Gelsenkirchen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär Oliver Wittke will sich beruflich verändern. Er wechselt 2020 zum Immobilien-Spitzenverband ZIA.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretär Oliver Wittke steht vor einer beruflichen Veränderung: „Nach 25 Jahren in der Berufspolitik und über 30 Jahren ehrenamtlichen politischen Engagements habe ich mich mit Mitte 50 entschieden, noch einmal eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen. Deshalb werde ich dem Ruf des Vorstandes des Zentralen Immobilienausschusses (ZIA) folgen und im Herbst kommenden Jahres Hauptgeschäftsführer des Spitzenverbandes der deutschen Immobilienwirtschaft werden“, teilt Wittke auf seiner Homepage und via Facebook am Montag mit.

Wittke gibt Amt als Parlamentarischer Staatssekretär auf

„Wenn man nochmal etwas Neues machen will, muss man das jetzt in meinem Alter machen. Ich glaube, es ist der richtige Zeitpunkt“, sagt Wittke. „Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass ich mein Mandat und mein Amt bis zum Ende machen könnte. Aber gute Angebote kommen nicht unbedingt, wenn man sie braucht.“ Und so musste sich Wittke jetzt entscheiden. Was er – nach Beratungen mit der Familie und politischen Freunden – getan hat: Die Bundeskanzlerin hat er Montag gebeten, ihn aus dem Amt des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie zu entlassen. „Bis zur Aufnahme meines neuen Amtes werde ich weiter mit voller Kraft und vollem Engagement mein Abgeordnetenmandat und den Vorsitz der CDU Ruhr wahrnehmen“, kündigt Wittke an. Das genaue Datum des Wechsels hänge von einer Entscheidung der Bundesregierung aufgrund der Empfehlung eines dreiköpfigen Gremiums ab, in dem Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel, Ex-MdB Christa Sager (Grüne) und Ex-Bundesverfassungsrichter Michael Gerhardt sitzen. Wittke schätzt, dass er „nach den Sommerferien 2020 zum ZIA wechseln wird.

CDU-Kreisvorsitzender Kurth findet Entscheidung nachvollziehbar

„Oliver Wittke hat unbestritten in den vergangenen Jahrzehnten für die Stadt, für das Ruhrgebiet, das Land und die Republik viel getan. Aber so ist das politische Geschäft“, es lebe auch vom Wechsel, kommentiert der CDU-Kreisvorsitzende Sascha Kurth Wittkes Entscheidung. „Sie ist für uns schade, aber nachvollziehbar.“ Andererseits bliebe Wittke Gelsenkirchen und der CDU ja auch in neuer Funktion „thematisch verbunden. Er ist dann Streiter an anderer Stelle.“ Für CDU-Fraktionschef Wolfgang Heinberg steht fest: „Oliver Wittke versteht es, dem Anliegen und Ansehen des Ruhrgebiets eine starke Stimme zu geben. Die verlieren wir in Berlin.“

Die Durchlässigkeit von Politik und Wirtschaft leben

Als Wirtschafts-Staatssekretär war Oliver Wittke (l.) viel in der Region unterwegs - hier in der Gelsenkirchener Großverzinkerei Voigt & Schweitzer mit Unternehmer Lars Baumgürtel. An Entscheidungen für die Gebäudewirtschaft, betont der Politiker, habe er in seiner Funktion als Staatssekretär allerdings nie mitgewirkt.
Als Wirtschafts-Staatssekretär war Oliver Wittke (l.) viel in der Region unterwegs - hier in der Gelsenkirchener Großverzinkerei Voigt & Schweitzer mit Unternehmer Lars Baumgürtel. An Entscheidungen für die Gebäudewirtschaft, betont der Politiker, habe er in seiner Funktion als Staatssekretär allerdings nie mitgewirkt. © FUNKE Foto Services | Lukas Schulze

Auch aus Wittkes Sicht („ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, zumal mir die Zusammenarbeit mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier große Freude bereitet hat“) ist es wichtig, „die Durchlässigkeit von Politik und Wirtschaft zu leben“. Erfahrung in der Wirtschaft hat er bereits. Neben seinen politischen Spitzenämtern als Landtags- und Bundestagsabgeordneter, Gelsenkirchener Oberbürgermeister, Landesbau- und Verkehrsminister sowie Generalsekretär der NRW-CDU hat der Gelsenkirchener nach eigener Auskunft „auch in der Wirtschaft als Projektassistent einer Entwicklungsgesellschaft, Abteilungsleiter eines Immobilienkonzerns und Mitglied der Geschäftsführung eines Bauunternehmens Erfahrungen“ gearbeitet.

Politische Stationen

Oliver Wittke, Jahrgang 1966, ist Diplom-Geograf. Er hat nach dem Abitur am Leibniz-Gymnasium in Buer Wirtschaftswissenschaften und Geografie studiert.

1989 begann seine politische Laufbahn im Rat der Stadt, 1995 wurde Wittke Landtagsabgeordneter für die CDU, blieb es mit Pausen bis 2013, 2005 bis 2009 war der Christdemokrat Landesminister für Bauen und Verkehr. 1999 bis 2004 bekleidetet Wittke das Amt des Oberbürgermeisters.

In den Bundestag wurde Oliver Wittke 2013 gewählt, im März 2018 wurde er Staatssekretär.

Als Funktionär im Land und in Gelsenkirchen war Wittke u.a. von 2010 bis 2012 Generalsekretär der CDU Nordrhein-Westfalen und von 2013 bis 2017 Vorsitzender der CDU Gelsenkirchen. Seit 2008 ist er Vorsitzender der CDU Ruhr.

Zunächst wird Wittke weiterhin „intensiv mein Abgeordnetenmandat für Gelsenkirchen und das Ruhrgebiet wahrnehmen“, dann freue er sich auf die neue Aufgabe beim ZIA. „Für mich rundet sich damit eine berufliche Laufbahn ab, die vom Studium über die Politik bis zu privatwirtschaftlichen Stationen stets mit der Immobilienbranche in Verbindung stand.“

Der Lebensmittelpunkt soll Gelsenkirchen bleiben

Das politische Geschäft, die Auseinandersetzung, Versammlungen, auch Kreisparteitage schätzt Wittke. „Das ist mein Lebenselixier.“ Vieles davon wird er missen. „Das macht Spaß, aber dabei gehen die Wochenenden drauf. Das wird künftig berechenbarer.“ Pendeln wird Wittke auch in Zukunft: Das Zentralinstitut sitzt in Berlin. „Doch mein Lebensmittelpunkt“, kündigt er an, „wird Gelsenkirchen bleiben“.