Gelsenkirchen-Altstadt. Die Gelsenkirchener Commerzbank hat beim Umsatz, bei Privat- und Firmenkunden zugelegt. Das Zinstief setzt Kunden und Bank zu. So lief es 2019.
Das seit 2010 andauernde Zinstief, haben Finanzexperten nicht nur bei der Commerzbank errechnet, hat jedem Bundesbürger insgesamt 1638 Euro Verlust beschert. Null-Prozent-Zinsen und 1,5 Prozent durchschnittliche Inflation, so die Kalkulation, haben zu diesem Wertverlust geführt - auch in Gelsenkirchen, betont Dirk Rakowski. „Jeder Anleger muss sich überlegen, ob er seine Anlagen unverzinst auf einem Tages- oder Festgeldkonto belässt - das gilt auch in der derzeitigen Krise“, sagt der Marktbereichsleiter der Commerzbank in Gelsenkirchen.
Gelsenkirchener Bankexperte empfiehlt: Ruhe bewahren
Der Absturz des DAX in Corona-Krisenzeiten und die damit verbundene Krise der Wirtschaft und an den Aktienmärkten versetzen die Banker nicht in Alarm: Die Experten der Commerzbank erwarten nach einer Rezession bereits in der zweiten Jahreshälfte 2020 eine Erholung in der Realwirtschaft und damit auch an den Börsen. „Wer sein Geld mittelfristig angelegt und breit gestreut hat, sollte Ruhe bewahren. Panikverkäufe sind das Schlimmste, was man jetzt tun kann", so Rakowski.
Wie andere Geldinstitute auch, kommt die Bank Kunden in Finanznöten, ausgelöst durch die momentane Situation, entgegen: Tilgungs- oder Kreditraten können zeitlich begrenzt ausgesetzt werden, Kunden sollten dazu mit ihren Bankberatern das Gespräch suchen.
Die Commerzbank selbst hat 2019 erfolgreich abgeschlossen und stellte jetzt ihre Jahresbilanz vor. Im Privat- und Unternehmerkundensegment stieg das Geschäftsvolumen demnach gegenüber dem Vorjahr um 8,8 Prozent auf 786 Millionen Euro. Insgesamt wurden in der Region zu den netto 1121 neue Kunden hinzugewonnen (+12,6 Prozent). „Die Bereitschaft zum Wechsel ist so hoch wie nie zuvor“, sagt Dirk Rakowski. Ausgezahlt hat sich offenbar ein Lockangebot: „Wichtiger Erfolgsfaktor war auch 2019 das kostenlose Girokonto. Dieses werden wir weiterhin anbieten – sehr zum Ärger mancher Wettbewerber.“
Immobilienfinanzierungen auf hohem Vorjahresniveau
In Zeiten billigen Geldes steigt die Nachfrage im Kreditgeschäft: Die Ratenkredite stiegen in Gelsenkirchen um neun Millionen Euro. Deutlichen Zuwachs in Höhe von 48 Millionen Euro verzeichnete die Commerzbank bei der Baufinanzierung. Das Gesamtvolumen der Immobilienkredite wurde vergangenes Jahr mit 213 Millionen Euro angegeben. Ein neues Produkt ist ebenfalls seit 2019 im Angebot: eine grüne Baufinanzierung. Für energieeffizientes Bauen wird ein Zinsrabatt gewährt.
Bank betreut 5200 Unternehmerkunden
In der Region betreut die Commerzbank rund 5200 Unternehmer mit bis zu 15 Millionen Euro Jahresumsatz. „Wir haben 2019 die Kreditvergabe an diese Unternehmer um 19 Prozent gegenüber 2018 ausgeweitet", vergeben worden seien neue Kredite in Höhe von 12,3 Millionen Euro, so Dirk Nowitzki, in Gelsenkirchen verantwortlich für Unternehmerkunden. Im zweistelligen Bereich hat die Mittelstandsbank Kunden gewonnen. Das Wachstum hier gibt Thomas Koch, verantwortlich für die Niederlassung Essen und damit auch für die Firmenkundenbetreuung in Gelsenkirchen, mit fünf Prozent an.
Mittelstand wird mit Megatrends konfrontiert
Bank-Expertise und "strategische Begleitung" sind laut Koch dauerhaft gefragt: „Der Mittelstand im Ruhrgebiet wird in den nächsten Jahren – nach Normalisierung der aktuellen Situation - insbesondere für die zwei Megatrends Digitalisierung und Klimawandel Lösungen finden müssen.“ Zudem gebe es weitere Themen wie Fachkräftemangel, Unternehmensnachfolge oder internationale Handelskonflikte, die die Unternehmen vor große Herausforderungen stellen. „
Online-Banking: Anteil liegt bei 49 Prozent
In Gelsenkirchen liegt der Anteil der Kunden, die aktiv Online-Banking nutzen, inzwischen bei 49 Prozent. Das Smartphone als Zugangsinstrument wird dabei immer wichtiger. Marktbereichsleiter Dirk Rakowski: „Ende 2019 haben sich bereits 70 Prozent aller digitalen Nutzer über ihr Smartphone eingeloggt, ein Jahr zuvor waren es erst 43 Prozent.“ Bis Ende 2023 sollen alle Produkte auf dem Smartphone abschließbar sein.
Vor Ort am Neumarkt, in Buer und Horst wird es natürlich weiterhin persönliche Beratung geben. Die Commerzbank, heißt es, werde auch künftig in die Filialen investieren und auf der Fläche präsent sein.
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