Gelsenkirchen. Bauausschuss entscheidet über Verkauf von Stadt-Grundstück. Gelsenkirchener Unternehmen will an der Daimlerstraße 18 Millionen Euro investieren.

Schritt und Trab: Diese gemächlichen Gangarten dürften bald der Vergangenheit angehören auf dem Gelände des Reitervereins Gelsenkirchen an der Willy-Brandt-Allee/Daimlerstraße. Wenn der Bauausschuss am Donnerstag, 14. November, grünes Licht gibt, wird Galopp das vorherrschende Tempo sein – sowohl bei den Pferdefreunden, die nach Beckhausen umziehen sollen, als auch bei dem benachbarten Unternehmen Gelsenwasser AG: Der Spezialist für (Ab-)Wasser und nachhaltige Infrastruktur will das noch vom Reiterverein genutzte städtische Grundstück kaufen, um dort die Labor-Standorte Gelsenkirchen und Schwerte zusammenzulegen und zu erweitern. 18 Millionen Euro will er dort investieren.

Es ist das Tochter-Unternehmen Westfälische Wasser- und Umweltanalytik GmbH, für das Gelsenwasser das etwa 17.600 Quadratmeter große Areal an der Daimlerstraße nutzen möchte. Insgesamt 50 Mitarbeiter sind derzeit an beiden Laborstandorten in Gelsenkirchen und Schwerte beschäftigt. Tätigkeitsschwerpunkt ist die Untersuchung von Trink-, Grund- und Oberflächenwasser. Das blaue Labor-Gebäude an der Willy-Brandt-Allee stammt freilich aus dem Jahr 1979 und ist so marode, dass es durch einen Neubau ersetzt werden muss – „zeitnah“, wie es in der nichtöffentlichen Verwaltungsvorlage für den Bauausschuss heißt, die dieser Zeitung vorliegt.

Firmensitz soll zum Campus ausgebaut werden

Am Gelsenkirchener Standort an der Willy-Brandt-Allee/Daimlerstraße sollen die Labore der Gelsenwasser-Tochter Westfälische Wasser- und Umweltanalytik GmbH zusammengelegt werden.
Am Gelsenkirchener Standort an der Willy-Brandt-Allee/Daimlerstraße sollen die Labore der Gelsenwasser-Tochter Westfälische Wasser- und Umweltanalytik GmbH zusammengelegt werden. © Funke Foto Services | Martin Möller

Vorgesehen ist offenbar nicht nur ein modernes, größeres Labor für die Westfälische Wasser- und Umweltanalytik GmbH, sondern perspektivisch auch der Ausbau des Gelsenwasser-Firmensitzes zu einem Campus. Wie genau die Planungen aussehen, dazu wollte sich Gelsenwasser-Sprecherin Heidrun Becker auf Anfrage nicht äußern. Gelsenwasser „steht zum Hauptstandort Gelsenkirchen und will die Hauptverwaltung weiterentwickeln“, erklärte sie. „Die Entscheidung“, wie mit dem vom Reiterverein gepachteten städtischen Grundstück „umgegangen wird, liegt allein bei der Stadt und den entsprechenden Gremien. Diese Entscheidung liegt noch nicht vor.“

Die nichtöffentliche Vorlage verweist allerdings darauf, dass „mit dem Laborneubau und der Weiterentwicklung des bisherigen Dienstleistungsangebots (...) auch die zusätzliche Schaffung anspruchsvoller und zukunftsorientierter Arbeits- und Ausbildungsplätze verbunden“ sei.

Reiterverein soll Erbpacht-Grundstück an Horster Straße beziehen

Die neue Heimat des Reitervereins Gelsenkirchen liegt in Beckhausen an der Horster Straße. Mit finanzieller Unterstützung von Stadt, Land und Sponsoren sollen dort zunächst eine Reithalle, eine Reiterstube und ein Stalltrakt errichtet werden.
Die neue Heimat des Reitervereins Gelsenkirchen liegt in Beckhausen an der Horster Straße. Mit finanzieller Unterstützung von Stadt, Land und Sponsoren sollen dort zunächst eine Reithalle, eine Reiterstube und ein Stalltrakt errichtet werden. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Im Gegenzug soll für den Reiterverein für die Dauer von zunächst 50 Jahren ein Erbbaurecht an dem städtischen Grundstück Horster Straße bestellt werden. Dort steht den rund 220 Mitgliedern eine etwa 20.500 Quadratmeter große Sondergebietsfläche nahe der BP-Raffinerie zur Verfügung. Bebaut werden soll es mit einer Reithalle inklusive integriertem Zuschauerrang, einem einstöckigen Anbau für Reiterstube, Technikraum, Büro, Sanitär und Heizung sowie einem Stalltrakt. Zu einem späteren Zeitpunkt sind überdies noch ein Spring- und ein Dressurplatz – jeweils mit Abreiteplatz – geplant.

Um den gemeinnützigen Verein finanziell zu entlasten, sollen die Herrichtung des neuen Areals und die Neubauten von der Stadt mit 100.000 Euro und vom Land mit 400.000 Euro gefördert werden. „Dafür sind wir sehr dankbar“, so Geschäftsführerin Susanne Hopfenberg, die mit einem Eigenanteil von etwa 50.000 Euro rechnet und darauf setzt, dass die Mitglieder möglichst viele Arbeiten – etwa beim Innenausbau – in Eigenregie erledigen können. „Wir hoffen, dass nach den Gremien-Beschlüssen die Ausschreibungen der Einzelmaßnahmen und dann die Bauarbeiten möglichst schnell beginnen können. Denn zum 30. Juni 2020 müssen wir ja unser bisheriges Domizil räumen.“