Gelsenkirchen. Beim traditionellen Martinsumzug im Bulmker Park in Gelsenkirchen waren 800 bis 900 Kinder dabei. Viele hatten ihre Laternen selbst gebastelt.
„Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir“, schallte es von der Bühne. Kinder standen dicht an dicht zusammen, um das traditionelle St. Martinslied in Begleitung von Gitarrenmusik zu singen. Bereits zum 16. Mal fand im Bulmker Park am „Drachenspielplatz“ das Martinsfest mit Laternenumzug statt. Überall leuchtete es. Mal erstrahlte eine Sonne in Laternenform, mal ein Stern. Aber auch Laternen in Hasen- oder ein Einhorngestalt flackerten in der Abenddämmerung. Auffällig: Viele der Laternen waren in liebevoller Kleinarbeit selbst angefertigt worden.
Gespanntes Warten auf St. Martin
In der Schule haben die beiden Geschwister Marlene und Benedikt, beide sechs Jahre, ihre Laternen, die an zwei eingewickelte Bonbons erinnern, gebastelt. Gespannt warteten die Zwillinge jeweils mit einer leckeren Stilwaffel und Mutter Jeanette Hoen auf St. Martin, der jährlich auf einem Pferd den Laternenumzug durch die Parkanlage anführt. Der Weg führte wieder rund um den Teich im Bulmker Park und endete an der Kirche „Heilige Familie“ an der Hohenzollernstraße/Wanner Straße. Höhepunkt des Umzuges: Der Einzug St. Martins hoch zu Ross in das Gotteshaus.
Hoch zu Ross in die Kirche geritten
„Wir machen das schon seit einigen Jahren so“, sagt Werner Skiba, der Sprecher des Bulmker Forums zusammen mit dem Mitorganisator Björn Schulte. Mit diesem sehr ruhigen Pferd sei das möglich.
800 bis 900 Kinder zogen mit Laternen los
Mit den Vorbereitungen sind die engagierten Bulmker bereits im August gestartet, die ersten Planungsgespräche haben bereits Anfang des Jahres stattgefunden. „Wir merken sehr stark, dass der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit im Stadtteil sich stetig verbessert – auch zwischen Bulmke und Hüllen. Man kennt sich, hilft sich, spricht sich ab“, so Skiba. Das erklärt auch den großen Zuspruch, den der Umzug immer findet. Die Veranstalter schätzten, dass zwischen 800 und 900 Kinder dabei waren - Eltern, Freunde und Verwandte noch gar nicht mitgezählt.
26 Stände luden zum Stöbern und Verweilen
26 Stände hatten die Veranstalter und Helfer für das Fest vor Ort aufgebaut. Mal duftete es nach Waffeln, dann nach Bratwurst. Zwischendurch erblickte der Besucher aber auch Weihnachtsgestecke oder Nähwaren. Kitas, Schulen, Wohlfahrtsverbände, Jugendorganisationen und Parteien aus dem Stadtteil sorgten seit dem frühen Nachmittag mit Bastelarbeiten, Speisen und Getränken für ein lebhaftes Treiben auf dem Platz. Wer mochte, hatte die Möglichkeit an einer Bastelstation eine Martinsgans zu fertigen. Aus Küchenrolle, einem Apfel und Pappe entstanden die kugelrunden Tiernachbildungen. Das Bühnenprogramm war ebenfalls durch Schüler und Kindergartenkinder aus dem Stadtteil gestaltet, die sangen und tanzten.
Ein leuchtender Fuchs und ein flackerndes Krokodil – alles selbstgebastelt
Gut besucht war das bunte Martinsfest. Überall bildeten sich Schlangen. Taylan Güzel war mit seiner Familie nicht das erste Mal vor Ort. „Meine beiden Söhne fiebern seit sie ihre Laternen im Kindergarten gebastelt haben auf diesen Tag hin“, sagt er. Sohn Alessandro Mehmet (5) hatte sich für einen Leuchtkörper in Form einen Fuchs entschieden, während Diego Mecan (3) lieber mit einem leuchtenden Krokodil die Dunkelheit erhellen wollte. Gesungen wurde natürlich auch.
Appell zum Helfen
Heutige Martinszüge sind meist überpfarrlich, schulorientiert und katechetisch ausgerichtet. Das Rollenspiel der „Mantelteilung“ akzentuiert den Appell zum mitmenschlichen Hel fen, der im nachträglichen Rückgriff auf die Martinslegende den teilnehmenden Kindern vermittelt werden soll.
Martin war ein römischer Soldat, der um das Jahr 316 nach Christus geboren wurde. Der Legende nach ritt er an einem kalten Wintertag an einem hungernden und frierenden Bettler vorbei. Der Mann tat ihm so leid, dass Martin mit dem Schwert seinen warmen Mantel teilte und dem Bettler eine Hälfte schenkte. In der Nacht erschien Martin der Bettler im Traum und gab sich als Jesus Christus zu erkennen.
Auch die Martinsbrezel durften nicht fehlen. Ganze 1000 Brezel, die teilweise vorab in den Schulen und Kitas vorbestellt werden konnten, wurden in einem bunten Zirkuszelt verkauft. Rosemarie Kaminski vom Bulmker Forum gab einen Brezel nach dem anderen gegen Coupons aus, die vorab in den Schulen und Kitas verkauft wurden. „Anfangs ist es ruhiger, aber kurz bevor der Martinsumzug beginnt, ist hier richtig was los“, sagt die 69-Jährige.