Gelsenkirchen-Schalke-Nord. 180 zusätzliche Arbeitsplätze für den Wirtschaftsstandort Gelsenkirchen: Ein Besuch im neuen Zentrallager des Glas-Spezialisten Pilkington.
Die Regale ragen fast direkt bis unter das zwölf Meter hohe Hallendach empor. Mit einem leisen Surren bahnen sich die Fahrer der semiautomatischen Gabelstapler ihren Weg durch den fast 47.000 Quadratmeter großen Gebäudekomplex. Riesige Schilder mit Kombinationen aus Nummern und Buchstaben bieten ihnen dabei Orientierungshilfe. Das ist auch zwingend erforderlich: Denn knapp 30.000 verschiedene Glasprodukte werden hier aufbewahrt. Das neue europäische Zentrallager der Pilkington Automotive Deutschland GmbH stößt zahlenmäßig in neue Dimensionen vor.
Am 4. Februar 2019 wurde der Betrieb in jenem Gebäude aufgenommen, das innerhalb eines halben Jahres im Gewerbepark A 42 in Höhe der Anschlussstelle Schalke entstanden ist und seitdem als unübersehbare Landmarke am Rande der Autobahn dient. Die erste Materialauslieferung erfolgte im März. Und nun, knapp acht Monate später, wollte der Fahrzeugglas-Spezialist, dass auch Stadtspitze und Wirtschaftsförderung persönlich den Neubau in Augenschein nehmen. Pilkington-Standortleiter Jens Lindenau und Marcus Mosner als Geschäftsführer der Pilkington-Holding hatten nicht nur Oberbürgermeister Frank Baranowski, sondern auch Wirtschaftsdezernent Christopher Schmitt sowie Rainer Schiffkowski und Thomas Jablonski von der hiesigen Wirtschaftsförderung zum Rundgang eingeladen.
Zweiter hiesiger Pilkington-Sitz in Rotthausen mit 500 Beschäftigten
Pilkington ist in Gelsenkirchen kein Unbekannter: In Rotthausen gibt es schon lange einen von bundesweit 14 Unternehmensstandorten. Dort sind rund 500 Mitarbeiter beschäftigt, die sich auf die Fertigung von Brandschutz-, Bauindustrie- und Verbundsicherheitsglas fokussiert haben und sich zudem um die Bereiche Verwaltung und Entwicklung kümmern. Am neuen Zentrallager-Standort in Schalke kommen nun nochmals 180 Kräfte hinzu, so dass das Unternehmen in dieser Stadt insgesamt 680 Beschäftigte zählt. „Das ist ein gutes Signal. Sie sind uns sehr willkommen“, sagte Baranowski.
Der OB erinnerte rückblickend noch einmal an die vorherige Nutzung dieses Areals. In den 100 Jahren ab 1872 hatte die Aktiengesellschaft für Chemische Industrie dort ihren Sitz. Das „Chemische Schalke“ hinterließ nach seiner Schließung im Jahr 1972 aber eine kontaminierte Fläche. 2006/07 entschied sich die Stadt dann zur Sanierung und Aufbereitung des Grundstücks, um es wieder vermarkten zu können. „Wir haben dafür insgesamt 25 Millionen Euro investiert“, sagte Baranowski. Eine Summe in vergleichbarer Höhe in das Projekt steckte der neue Grundstückseigentümer Logicor, der den Hallenkomplex entwickelt, errichtet und nun an Pilkington vermietet hat.
12.000 verschiedene Windschutzscheiben-Typen lagern dort
Das vorherige Zentrallager des Glasersatzteil-Unternehmens befand sich in Bochum, jedoch war es dort auf mehrere Standorte aufgeteilt. „Hier haben wir alles unter einem Dach und zudem verkehrstechnisch einen optimalen Anschluss an die Autobahn“, so Standortleiter Lindenau. Anderthalb Jahre habe man nach einem geeigneten Standort gesucht, ehe jener in Schalke zum optimalen auserkoren wurde.
Über 12.000 verschiedene Windschutzscheiben aller gängiger Marken hat Pilkington in seinem aus vier Hallen bestehen Riesenkomplex gelagert. Hinzu kommen knapp 4500 Heckscheiben- und knapp 13.000 Seitenschieben-Typen. „Wir laufen nun auf voller Leistung und beliefern von hier aus unsere Kunden in 16 europäischen Ländern“, sagte Lindenau. Ab dieser Woche sollen nun auch weitere Abnehmer in Übersee hinzukommen – genauer gesagt: in Asien sowie in Nord- und Südamerika. „Wir haben hier am neuen Standort unseren Vertrieb gebündelt. 90 Prozent der Ware hier wurde von uns selbst produziert“, so Lindenau. Einer der wichtigen Standorte für die unternehmenseigene Produktion von Fahrzeugglasersatzteilen hat seinen Sitz in Witten.
Besprechungsräume sind nach Schalker Fußball-Promis benannt
Die Angebotspalette im Zentrallager wird durch 6000 weitere Anbauteile und Kleberkomponenten ergänzt. „Wir liefern das Material zu den Autoglasern im Ruhrgebiet, den Niederlanden und im Großraum Frankfurt sogar über Nacht aus“, so Lindenau. Dazu gehören aber nicht nur Glasprodukte für Autos, sondern auch für Busse und Lastwagen.
Ach ja: Ein Unternehmen, das sich in Schalke ansiedelt, muss natürlich auch ein Stück Schalke 04 in sich tragen. Pilkington hat sich entschieden, seine Besprechungsräume nach bekannten S04-Promis zu benennen – etwa Rudi Assauer oder Klaus Fischer. Und auch der Hallenkomplex erfüllt von der äußeren Farbgebung alle Anforderungen: Er ist ganz in Blau-Weiß gehalten.