Gelsenkirchen. Nach Angaben der Gewerkschaft NGG hat sich in Gelsenkirchen die Zahl der Zweitjobber dramatisch erhöht: Und zwar um 47 Prozent auf aktuell 7000.

Seit 2010 hat sich die Zahl der Menschen, die einem Zweitjob nachgehen, fast verdoppelt. Rund 7000 Menschen in Gelsenkirchen haben neben ihrer regulären Stelle noch einen Minijob. Das gab die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) bekannt. Die NGG Ruhrgebiet beruft sich hierbei auf neue Zahlen der Arbeitsagentur.

Vor allem Zusatz-Jobs in Restaurants, Gaststätten und Hotels in Gelsenkirchen sind nach Angaben der NGG weit verbreitet: In der Branche gab es demnach im Juni 2019 rund 750 Zweitjobber – das sind acht Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Gewerkschafter Adnan Kandemir spricht von einer Schieflage: „Im Schatten des Booms der vergangenen Jahre sind viele sozialversicherungspflichtige Stellen entstanden, die oft kaum zum Leben reichen. Aber wer auf einen Zweitjob angewiesen ist, der arbeitet meist am Limit – auf Kosten von Familie, Freunden und Freizeit“, so der Gewerkschaftssekretär der NGG Ruhrgebiet.

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Unternehmen sollen Nachwuchs stärker fördern

Dabei treffe der Boom bei den Nebenjobs langfristig auch die heimische Wirtschaft. „Gastronomen und Bäckermeister, die über den Fachkräftemangel klagen, aber gleichzeitig auf 450-Euro-Kräfte setzen, schneiden sich ins eigene Fleisch. Minijobber können keine Hotelfachleute ersetzen“, betont Kandemir. Fachkräfte gewinne man nur mit ordentlichen Löhnen. Über Lohnerhöhungen verhandelt die NGG aktuell bei Fast-Food-Ketten von McDonald’s bis Vapiano: Ziel ist ein Mindestlohn von mindestens zwölf Euro pro Stunde statt 9,35 Euro wie bisher.

Entscheidend sei aber auch, so Kandemir weiter, dass sich Unternehmen stärker um Nachwuchs kümmerten. „Eine Lehre im Lebensmittelhandwerk oder im Gastgewerbe kommt für Schulabgänger nur infrage, wenn der Lohn und die Ausbildungsbedingungen stimmen.“