Gelsenkirchen. Der Intendant des Musiktheaters im Revier, Michael Schulz, führte bei zwei Sonderführungen am Sonntag Besucher hinter die Kulissen des Hauses.

Michael Schulz hielt kurz inne und ließ zunächst den Raum selbst auf seine Betrachter wirken. „Die Bühne ist ein heiliger Raum. Aber unser Foyer hier, das ist unser Allerheiligstes. Es ist die Seele unseres Hauses“, sagte der Generalintendant des Musiktheaters im Revier, als er seine berufliche Heimat einer knapp 30-köpfigen Besuchergruppe am Sonntagvormittag vorstellte. Der Hausherr gewährte bei dieser besonderen Führung anlässlich des 60-jährigen MiR-Bestehens manch spannenden Blick hinter die Kulissen.

„Kathedrale der Kunst“ – so hatte Werner Ruhnau seinen Bau, der am 15. Dezember 1959 seine feierliche Eröffnung erlebte, gern genannt. Intendant Schulz erinnerte in seiner Begrüßung explizit an den im Jahr 2015 verstorbenen Architekten. Und die Witwe, Anita Ruhnau, gesellte sich zur Überraschung der Besucher zur Gruppe dazu.

Witwe der MiR-Architekten Ruhnau präsentierte ihr Premierenkleid von 1959

Anita Ruhnau, die Witwe des 2015 verstorbenen MiR-Architekten Werner Ruhnau, präsentierte im Foyer jenes Kleid, das sie bei der Eröffnung des Hauses am 15. Dezember 1959 getragen hatte.
Anita Ruhnau, die Witwe des 2015 verstorbenen MiR-Architekten Werner Ruhnau, präsentierte im Foyer jenes Kleid, das sie bei der Eröffnung des Hauses am 15. Dezember 1959 getragen hatte. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

So konnte sie persönlich von jenem prächtigen Premierenkleid erzählen, das sie bei der MiR-Eröffnung vor 60 Jahren getragen hatte. Nun ist es als maßgeschneiderte Ausstellungsstück im Foyer zu bewundern. Vor allem die weiblichen Gäste seufzten kurz auf, als Anita Ruhnau erzählte, dass sie das Kleid auch zur 50-Jahres-Feier des MiR noch einmal getragen hatte. „Es passt mir bestimmt auch noch heute“, sagte sie mit einem charmanten Lächeln.

Intendant Schulz schilderte seinen gebannt lauschenden Gästen zudem auch die Geschichte der riesigen, rund 180 Quadratmeter großen und in einem satten Marineblau gehaltenen Reliefs aus Naturschwämmen. Diese hatte Künstler Yves Klein geschaffen. Seitdem zieren sie die Wände des MiR-Foyers. „Das alles strahlt positiv auf auf unsere Besucher und Mitarbeiter aus. Das ist das Beste, was Architektur schaffen kann“, so Schulz.

Musiktheater hat derzeit 285 festangestellte Mitarbeiter

Von dort aus ging es dann hinter die Kulissen. Etwa auf die Probebühne. Dort erzählte der Intendant, dass derzeit 285 Festangestellte für sein Haus arbeiten. Gerade im technischen Bereich hätte er gern ein personell doppelt so stark besetztes Team. Doch dafür fehle das Geld, so Schulz, der aber der Stadt Gelsenkirchen fast im selben Atemzug attestierte, dass sie sich „vorbildlich um die Pflege des Gebäudes“ kümmere. Weiter ging es in den Montagesaal, die Schreinerei und den Malsaal. Dort tauchte überraschend Besuch auf: Zwei Puppenspieler versetzen die Gäste in Verzückung. „Wir sind das einzige Musiktheater mit einer eigenen Puppenspielsparte“, berichtete Schulz mit Stolz in der Stimme.

Nach Stippvisiten im Kostümfundus, der Damen- und Herrenschneiderei sowie der Hauptbühne endete diese Intendantenführung dort, wo sie begann: im Foyer. Ein bemerkenswerter Vormittag, der bewies, das dieses wunderbare Haus in den vergangenen 60 Jahren nichts von seiner Magie verloren hat.