Gelsenkirchen. Anna S. aus Gelsenkirchen gilt seit Juni als vermisst. Jetzt hat die Polizei einen Verdächtigen (46) festgenommen. Er steht unter Mordverdacht.
Seit mehr als fünf Monaten wird Anna S. aus Gelsenkirchen vermisst. Am Dienstagabend hat die Polizei nun einen tatverdächtigen 46-jährigen Krefelder festgenommen. Es soll sich nach bislang unbestätigten Informationen um den ehemaligen Freund der jungen Frau handeln. Mit dem 46-Jährigen führte sie über längere Zeit eine schwierige On-Off-Beziehung.
Zuvor hatten die Ermittler auf sichergestellten Datenträgern belastendes Videomaterial gefunden. Nach jetzigem Ermittlungsstand besteht laut Polizei und Staatsanwaltschaft „der dringende Tatverdacht, dass der Festgenommene Anna S. getötet hat“. Der 46-Jährige wurde am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt, seitdem sitzt der Krefelder wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft.
Anna S. aus Gelsenkirchen gilt seit Juni als vermisst
Am Sonntag, 23. Juni, gegen 1 Uhr wurde Anna S. zum letzten Mal von ihrer Schwester Edith lebend gesehen. Seitdem fehlte von der 35-Jährigen jede Spur. Die Familie fürchtete, dass die 35-Jährige umgebracht wurde, sie ging und geht von einer Beziehungstat aus.
Die Essener Staatsanwältin Sonja Hüppe teilte am Mittwochmorgen mit: „Am späten Vormittag ist die Vorführung des Festgenommenen vorgesehen. Danach ist geplant, mehr mitzuteilen.“ Nach der Vernehmung scheint die Beweislast so groß gewesen zu sein, dass der 46-Jährige dem Haftrichter vorgeführt wurde. Darüber hinaus, hieß es dann am Nachmittag seitens der Staatsanwaltschaft, werden über eine kurze Pressemitteilung hinaus „aufgrund der noch laufenden Ermittlungen derzeit keine weiteren Informationen erteilt“.
Müllbunker in Krefeld durchsucht
In dem Vermisstenfall der gelernten Kindergärtnerin hatte die Polizei am 2. August einen Müllbunker in einer Krefelder Entsorgungsfirma durchsucht. Dabei wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft nach Beweismitteln für ein mögliches Gewaltverbrechen gesucht.
Für Hinweise zur Aufklärung einer möglichen Straftat wurden 5000 Euro Belohnung ausgelobt. Damals hieß es, in dem Vermisstenfall gebe es Bezugspunkte von Gelsenkirchen nach Krefeld, ein Verbrechen sei nicht auszuschließen.
Familie geht von Beziehungstat aus
Davon ging die Familie von Anna S. fest aus: Die Schwester der Vermissten und ihr Schwager hatten stets einen Freitod der jungen Frau ausgeschlossen. „Das passt nicht zu ihr.“ Die Angehörigen vermuteten stattdessen, dass der Krefelder Freund mit dem Verschwinden der 35-Jährigen zu tun haben könnte. Die von ihrer Seite vollzogene Trennung sei extrem problematisch gewesen, doch „dann hatte sie irgendwann wieder Kontakt zu ihm“, erklärte Schwager Dirk D. im September im Gespräch mit dieser Redaktion und vermutete: „Die Beziehung war von Annas Seite aus von Angst geprägt.“
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Vorwürfe machten die Verwandten Annas früh der Polizei. „Am Anfang wurden uns einige Fragen gestellt, aber danach tat sich nichts mehr. Dass hier ein Gewaltverbrechen vorliegt, haben wir von Anfang an vermutet“. Aber die Polizei, findet Dirk D., der Schwager, habe lange Zeit nicht entsprechend reagiert. Und auch Mittwochvormittag bekräftigt er: „Die reden nicht mit uns.“ Die engsten Angehörigen, erklärt dagegen Staatsanwältin Hüppe, seien unmittelbar nach der Festnahme sowie vor der Veröffentlichung der weiteren Pressemitteilung über die beschriebenen Entwicklungen informiert worden“.