Gelsenkirchen. Die katholische Kirche in Gelsenkirchen verliert drastisch an Mitgliedern. Die evangelische Kirche verzeichnet ein ganz kleines Plus.
Im Jahr 2018 haben in Deutschland 436.000 Menschen die katholische und evangelische Kirche verlassen. Diese Abwärtsspirale hat auch Gelsenkirchen zu spüren bekommen. Austritte verzeichneten beide großen Kirchen, allerdings mit sehr unterschiedlichen Zahlen.
„Die beim Amtsgericht erklärten Kirchenaustritte von Bürgern mit Hauptwohnsitz in Gelsenkirchen werden der Stadt gemeldet“, sagt Katharina Blätgen, Pressesprecherin des evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen-Wattenscheid. „Diese Meldungen werden im Referat Bürgerservice im Einwohnermeldeamt erfasst und dann den Datenzentren der Religionsgemeinschaften übermittelt .“ Ein Rückgang ist schon seit langem festzustellen. Am 31. Dezember 2018 verzeichnete die evangelische Kirche Gelsenkirchen 69.339 Mitglieder. Im Jahr 2015 kehrten im gemeinsamen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid 520 Kirchensteuerzahler, ein Jahr später 381 und 2017 dann 429 der Kirche den Rücken.
„2018 konnte die Abwärtsbewegung gestoppt werden“
„Im Jahr 2018 konnte die Abwärtsbewegung gestoppt werden“, so Katharina Blätgen. „Da zählten wir 404 Taufen und 116 Neueintritte, das macht 520 neue Mitglieder. Dem gegenüber standen 463 Austritte, wir haben also einen kleinen Überschuss von 57 Personen.“ In den vergangenen Jahren habe die Landeskirche durchschnittlich einen Verlust von 1,5 Prozent verzeichnet. Vor dem Jahr 2015 seien es in der Regel minus 2,5 Prozent gewesen. „Der Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid lag im vergangenen Jahr bei den Austritten mit minus 1,38 Prozent etwas unter dem Durchschnitt.“
Es mache sich auch bemerkbar, dass Gelsenkirchen auf dem Arbeitsmarkt eine schwierige Stadt sei. „Wenn die jungen Menschen hier keine Arbeit finden, dann ziehen sie eben weg und dorthin, wo es Arbeit gibt.“ Und das ist vor allem der Süden und Südwesten von Deutschland. Durch diese Entwicklung entsteht bei den Kirchen dringender Handlungsbedarf. „Wir sitzen zurzeit an einem Konzept für die Jahre 2020 bis 2024, gucken, was wir verändern können und wo es Synergieeffekte geben kann“, sagt die Pressesprecherin.
Nicht anders, eher noch dramatischer, sieht es bei der katholischen Kirche vor Ort aus. Ulrich Lota von der Bischöflichen Pressestelle in Essen erklärt, dass es einen Sterbeüberhang gebe. „Die Diskussion um die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche waren für viele der letzte Tropfen, um auszutreten.“ Zum Ende des Jahres 2017 habe man noch 83.519 Mitglieder in Gelsenkirchen gezählt, genau ein Jahr später seien es 80.027 gewesen. Der Verlauf sei höher als normalerweise. Das mache es so schwierig, einen neuen Haushalt aufzustellen, weil man die zukünftige Entwicklung nicht einschätzen könne.