Gelsenkirchen. Ein nicht alltäglicher Besuch bei der WAZ in Gelsenkirchen: Frank-Walter Steinmeier. Wie der Tag ablief und was für Vorbereitungen er erforderte.
Dass der deutsche Bundespräsident die Lokalredaktion einer Tageszeitung besucht, ist schon etwas Außergewöhnliches. Hat er aber getan. Und zwar nicht irgendwo, sondern hier in Gelsenkirchen. Am Freitagmittag war Frank-Walter Steinmeier Gast der WAZ-Redaktion an der Ahstraße.
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Und er ist pünktlich. Sehr pünktlich. Für 13.45 Uhr war er angekündigt, doch schon ein paar Minuten früher bewegt sich ein Menschenpulk vom Weihnachtsmarkt auf dem Heinrich-König-Platz geradewegs auf den WAZ-Leserladen zu. Das Staatsoberhaupt kommt – samt begleitendem Tross: Oberbürgermeister Frank Baranowski, NRWs stellvertretender Ministerpräsident Joachim Stamp, Vertreter der Stadt sowie zahlreiche Sicherheitsleute und Fotografen. Viele Schaulustige bleiben nicht stehen. Wer den Mann mit den weißen Haaren erkennt, scheint eher zu denken: Der Präsident ist da – ja und?
Willkommen in Gelsenkirchen, Herr Bundespräsident!
Für den Großteil des Pulks endet der Spaziergang durch die Stadt vor der Ahstraße 12. Steinmeier und sein engstes Gefolge ziehen weiter: durch das charmant-historische Treppenhaus in den ersten Stock. Willkommen in der WAZ-Lokalredaktion Gelsenkirchen, Herr Bundespräsident!
Es ist ein Gespräch, kein Interview. Ein kleiner, aber feiner Unterschied. Aber vermutlich sorgt genau er dafür, dass der Präsident sehr locker ist, viel und offen erzählt und auch einige Späße nicht auslässt. Es geht nicht immer staatstragend zu mit einem Staatsoberhaupt. Der Ablauf entspricht letztlich auch nicht zu hundert Prozent dem Protokoll.
Dem Besuch des Bundespräsidenten ging eine lange Planung voraus
Apropos: Der Besuch des Bundespräsidenten bei der WAZ, er war von langer Hand vorbereitet. Ursprünglich bereits für den 30. September geplant (Steinmeier sagte kurzfristig ab, da er nach dem Tod des früheren französischen Präsidenten Jacques Chirac zur Trauerfeier nach Paris musste), fanden erste Absprachen bereits Mitte August statt. Der Präsident ist halt nicht der Nachbar, der mal eben klingelt und dann Platz nimmt für ein Pläuschchen bei Kaffee und Gebäck. Wenn der Präsident kommt, kommen erst mal ganz viele andere…
So stand am Abend des 22. August die Vorhut in der Redaktion: Mitarbeiter des Bundespräsidialamts, der örtlichen Polizei, des Landes- und des Bundeskriminalamts. Sie inspizierten die Räume und örtlichen Gegebenheiten ringsherum und machten sich eifrig Notizen. Wo kommt er an? Wo fährt er ab? Wo findet das Gespräch statt? Wer ist mit im Raum? Informationsaustausch unter strenger Geheimhaltungsstufe. Dass Steinmeier an seinem Ruhrgebietstag einen Abstecher zur WAZ Gelsenkirchen macht, sollte keiner wissen.
In der Vorbereitung gingen viele E-Mails hin und her
In den nächsten Wochen waren viele Kollegen in die weiteren Vorbereitungen eingebunden. Uhrzeiten wurden abgesprochen, Namenslisten angefertigt. Neun WAZ-Kollegen wurden letztlich akkreditiert, darunter Vertreter der Chefredaktion und Geschäftsführung; alle mussten mit Geburtstag und -ort ans Bundespräsidialamt gemeldet werden. Ebenfalls erforderlich: die Namen aller Mitarbeiter, die an diesem Tag die Redaktionsräume abseits des Gesprächs betreten wollen. Alles Dinge, die genau geplant sein wollen. Es waren viele E-Mails, die in den vergangenen Wochen hin- und hergeschickt wurden…
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Nach der Terminverschiebung auf den 22. November hielt sich der weitere Aufwand allerdings in Grenzen. Das Prozedere startete nicht von vorn, es wurde lediglich angepasst.
Und dann ist er plötzlich da, der große Tag. Während unsere Duisburger WAZ-Kollegen Frank-Walter Steinmeier schon zum dortigen Hafen begleiten, findet in unserer Redaktion der letzte Feinschliff statt. Der Teufel steckt ja bekanntlich im Detail. Und wenn der Präsident schon mal kommt, soll ja auch nichts schiefgehen.
Sprengstoffspürhunde durchsuchen jeden Winkel der Redaktion
Gegen 12 Uhr schlägt die Polizei an der Ahstraße auf. Sprengstoffspürhunde durchsuchen jeden Winkel der Redaktion. Ihren feinen Nasen würde nichts entgehen. Eine halbe Stunde später steht fest: Hier ist alles sicher. Nur die vorbereiteten Plätzchenteller, die waren schon jetzt vor niemandem mehr sicher…
Um 13 Uhr schließt der Leserladen im Erdgeschoss – eine Sicherheitsmaßnahme. Jetzt kann Steinmeier kommen.
Gut eine Stunde später ist er dann schon wieder weg. Diesmal nimmt er den Ausgang Hinterhof. Der BMW mit dem Kennzeichen „0 - 1“ wartet schon. Nächste Station: Dortmund. Ausgerechnet die verbotene Stadt…
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