Gelsenkirchen-Feldmark. Aus Angst vor dem Coronavirus: Gelsenkirchener Ärztin schließt Praxis und steht Patienten am Telefon zur Verfügung. Rezepte gibt’s am Fenster.

Aus „aktuellen Sicherheitsgründen“ hat Christiane Torabi ihre hausärztliche Praxis in der Feldmark seit Montag geschlossen. Eine Vorsichtsmaßnahme wegen des Coronavirus, wie die Medizinerin dieser Redaktion erklärt. Ihren Patienten steht die Ärztin nun nur noch nach telefonischer Anmeldung und am Fenster der Praxis zur Verfügung, stellt Rezepte, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und Überweisungen aus.

Nachdem die ersten Coronavirusfälle in NRW bekannt geworden waren, hatte Torabi zunächst einen eigenen Wartebereich für Patienten mit verdächtigen Symptomen eingerichtet, wie sie erzählt. Weil aber viele am Empfang nicht ehrlich angegeben hätten, an möglichen Coronasymptomen zu leiden, sah sie sich zu diesem drastischen Schritt gezwungen. „Man muss auch Selbstschutz betreiben“, sagt sie. „Die Alternative wäre, die Praxis komplett zu schließen.“

Patientin ist empört über die geschlossene Praxis

Bei ihren Patienten stößt sie mit ihren Maßnahmen nicht nur auf Verständnis. Eine Gelsenkirchenerin, die angibt, dass ihrer herzkranken Mutter am Montagmorgen an der Praxis eine dringend benötigte Überweisung verweigert wurde, hat sich empört an die Redaktion gewandt: „Für mich ist das unterlassene Hilfeleistung.“ Sie sieht die medizinische Versorgung gefährdet, sollten weitere Ärzte ihre Praxen schließen.

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Tatsächlich empfiehlt die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) Hausärzten, Patienten mit Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion nur telefonisch zu beraten. In der vergangenen Woche wurde dazu eine detaillierte Handlungsempfehlung an alle Arztpraxen verschickt. Auch mit dem Ziel, zu vermeiden, dass Praxen geschlossen werden. Aber „es liegt im Ermessen der Ärzte, wie sie sich verhalten“, sagt KVWL-Sprecherin Vanessa Pudlo.

Keine zentrale Anlaufstelle in Gelsenkirchen

Wie die Stadt mitteilt, steht das Gesundheitsamt in engem Austausch mit allen niedergelassenen Ärzten und ist in Fragen zu Vorsichtsmaßnahmen für sie erreichbar. Eine zentrale Anlaufstelle für Menschen mit Infektionsverdacht gibt es jedoch nicht. Christiane Torabi kritisiert das. Sie wisse nicht, wo sie Betroffene hin verweisen solle. Die Stadt erklärt, an einer Lösung dafür zu arbeiten.

Wer Fragen rund um das Coronavirus hat, kann ab Dienstag, 10. März, die Hotline der Stadt von 8 bis 18 Uhr unter 0209/169 5000 anrufen.