Gelsenkirchen. . Das Konzert bietet eine Mischung aus Glamour, Charisma und Düsternis. Der Funke springt aber erst spät über. Woran es wohl lag.

Auch wenn Schalke nicht mehr in der Champions League spielt, die erste Garde hofiert den Veranstaltungstempel Arena nach wie vor – dieses Mal die Synthie-Pop- und Wave-Heroen von Depeche Mode: 45 000 Fans erlebten am Dienstag das vorerst letzte Konzert von Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher in Deutschland in diesem Sommer: eine faszinierende Mischung aus Glamour, Charisma und Düsternis.

Es war ein sehr gutes Konzert, es herausragend zu nennen, täte der Wahrheit im Vergleich zu anderen Auftritten jedoch einen Abbruch. Gelegen haben könnte es an mehreren Faktoren: Im Sommer verhindert die lichtdurchlässige Kuppel der Arena eine intimere Live-Atmosphäre. Die Blöcke rechts und links der Nordkurve waren leer. In ihrer Sichtachse ragten Licht- und Boxentürme auf. Und da wäre das Set, das geprägt war vom aktuellen Album „Spirit“ und neueren Songs. Trotz des starken Openers „Going Backwards“ sprang der Funke spät über, bei „World in My Eyes“ oder „A Question of Lust.“ Hits wie „Everything Counts“ oder „Enjoy the Silence“ brachten das Publikum erst zum Finale dazu, euphorisch mitzusingen. Andere Auftritte haben Fans viel eher komplett mitgerissen (Lesen Sie dazu die Konzertkritik).

Songs wie „Personal Jesus“, „Shake the Disease“ oder „Precious“ wollten Marion Wehn (47) aus Langenfeld und Günter Poppen (50) aus Wuppertal hören. Das Duo hatte sich schon sehr früh mit dem Auto auf den Weg nach Gelsenkirchen gemacht. Bei einem Bier saßen die beiden vor Konzertbeginn völlig tiefenentspannt am grünen Rand eines Trainingsplatzes und warteten auf ihre Freunde. Sie, durch einen 1980er-Sampler und den frühen Song „Leave in Silence“ infiziert vom Depeche Mode-Virus, er in jungen Jahren durch eine „überraschend progressive Radiosendung“, bei der neben The Cure, U2 und The Smith auch Depeche Mode liefen. „Wir sind keine Hardcore-Fans“, sagen sie. Dazu passt, dass sie die überaus einflussreiche Band erst zum zweiten Mal live zu Gesicht bekamen.

Blind Date mit den Superstars

Ganz anders die Gefühlslage bei Silvia aus Oberhausen. Die 55-Jährie war sehr aufgeregt. Sie verriet auch warum: „Ich habe ein Blind Date mit der Band, ich sehe sie zum ersten Mal.“

Mittags hatte Silvia die Gelegenheit ergriffen, als ihr eine Karte zum halben Preis angeboten wurde und düste sofort mit dem Auto los. Für sie „vielleicht eine der letzten Möglichkeiten, die Band ‘mal live zu sehen – wir werden ja alle älter.“

Verkehrschaos blieb aus

Apropos Verkehr: Trotz Kombiticket (Eintrittskarte + ÖPNV frei), 30 zusätzlichen Straßenbahnen sowie zwölf Gelenkbussen on Top von der Bogestra für die Fanmassen, gaben viel dem Auto den Vorzug. Unter anderem auch zahlreiche eingefleischte Anhänger aus Frankreich und den Benelux-Staaten. Bis auf ein wenig Stop-and-Go auf der A 42 und A 2 sowie rund um das Stadion, blieben nach Angaben von Polizei und Fans „Staus und besondere Vorkommnisse aus“.

Depeche Mode live in Gelsenkirchen

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