Gelsenkirchen-Bismarck. Rosani Reis spannt den Bogen weit bei „Oi Brasil“ („Hallo Brasilien“) im Consol-Theater. Der Abend hinterlässt einen leicht zerrissenen Eindruck.
Ambitioniert ist dieses Projekt. Mit „Oi Brasil“ („Hallo Brasilien“) beleuchtet die brasilianische Sängerin Rosani Reis bei der Weltpremiere im ausverkauften Consol Theater die Vielfalt brasilianischer Musikkultur. Der Bogen ist weit gespannt. Das ist interessant, das ist farbenreich. Aber nach diesem Auftritt ist trotz vieler schöner Musikmomente auch ein leichtes Gefühl eines irgendwie zerrissenen Konzertabends da. Wohl auch, weil es immer wieder Kleinstbesetzungen auf der Bühne gibt innerhalb der neun Beteiligten.
Titel von Heitor Villa-Lobos, dem populärsten Komponisten klassischer Musik Brasiliens
Auch interessant
Das geht schon zu Beginn los, bei drei Titeln von Heitor Villa-Lobos, dem populärsten Komponisten klassischer Musik Brasiliens. Da spielt zunächst der Puertoricaner Arturo Castro Nogueras wunderbar solo auf der Konzertgitarre, Flötistin Anette Maiburg steigt ein Stück später ein, noch ein Stück weiter Perkussionist Amoy Ribas. So ist schon ein Viertelstündchen vergangen, bevor Rosani Reis erstmals die Bühne betritt. Die Wahl-Gelsenkirchenerin hat sich den Klängen ihres brasilianischen Bundesstaates Minais Gerais verschrieben, den dort verwurzelten afrobrasilianischen Einflüssen.
Wunderbar verbinden sich Klavier und Scatgesang im Duett
Drei weitere Musiker des Abends stammen ebenfalls von dort. Auch Special Guest Maurício Tizumba. Stimmlich sicherlich nicht immer der überzeugendste, punktet Tizumba aber als charismatischer, humorvoller Typ und als Rhythmiker. Vor allem mit seinen Gungas, kleinen Metallshakern, mit denen er Erstaunliches erklingen lässt.
Perkussiv ist die Musik ohnehin. Wenn Rosani Reis zum Schüttelinstrument Patangome greift und dabei von ihrem Sohn Noah, Amoy Ribas und Tizumba auf Trommeln begleitet wird, sorgt das für ein eindringliches und puristisches Hörerlebnis. Wunderbar auch ihr Duo mit dem Sohnemann am Klavier in einer Nummer aus Argentinien. Wie sich Klavierstimme und Scatgesang ihre Verbindungen suchen – ein Erlebnis das mitzuverfolgen. Mit dem weltberühmten brasilianischen Choro „Tico-Tico no fubá“ zeigt das Ensemble an anderer Stelle eine überbordende virtuose und rasante Seite. Riesenbeifall am Ende auch dafür.