Gelsenkirchen. Die vier Berufskollegs bereiten 9300 Schüler in Gelsenkirchen auf die verschiedensten Berufe vor. Eine Nachhilfestunde für die Politik.

Nachhilfe beim Thema Berufskollegs bekamen die Mitglieder des Bildungsausschusses am Donnerstag. Nachhilfe, um die sie explizit gebeten hatten, um sich optimal auf das Schwerpunktthema der März-Sitzung zur Schulentwicklungsplanung im Bereich Berufskollegs vorzubereiten.

Tatsächlich sind in der öffentlichen Wahrnehmung Berufskollegs häufig unterrepräsentiert. Zu Unrecht, wie der eindrucksvolle Vortrag der vier Gelsenkirchener Berufskollegsleiter zeigte, schließlich lernen 9300 Schülerinnen und Schüler in der Stadt an Berufskollegs. In anderen Schulen der Sekundarstufen I und II sind es ohne die Berufskollegs gerade mal 17.300, die Westfälische Hochschule zählt in Gelsenkirchen 5000 Studierende.

Verschiedene Schwerpunkte

Die vier Gelsenkirchener Berufskollegs (BK) haben verschiedene Schwerpunkte. Beim BK am Goldberg stehen kaufmännische und medizinische Bildung im Vordergrund, das Hans-Schwier-Berufskolleg hat ein überregionales Einzugsgebiet für technische Ausbildungsgänge unterschiedlichster Art.

Das BK Königstraße hat gewerbliche, sozialpädagogische und kaufmännische Schwerpunkte, das Berufskolleg Technik und Gestaltung trägt die Schwerpunkte schon im Namen. Diese beiden benachbarten BK sind Talentschulen.

„Oft wirkt der Einstieg in einen Beruf als Integrationsinstrument“

Im Berufskolleg am Goldberg, ehemals Eduard-Spranger Berufskolleg, wird Inklusion schon sehr lange gelebt, wie  Schulleiter Ralf Niebisch erklärte.
Im Berufskolleg am Goldberg, ehemals Eduard-Spranger Berufskolleg, wird Inklusion schon sehr lange gelebt, wie Schulleiter Ralf Niebisch erklärte. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Doch es ging nicht allein um Zahlen, sondern auch um Inhalte, Aufgaben und Effekte für die Stadt und das Wirtschaftsleben. Berufskollegs bieten nicht nur alle Schulabschlüsse vom Hauptschulabschluss bis zur Allgemeinen Hochschulreife an, zum Großteil berufsfeldorientiert und verbunden mit Berufsausbildungen. „Wir leben Inklusion schon sehr lange“, erklärte der Leiter des BK am Goldberg, Ralf Niebisch. Die Schülerschaft sei seit jeher extrem heterogen und auf verschiedensten Ausbildungs- und Vorbereitungswegen würden auch jene, die nicht ausbildungsreif sind, individuell gefördert. Dabei gehe es nicht nur um schulische Reife, wie Niebisch klarstellte. Förderschüler, Jugendliche mit Alkoholproblemen, mit mangelnder Sprachfähigkeit – auch sie wolle man in einen Beruf führen. Mit multiprofessionellen Teams und „oft wirkt auch ein Beruf oft als Integrationsinstrument“.

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Gelsenkirchener Kollegs konkurrieren mit top-ausgestatteten Kollegs im Umkreis

Mit der Geräteausstattung ist man am Berufskolleg Technik und Gestaltung sehr zufrieden.
Mit der Geräteausstattung ist man am Berufskolleg Technik und Gestaltung sehr zufrieden. © BTG

Berufskollegs sind teuer in der Ausstattung, wie Uwe Krakau, Leiter des Berufskolleg Technik und Gestaltung einräumte. Die Technik müsse stets auf dem neuesten Stand sein, das verlangten die Ausbildungsbetriebe. Und da sei man im Wettbewerb um gute Köpfe für die Ausbildung mit anderen Kollegs in Nachbarstädten wie etwa im Kreis Recklinghausen. Dort finanziert der Kreis die Berufskollegs und investiert dabei kräftig, habe die vorbildliche Sanierung seiner Kollegs gerade erst abgeschlossen. „Die Ausstattung mit technischen Geräten ist auch bei uns vorbildlich“, lobte Krakau das Bildungsdezernat. Bei der baulichen Ausstattung allerdings sei – bei allen Kollegs – noch viel Luft nach oben.

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Bei Raumausstattung viel Luft nach oben

Deutlich krasser formulierte das der Grünen-Sprecher im Ausschuss, David Fischer: „Ich schätze den Sanierungsstau an Gelsenkirchener Schulen auf mehrere 100 Millionen Euro.“ Und Lothar Jacksteit (GEW-Sprecher und für die CDU im Ausschuss) beklagte, dass Gelsenkirchen bei der Digitalisierung zwar vorbildlich weit vorangeschritten sei, bei der Installierung der Whiteboards vielfach aber lediglich eine Wand saniert worden sei. „Die anderen drei sind geblieben, wie sie waren.“

Von Sanierungsstau könne keine Rede sein, auch wenn es „an mancher Schule Verbesserungsbedarf“ gebe, betonte im Gegenzug Bildungsdezernentin Annette Berg. Es seien 14.900 Reparaturarbeiten auf den Weg gebracht worden, Gelsenkirchener Schulen seien zum Teil Vorbild für andere Städte und bei der Digitalisierung ohnehin weit vorn.

Wie es mit den Berufskollegs in Gelsenkirchen weiter geht, ist auch Thema der nächsten Ausschusssitzung am 19. März. Dann geht es um den Schulentwicklungsplan für die Kollegs.