Gelsenkirchen. Die AfD Gelsenkirchen sorgt mit einem Post auf Facebook für Empörung. Viele sehen darin einen Merkel-Hitler-Vergleich. Was die Partei dazu sagt.

Die AfD löst in Gelsenkirchen mit einem Facebook-Beitrag eine Welle der Empörung aus. In dem Post, den die Partei am Mittwoch gegen 15 Uhr absetzte, sehen mehrere Vertreter aus Politik und Gesellschaft einen Vergleich von Angela Merkel mit Adolf Hitler – mit der interpretierbaren Schlussfolgerung, dass Merkel für Deutschland noch viel schlimmer ist.

AfD Gelsenkirchen teilt „Welt“-Artikel auf Facebook

Anlass des Beitrags auf Facebook war für die AfD Gelsenkirchen ein Bericht der „Welt“ mit der Überschrift „Holocaust-Gedenken im Bundestag: Israels Präsident lobt Merkel“. Diesen Artikel kommentierte der Gelsenkirchener Kreisverband so: „Israels Präsident lobt Merkel als ,Führerin der freien Welt’. Die geschichtlichen Parallelen sind unübersehbar. Wie auch 1945 bringt diese ,Führerin’ Deutschland den Untergang. Statt der totalen militärischen Niederlage gibt es diesmal den kulturellen und gesellschaftlichen Untergang. Im Unterschied zu 1945 ist kein Wiederaufbau möglich.“

Für Judith Neuwald-Tasbach, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, ist dies „ein schrecklicher Vergleich“ und „eine Provokation“ – vor allem in diesen Tagen. „Wir denken gerade der Befreiung von Auschwitz und der Befreiung von der Diktatur Hitlers“, so Neuwald-Tasbach. „Mir fehlen die Worte.“

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Politik reagiert empört auf Facebook-Beitrag der AfD Gelsenkirchen

Empörung kommt auch aus der Politik. „Das ist widerlich und abartig“, sagt SPD-Fraktionschef Klaus Haertel auf WAZ-Anfrage. Er ist überzeugt: „Da zeigt sich auch, wo die AfD in Gelsenkirchen steht.“ Auch sein Amtskollege von der CDU, Wolfgang Heinberg, ist fassungslos: „Ich finde Art, Umfang und Wortwahl ekelhaft. Merkel und Hitler in einem Atemzug zu nennen, ist für mich eigentlich nicht vorstellbar.“ Heinberg betont, dass er sich eine Zusammenarbeit mit der AfD eh nie vorstellen konnte. So sei dies „noch unvorstellbarer geworden“.

Andere Politiker äußern sich ähnlich. Peter Tertocha (Grüne) spricht von einem „richtig üblen Post“. Für ihn ist das auch keine freie Meinungsäußerung mehr. „Damit zeigen sie, in welche Ecke sie gehören – nämlich in die ganz rechte Ecke.“ Martin Gatzemeier (Linke) sagt: „Die übertreffen sich immer wieder selbst. Teile der AfD müsste man eigentlich verbieten.“

Das sagt die AfD selbst zu ihrem Facebook-Post

Und was sagt die AfD? „Das ist eine zulässige Überspitzung“, so der Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Jörg Schneider zur WAZ. „Es handelt sich um ein Thema, das wir jeden Tag ansprechen: Die Zuwanderung verändert unsere Gesellschaft.“ Einen Vergleich Merkel/Hitler kann Schneider nicht erkennen, sonst hätte er den Post löschen lassen. „Auf Facebook muss man gucken, dass man in drei, vier Sätzen eine Message vermittelt bekommt.“ Über Angela Merkel sagt er: „Ich billige ihr immer noch zu, dass sie Gutes für unser Land will.“ Mit der Flüchtlingspolitik aber habe sie sich verrannt.

Nach dem Telefonat der WAZ mit Jörg Schneider wurde der Facebook-Beitrag ergänzt: „Weil gerade die WAZ nachgefragt hat: Nein, wir setzen selbstverständlich Frau Merkel nicht gleich mit Adolf Hitler – genau so wenig, wie wir ständig als Nazis bezeichnet und so mit Massenmördern auf eine Stufe gestellt werden wollen.“

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