Gelsenkirchen-Rotthausen. Ortsgruppe des Sozialverbands SoVD hat noch 400 Mitglieder, doch der Vorstand ist überaltert. Eine Fusion soll her – in Gelsenkirchen der Trend.

72 Jahre alt ist der Ortsverband Rotthausen des SoVD, des Sozialverbands Deutschland. Als sozialpolitischer Interessenverband der Rentenversicherten, aber eben auch als Verein, der ein Stück Geselligkeit bieten will, ist die Ortsgruppe in Zeiten entstanden, als die Vorläufervereinigung Reichsbund sich – in gewerkschaftlicher und sozialdemokratischer Tradition – nach zwei Weltkriegen noch maßgeblich vor allem um Hinterbliebene, Kriegsopfer und Kriegsbeschädigte kümmerte. Die kommende Jahreshauptversammlung am 22. Januar 2020 wird die letzte vor Ort sein. „Die Ortsgruppe wird sich auflösen und dann der Ortsgruppe Berger Feld anschließen“, so der Vorsitzende Wilfried Könecke.

SoVD_Rotthausen fusioniert mit Berger Feld

Könecke ist 67 Jahre alt. „Und im Vorstand der Jüngste“. Das umreißt das Problem. Es fehlt dem SoVD nicht an Mitgliedern. Im Gegenteil. Deren Zahl wächst oder bleibt zumindest gleich. Gut 400 hat der Ortsverband Rotthausen. Eine Zahl, von der viele Vereine träumen würden. „Aber es kommen viel zu wenig Leute in die Versammlungen“, sagt Könecke. „In der Regel sind es zehn bis 14 Mitglieder. Und die sind alle um die 80.“ Darauf Vereins- und Vorstandsarbeit aufzubauen, sei nicht zukunftsträchtig. „Ich habe Mitglieder abgeklappert, viele Telefonate geführt, aber keine Interessenten gefunden“, erzählt der Vorsitzende, der nun nur noch einen Weg sieht: Die Fusion mit Berger Feld.

Anwältin berät bei sozialen Fragen

Der von Monika Züberl geführte Ortsverband dort ist mit knapp 60 Mitgliedern zwar bedeutend kleiner, „aber die haben noch bis zu 30 Teilnehmer in ihren Versammlungen. Das lohnt sich“, ist Könecke überzeugt. Als er vor 20 Jahren mit der Vorstandsarbeit begann, hatte der Verband gerade seinen neuen Namen SoVD mit dem Zusatz „ehemals Reichsbund, gegründet 1917“ gewählt. In Gelsenkirchen gab es damals noch an die 20 Ortsverbände. Zur Zeit sind es noch zehn.

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„Die Zahl kann und wird sich weiter verringern“, glaubt Dieter Harwardt, der Bezirksvorsitzende Gelsenkirchen-Bottrop. „Wir haben den Trend, dass wir irgendwann nur noch Stadtverbände haben werden. Aber das geht Gewerkschaften oder Parteien ja auch ähnlich.“ Dabei ist auch auf Bezirksebene die Mitgliederzahl durchaus ordentlich und wesentlich höher als die selbst etablierter Parteien.

Beratungsbedarf der Mitglieder ist sehr groß

„Das wechselt im laufenden Jahr immer zwischen 5500 und 6000 Mitgliedern, ist aber über die Jahre recht konstant“, sagt Harwardt. Wie Mietervereine ist auch der SoVD vor allem Dienstleister für die Mitglieder: Benachteiligte, Kranke oder Pflegebedürftige werden bei Anträgen oder Bürokratie-Fragen unterstützt, es gibt günstige Versicherungsangebote oder auch Kultur-Tickets, vor allem aber vertritt die Juristin der Geschäftsstelle an der Dickampstraße 7-9 Mitglieder vor den Sozialverwaltungen oder -gerichten. „Der Beratungsbedarf ist sehr groß“, stellt Harwardt fest. Insgesamt engagieren wir uns sehr stark, allerdings unserer Mitglieder nicht mehr so sehr.“

Selbst bei gesellschaftlichen Veranstaltungen ist mittlerweile – wohl auch aus Gründen der Überalterung – die Zurückhaltung groß, hat Könecke festgestellt. „Ich habe dieses Jahr 28 Jubilare. Aber zur Ehrung kommen nur vier.“