Der Gelsenkirchener Verein sucht und vermittelt Initiativen von Freiwilligen in den Stadtteilen. Es geht um Hilfen für Risikogruppen im Alltag
Mal fix den Einkauf erledigen, mit dem Hund Gassi gehen: Selbstverständlichkeiten geraten für Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen in der Coronakrise zum Hürdenlauf. Denn die Angst, sich irgendwo anzustecken, ist groß. Die Hilfsbereitschaft aber auch: Überall in den Stadtteilen schießen Initiativen aus dem Boden, die Unterstützung anbieten, getragen von Privatpersonen, Kirchengemeinden oder Vereinen. Gebündelt werden sie bei der Ehrenamtsagentur, deren Akteure froh sind über so viel Engagement.
"Jede Initiative, jede Nachbarschaftshilfe ist Gold wert. Die Bereitschaft, Risikogruppen zu unterstützen, kann man gar nicht genug würdigen", betont Agentur-Chefin Beate Rafalski. Bislang gemeldet hätten sich das Consoltheater, das Alfred-Zingler-Haus, der Bürgerverein Rotthausen, die Caritas, die Pfarreien St. Augustinus und St. Urbanus.
Leitfaden zum Selbstschutz der Ehrenamtlichen
Der Selbstschutz soll dabei freilich beachtet werden. "Die Ehrenamtlichen können ja nicht ihre eigene Gesundheit riskieren. Deshalb geben wir ihnen einen Leitfaden an die Hand, der wie alle Kontakt auf unserer Homepage http://ehrenamt.gelsenkirchen.de veröffentlicht wird."
Wer helfen möchte, aber auch, wer Hilfe braucht, kann sich mit der Ehrenamtsagentur in Verbindung setzen (Telefon: 0209 1798930, Mail: ehrenamtsagentur@gelsenkirchen.de). "Wir vermitteln dann die Nachbarschaftsinitiativen vor Ort." Noch seien nicht alle Stadtteile abgedeckt, weshalb weitere Angebote hochwillkommen sind.
Pfarreien sehen darin andere Form von Gottesdienst
Zu einer der Initiativen zählt die Pfarrei St. Urbanus. Motor ist der Pastoralreferent Markus Zingel, der die Idee entwickelte, "eine andere Form von Gottesdienst zu finden" - und den christlichen Anspruch auf Nächstenliebe praktisch umzusetzen.
Ein Aufruf in den sozialen Netzwerken und auf der Homepage www.urbanus-buer.de, Freiwillige mögen sich bei einer Hotline melden, war so erfolgreich, dass am Donnerstag bereits 70 Ehrenamtliche auf der Liste standen.
Freiwillige schauen "über eigenen Tellerrand hinaus"
"Sie bieten Einkäufe, die Besorgung und Einlösung von Rezepten, Gassigehen mit dem Hund, aber auch telefonische Besuchsdienste an, wenn jemand mal plaudern möchte", so Zingel. Geschaltet ist die Hotline täglich von 8 bis 10 und von 15 bis 17 Uhr unter der Telefonnummer 0209 88307339. "Mittlerweile beteiligt sich auch die Pfarrei St. Augustinus an der Aktion, so dass wir auch den Stadtsüden abdecken können", so deren Pastor Mirco Quint.
Was die Ehrenamtlichen antreibt? "Ich bin Hausfrau und habe Zeit", so etwa Hildegard Carolus (64) aus Hassel, die an der Telefon-Hotline Anrufe entgegennimmt. "Ich finde, wir sollten jetzt nicht nur uns selbst sehen, sondern über unseren Tellerrand hinaus blicken." Freiwillige Katharina Finke (25) aus Middelich unterdessen weiß, "wie es ist, Hilfe zu brauchen. Ich bin jung und gesund. Da habe ich einer Frau um die 80 gerne Lebensmittel besorgt."
Derzeit noch mehr Helfer als Hilfsbedürftige registriert
Die Zahl der Helfer ist bislang deutlich größer als die der Hilfsbedürftigen. "Ich gehe aber davon aus, dass sich das spätestens in den nächsten Tagen ändern wird", so Beate Rafalski, die sich besonders auch über das Engagement von Flüchtlingen freut, die sich bei der Caritas gemeldet haben, "um der Gesellschaft etwas zurückzugeben".
Wer sich bereit erklärt, Alltagshilfen zu leisten, wird gebeten, eine Kopie seines Personalausweises an die Ehrenamtsagentur zu schicken oder zu mailen. "Die Freiwilligen erhalten schließlich auch einen enormen Vertrauensvorschuss. Da müssen wir die Übersicht behalten."
Info-Box: Wo Helfer sich melden können
Freiwillige und Hilfsbedürftige können sich bei der Ehrenamtsagentur Gelsenkirchen melden und registrieren lassen (http://ehrenamt.gelsenkirchen.de, Telefon: 0209 1798930).
Der Leitfaden für die Helfer listet Maßnahmen zum Selbstschutz auf, etwa die Empfehlung, beim Einkauf Einmalhandschuhe zu tragen, die Sicherheitsdistanz von zwei Metern zu anderen Personen einzuhalten, öffentliche Verkehrsmittel zu meiden und ein Handy-Foto vom Kassenbon zu machen, um eventuelle Missverständnisse klären zu können.