Gelsenkirchen. Nach der Fußball-WM 2006 könnte Gelsenkirchen Austragungsort olympischer Schwimmwettbewerbe werden – so der Traum von „Rhein Ruhr City 2032“.
Bislang ist es nur ein Traum. Wie in der Veltins-Arena auf Schalke über 50.000 Zuschauer den Besten der Welt zujubeln, wenn sie sich im Kampf gegen Stoppuhr und beinharte Konkurrenz die ersehnten Olympiamedaillen erkraulen. Ganz ohne Hallenneubau. So hat es der Sportmanager Michael Mronz in seiner Initiative „Rhein Ruhr City 2032“ für eine Olympia-Bewerbung geplant.
Olympia auf Schalke – nach den Spielen der Fußballweltmeisterschaft 2006 unter dem Kuppeldach wäre eine solche hochkarätige Veranstaltung „eine weitere Auszeichnung für das Ruhrgebiet, für Schalke und auch für die Stadt“, da ist sich der Verein ganz sicher. „Als Multifunktionsstätte war die Veltins-Arena schon Austragungsort verschiedenster Sport-Events, von Stockcar-Rennen über Boxen bis hin zu Eishockey oder Biathlon. Auch die Austragung eines Schwimmwettbewerbs wäre dank des ausfahrbaren Rasens problemlos umsetzbar“ ließ der Club am Dienstag selbstbewusst wissen. Ohne den Verlust von Sitzplätzen und ohne eingeschränkte Sicht.
Mobile Wettkampfstätten vom Spezialisten aus Italien
Auf die Expertise der großveranstaltungserprobten Schalker stützt sich das Olympia-Konzept, das Mronz gemeinsam mit 14 Kommunen, darunter auch Stadträtin Annette Berg für Gelsenkirchen, Ende Oktober in Berlin vorstellte. Das sieht vor, in der Arena die Schwimm- und Turmspringwettbewerbe auszutragen. „Es wird dazu ein temporäres Wettkampfbecken aufgebaut, wie sich das schon bei Welt- oder Europameisterschaften erfolgreich bewährt hat“, erklärt Kai Meesters, Sprecher der Rhein Ruhr City 2032-Initiative.
Zur Erinnerung: Schalke war und ist nicht nur auf dem Platz ein Garant für Spektakel. Man denke nur an die Biathlon World Team Challenge, heuer am 28. Dezember, an die Stockcar-Blechlawinen, die Entertainer Stefan Raab durch das Stadionrund trieb oder an Weltstars wie U2, Robbie Williams, Ed Sheeran, Bon Jovi, AC/DC, Bruce Springsteen, Metallica, Depeche Mode, Helene Fischer, Herbert Grönemeyer und viele mehr, die Gelsenkirchen zum Nabel der Musikwelt gemacht haben.
Die auf- und wieder abbaubaren Becken sollen die weltweit tätigen Spezialisten von Myrtha Pools mit Sitz in Italien errichten: „eine 50 mal 25 mal 3 Meter umfassende Wettkampfstätte für Schwimm- und Synchronschwimmwettbewerbe sowie ein 5 Meter tiefes Becken mit Turm für das Turmspringen“ daneben. Auf den Außenflächen vor dem Stadion gingen den Plänen nach die Wasserballer auf Torjagd, ebenfalls in mobilen Becken, ähnlich wie bei den Spielen von Rio de Janeiro 2016.
Myrtha Pools hat bereits bei den Weltmeisterschaften im russischen Kasan 2015 und bei der WM 2017 in Budapest temporäre Wettkampfbecken gebaut. „Der Aufbau dauert circa zwei bis drei Wochen“, wie sich die private deutsche Olympia-Initiative von den Pool-Spezialisten versichern ließ. Nach Olympia, so Kai Meesters weiter, stünde einer kommunalen Weiternutzung der Becken in der Region Rhein-Ruhr nichts im Wege.
Begeisterung für Olympia kennt auch Grenzen
Sportmanager Michael Mronz hat bei der Vorstellung des Olympiakonzeptes für 2032 bei der Berliner Politik um Vertrauen geworben. Als Referenz für erfolgreiche Veranstaltungen werden mehrere Großveranstaltungen angeführt, die er federführend betreut hat. den CHIO in Aachen, die größte Reitveranstaltung der Welt, die Weltreiterspiele 2006 oder die Leichtathletik-WM 2009 in Berlin etwa.
Aber: Die Begeisterung für Olympische Spiele im eigenen Land ist kein verlässlicher Faustpfand. Unter anderem aus Angst vor zu hohen Kosten stimmten sowohl die Münchner (Winterspiele 2022) als auch die Hamburger (Sommer 2024) gegen eine Einreichung der Bewerbungsunterlagen beim Internationalen Olympischen Komitee.
Olympischer Sportbund hält sich bedeckt, offene Kostenfrage
So weit, so schön und so ausgestaltet der Traum. Wenn da nicht noch ein paar hohe Wellenberge zu überwinden wären. Zunächst muss sich der Deutsche Olympischen Sportbund (DOSB) für solch eine Bewerbung begeistern. Und der hält sich aktuell bedeckt, wollte auf Anfrage die Pläne nicht kommentieren.
Mitbewerber gibt es auch. Als mögliche internationale Konkurrenten gelten Brisbane (Australien) und Jakarta (Indonesien). Zudem haben Nord- und Südkorea eine gemeinsame Bewerbung angekündigt. Der Ausrichter könnte schon 2023 gewählt werden. Und da wären noch die Kosten, zu denen die Initiative „Rhein Ruhr City 2032“ in „sechs bis acht Monaten erste belastbare Zahlen rund um die Durchführung möglicher Olympischer und Paralympischer Spiele an Rhein und Ruhr vorlegen“ will. Auch die Pool-Spezialisten Myrtha haben sich zu den Kosten für die mobilen Wettkampfstätten in der Arena noch nicht geäußert.
Olympia hat eben eine andere Größenordnung. Bis zum ersten Kopfsprung in der Arena ist noch viel zu tun. Oder ist noch genug Zeit zum Träumen.