Gelsenkirchen-Buer. Die Awo Gelsenkirchen und der SSV Buer schufen bei einem Fußballtag den Raum für Begegnungen zwischen B-Jugend-Kickern und Flüchtlingskindern.

Raimon verehrt die Künste von Cristiano Ronaldo. „Der ist schnell, der schießt viele Tore – und der hat voll die dicke Muskulatur“, zählt der 13-jährige Junge mit rumänischen Wurzeln die Gründe für seine Bewunderung des Weltstars von Juventus Turin auf. Gemeinsam mit Cousin Alex (10) steht Raimon an diesem herrlich sonnigen Herbsttag auf dem Kunstrasenplatz des SSV Buer 07/28. Er gehört zu jenen 14 Flüchtlings- und Zuwandererkindern, die mit der B-II-Jugendmannschaft des Gastgebervereins einen gemeinsamen Fußballtag verbringen. Zum Kicken. Und zum Kennenlernen.

„Wir sehen unseren Verein als einen Brückenbauer“, sagen Uschi und Ralf Gers vom SSV. Er gehört in dem Traditionsklub, der derzeit 28 Jugendteams im Spielbetrieb angemeldet hat, zur Vorstandsriege. Sie engagiert sich in der Caféteria auf der Bezirkssportanlage am Rande des Nordrings. Gemeinsam mit den Kräften der interkulturellen Fachdienste der Arbeiterwohlfahrt (Awo) hatten sie die Idee zu dieser Aktion. „Die Kinder treten beim Fußball ohne Vorbehalte sofort in Kontakt“, weiß Ehepaar Gers. Hier zeigt sich einmal mehr, dass Sport vorurteilsfrei die Menschen miteinander verbindet.

Erster Kontakt zwischen den SSV Buer und der Awo beim Pfingstturnier

Andreas Blaumann ist Trainer der B-II-Jugendmannschaft beim SSV Buer 07/28. Er und seine Spieler hießen die Flüchtlings- und Zuwandererkinder beim Fußballtag herzlich willkommen.
Andreas Blaumann ist Trainer der B-II-Jugendmannschaft beim SSV Buer 07/28. Er und seine Spieler hießen die Flüchtlings- und Zuwandererkinder beim Fußballtag herzlich willkommen. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Erster Berührungspunkt der beiden Projektpartner war das große Pfingstturnier des SSV, als die Awo zahlreiche Stände auf der weitläufigen Sportanlage aufgebaut hatte, um über ihre Arbeit und Angebote zu informieren. Awo-Bereichsleiter Admir Bulic und Uschi Gers suchten danach nach weiteren Möglichkeiten einer Kooperation. „Im Rahmen einer Aktion des Cafés Miteinander haben wir dann die Pläne für diesen Fußballtag geschmiedet“, so Gers.

Die Flüchtlings- und Zuwandererkinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren stammen aus dem Irak, Afghanistan, Syrien, Rumänien und Bulgarien. „Wir betreuen sie und ihre Familien im Alltag in unseren beiden Quartierzentren in Rotthausen und Feldmark“, erklärt Bedia Torun. Sie gehört zu jenem Team der Awo, das für die Themenfelder Integration, Zuwanderung und Flüchtlinge zuständig ist. Mit dem Fußballtag soll eine weitere Begegnungsmöglichkeit geschaffen werden. „Nichts ist für alle Beteiligten wichtiger als diese Begegnungen – um die Sprache zu erlernen und auf der anderen Seite, um Vorurteile abzubauen“, betont Torun.

Nach dem Frühstück geht es auf den Trainingsplatz

Die Unterschiede bei Alter und Herkunft spielten keine Rolle. „Fußball verbindet“ lautete das Motto des Tages.
Die Unterschiede bei Alter und Herkunft spielten keine Rolle. „Fußball verbindet“ lautete das Motto des Tages. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Los ging es am Freitagmorgen mit einem gemeinsamen Frühstück im Vereinsheim. Die B-Jugend-Fußballer des SSV nutzen einen ihrer letzten Ferientage gemeinsam mit den Flüchtlings- und Zuwandererkindern. Nach dem Essen wird trainiert. Andreas Blaumann gibt lautstark Anweisungen. Er kickte in jungen Jahren für den FC Schalke 04 und den damaligen Oberligisten ETB Schwarz-Weiß Essen, heute ist er der Trainer der B-II-Jugend. „Wir wollen unseren Jungs vermitteln, wie wichtig Empathie ist. Sie beziehen unsere Gäste sofort mit ein. Herkunft spielt hier keine Rolle“, sagt Blaumann und fügt hinzu: „Ich finde diesen Tag eine super Sache – für alle Beteiligten.“

Das bestätigt auch Fynn Rudat. Der 15-Jährige kickt in der B II des SSV. Er hatte schon vorher Kontakt zu Flüchtlingen. Bei einem Praktikum, das er an einer Grundschule absolviert hat, half er ihnen bei den ersten Schritten, um die deutsche Sprache zu lernen. „Vielleicht will ich später mal Lehrer werden“, sagt Fynn. Jetzt schnappt er sich wieder einen Ball. Und macht die nächste Trainingsübung mit Raimon aus Rumänien. Die Ballstafette läuft wie am Schnürchen. Fast so wie bei Cristiano Ronaldo. . .