetzen

Den persönlichen Kontakt, die Gesprächssituation von Angsicht zu Angesicht kann die Technik nicht ersetzen. Und auch die Veränderung von Kirsten Sowas persönlichem Berufsalltag - "früher war ich abends sehr viel unterwegs" - bringt da wenig Positives mit sich.

Und doch: Die Corona-Krise bewegt auch Gutes. Vor allem am kommenden Sonntag, wenn endlich wieder Gottesdienste gefeiert werden können. Die Seelsorgerin spricht aus, was sicher alle Emmaus-Gemeindemitglieder ebenso empfinden: "Ich freue mich einfach sehr darauf, die Menschen wieder zu sehen, auf ein Zusammensein."

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