Gelsenkirchen-Hassel. Seit Herbst 2018 läuft „MuT“ an Gelsenkirchener Grundschulen. Wie Kinder mit Hilfe dieses besonderen Projektes lernen, über sich hinauszuwachsen.

Lea und Sky aus der Fuchsklasse sind heute mutiger denn je. „Früher, da habe ich mich immer so schnell geschämt“, erinnert sich die zehnjährige Lea. „Aber jetzt ist das nicht mehr so“, sagt sie ganz stolz und lässt dabei ein Lächeln über ihr Gesicht huschen. Der zehnjährige Sky ist mit der Zeit zu einem echten Schauspiel-Talent geworden. An diesem Morgen zeigen die beiden Füchse in Gelsenkirchen gemeinsam mit ihren Mitschülern einmal mehr, wie das Engagement bei einem besonderen Projekt Großes bewirken kann.

Besonderer Besuch an der Gelsenkirchener Mährfeldschule

Die Kinder an der Mährfeldschule in Gelsenkirchen-Hassel lernen mit Hilfe des „MuT“-Projektes, über sich hinauszuwachsen.
Die Kinder an der Mährfeldschule in Gelsenkirchen-Hassel lernen mit Hilfe des „MuT“-Projektes, über sich hinauszuwachsen. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Ortstermin an der Mährfeldschule – dieser Freitag ist ein außergewöhnlicher Tag. Es kommt: bedeutender Besuch, wie man ihn nicht alle Tage hat. Auf der Gästeliste stehen zwei Staatssekretäre, eine Regierungspräsidentin, der Vorsitzende der Stiftung Musiktheater im Revier (MiR), der MiR Generalintendant und nicht zuletzt die Kulturdezernentin der Stadt. So viel Prominenz am Röttgersweg 20 gab’s selten.

Sie alle sind aus einem ganz bestimmten Grund angereist: Sie wollen einen Einblick in die tägliche Arbeit des theaterpädagogischen Projektes „MuT in der Grundschule“ bekommen. An der Mährfeldschule wird das schon seit einiger Zeit mit Leben gefüllt – vor allem aber mit kindlicher Begeisterung. „MuT“ steht dabei für Musik und Theater und auch für das Mutig-Sein, getragen wird das Ganze durch die MiR-Stiftung.

40 Gelsenkirchener Grundschulen beteiligen sich an dem MuT-Projekt

Für insgesamt 40 Gelsenkirchener Grundschulklassen steht das Schulfach MuT seit dem Ende der Herbstferien 2018 auf dem Stundenplan, angelegt ist „MuT in der Grundschule“ auf zwei Jahre. Acht Pädagogen aus den Bereichen Schauspiel, Geschichtenerzählen und Musik-, Theater-, Tanz-, Sozial-, und Freizeitpädagogik besuchen die Klassen wöchentlich.

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Sie lernen viel über das Theater und die Musik, werden frühzeitig herangeführt, mit Hilfe von theaterpädagogischen Übungen, Tanz, Rhythmusspielen, Instrumentenkunde und Gruppenübungen. Vor allem aber lernen sie eins: über sich hinauszuwachsen, selbstbewusster zu sein, stärker zu werden, keine Angst vor etwas zu haben. Eben mutig zu sein.

„Voraussetzungen für gelingendes Lernen sind hier nicht optimal“

260 Schüler zählt die Mährfeldschule, 180 von ihnen haben einen Migrationshintergrund, 37 eine aktuelle Zuwanderungsgeschichte. Wie wichtig und nachhaltig der Einsatz bei „MuT“ sein kann, zeigt sich besonders hier. „Die Voraussetzungen für eine gelingendes Lernen sind hier nicht optimal“, sagt Schulleiterin Annegret Treichel ganz offen. Doch gerade das MuT-Projekt hat vielen ihrer Schüler schon geholfen. Ein anderer Ansatz, wie beispielsweise der klassische Instrumentenunterricht, „funktioniere hier in diesem Einzugsgebiet nicht“. MuT bedeutet für die Hasseler Grundschule: „Wir fangen niederschwelliger an und erreichen mehr Kinder“, so Treichel.

„Wir fangen niederschwelliger an und erreichen so mehr Kinder“ – Annegret Treichel, Schulleiterin an der Gelsenkirchener Mährfeldschule.
„Wir fangen niederschwelliger an und erreichen so mehr Kinder“ – Annegret Treichel, Schulleiterin an der Gelsenkirchener Mährfeldschule. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

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Bei MuT gibt es kein Richtig und kein Falsch, die Kinder sollen mit der Unterstützung des Projektes „gestärkt die Grundschule verlassen und sich in den weiterführenden Schulen behaupten können“, erklärt Projektleiterin Ulrike Czermak. Die Idee findet Zuspruch: „Die Nachfrage in Gelsenkirchen ist sehr sehr groß“, berichtet Dr. Klaus Bussfeld, Vorsitzender der MiR-Stiftung. Er weiß auch, dass eine erste frühe Berührung mit Theater und Kultur im Allgemeinen für die Kinder bleibende Folgen hat.

MuT ist eines der Leuchtturmprojekte in Gelsenkirchen

Annette Berg sieht die Bedeutung von MuT: „Das ist eines der Leuchtturmprojekte in der Stadt“, sagt die Kulturdezernentin an diesem Morgen. Und sie fügt hinzu, dass es in Gelsenkirchen viele Kinder gibt, „die eine besondere Förderung brauchen“. Allen Kindern sollten die gleichen Bildungschancen ermöglicht werden, eine gute Methode sei da die kulturelle Bildung.

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Und der Rest des prominenten Besuches? War mehr als angetan von dem, was er da alles während des Ortstermins zu sehen bekommen hat. „Ich bin ganz begeistert“, sagt die Staatssekretärin im NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft, Annette Storsberg. Und auch: „Ich möchte ein Kompliment machen, an die, die dieses Projekt an dieser Schule mit Leben füllen.“ Regierungspräsidentin Dorothee Feller kann ihr nur zustimmen. Ebenso wie Mathias Richter, Staatssekretär im NRW-Ministerium für Schule und Bildung. Er sprach auch noch einmal ein Lob an die Lehrer der Mährfeldschule aus: „Das erfordert besonderes Engagement.“

Beate Conze, Theaterpädagogin und Mitarbeiterin bei MuT, lieferte das Schlusswort: „Wenn wir es schaffen, in jedem Kind einen kleinen Funken zum Leuchten zu bringen, kann man mit diesem Projekt doch nur gewinnen.“