Gelsenkirchen. Gelsenkirchener Start-Up Platri IT will Ausbreitung des Coronavirus mit einer App eindämmen. Wie das funktioniert und woran es noch hakt.

Die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen und die Zahl der Infektionen mit der Lungenkrankheit Covid-19 gering halten: Dieses Ziel haben alle Maßnahmen gerade im Kampf gegen das Virus getroffen werden und die das Leben aller Menschen massiv einschränken. Das Gelsenkirchener Start-Up Platri IT arbeitet an einer App, mit deren Hilfe weiterhin die nötigsten Kontakte möglich bleiben sollen - ohne, dass sich die Krankheit stärker ausbreitet. Informatiker Yunus Kimyonok erklärt, wie die Anwendung funktioniert.

"Mit der App wollen wir Infektionsketten identifizieren", sagt Kimyonok. Die Applikation für Smartphones trägt den Namen "Flatten" (engl. abflachen) und soll alle Kontakte, die Nutzer im Laufe des Tages haben, dokumentieren. Das funktioniert mit sogenannten QR-Codes. Jeder, der die App auf seinem Handy nutzt, bekommt einen solchen Erkennungscode. Den können andere Nutzer dann einscannen, wenn sie aufeinander treffen. Ihre Begegnungen werden damit dokumentiert. Kimyonok nennt dieses Verfahren einen "virtuellen Handschlag".

Die App dokumentiert den Gesundheitszustand

In der Anwendung sollen Nutzer außerdem ihren Gesundheitszustand dokumentieren und eintragen, falls sie positiv auf das Coronavirus getestet wurden. In diesem Fall werden alle, die ihnen über die App virtuell die Hand gegeben haben, benachrichtigt. Das Gesundheitsamt koordiniert über einen eigenen Login die zu testenden Personen und kann so die Auslastung der Testpunkte managen. Der Betroffene erhält dann direkt eine Wegbeschreibung und einen Eintrittscode auf sein Handy. So läuft alles koordiniert ab.

Das Team hat aber noch mehr Ideen für die Nutzung von "Flatten". Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen könnten die Applikation nutzen. Supermärkte könnten etwa am Eingang einen ausgedruckten QR-Code anbringen, den dann alle Kunden scannen können. So können sie informiert werden, wenn jemand, der später positiv auf Coronaviren getestet wird, zur selben Zeit in dem Laden war. Es gibt außerdem Ansätze für Menschen ohne Smartphone, die einen ausgedruckten QR-Code bei sich tragen und telefonisch benachrichtigt werden könnten.

Programmierer benötigen finanzielle Unterstützung

Um "Flatten" wirklich umsetzen zu können, benötigt das siebenköpfige Team von Platri IT jedoch noch etwas Starthilfe. "Wir brauchen finanzielle Unterstützung. Dann könnten wir in ca. zwei Wochen die erste Betaversion herausbringen", sagt Kimyonok. Er hofft darauf, dass der Staat sein Projekt fördert. Zusätzlich setzen die Entwickler aktuell auf Crowdfunding. Wer sie bei der Umsetzung der App unterstützen möchte, kann auf der Webseite von Platri IT spenden.

Jeder kann bei der Entwicklung mitmachen

Aber auch über technischen Support freut sich das Team. Das Projekt ist als Open-Source ausgelegt. Das bedeutet, dass auch Dritte die Software hinter der App bearbeiten können. Einen entsprechenden Link dazu finden Interessierte ebenfalls auf der Webseite des Unternehmens. "Jeder, der mitmachen will, kann mitmachen", betont Komyonok.

Mit dem offenen Ansatz haben die Entwickler bereits gute Erfahrungen gemacht: Sie haben mit ihrer Idee beim "Hackathon #WirvsVirus" der Bundesregierung am vergangenen Wochenende mitgemacht. Dabei haben insgesamt über 40.000 Freiwillige gemeinsam an fast 1500 Projekten für den Kampf gegen das Virus gearbeitet. Die besten Ansätze, die Webdesigner und Programmierer dabei entwickelt haben, sollen staatlich gefördert werden. Die Auswertung soll am Wochenende abgeschlossen sein.

Hier geht es zum Gelsenkirchener Coronavirus-Newsblog.

Mehr über "Flatten"

Weitere Informationen und eine Demoversion der App gibt es unter platri.de/corona.

Wer über Crowdfunding an das Projekt spenden möchte, kann das unter startnext.com/flatten.

Mehr Informationen zum "Hackathon" gibt es unter wirvsvirushackathon.org.