Gelsenkirchen. Nach der Pleite des Reiseveranstalters Thomas Cook herrscht Angst bei den Kunden. In Gelsenkirchener Reisebüros gibt es keine aktuellen Infos.

Für einen Montagmorgen laufen die Telefone in den Reisebüros ungewöhnlich früh heiß, und die besorgten oder verärgerten Nachfragen reißen nicht ab. Denn wer eine Reise über den plötzlich insolventen Veranstalter Thomas Cook gebucht hat, fürchtet nicht nur um seine Erholung irgendwo in der Welt, statt hier im Nieselregen zu telefonieren, oder Freunde vermutlich an ihrem Ferienziel festsitzen. Betroffene bangen vor allem um ihr Geld, wenn der Urlaub schon komplett oder teilweise bezahlt worden ist.

Die Nachrichten, die sie in den örtlichen Thomas-Cook-Agenturen mit Sitz in Buer oder der Innenstadt bekommen, machen keine großen Hoffnungen. „Wir wissen auch nicht mehr als das, was bis jetzt zu lesen war“, heißt es. Es sei nicht einmal klar, ob die Reisen stattfinden können, so die Lage am Morgen. Die Liste der Kunden, die so bald wie möglich angerufen werden wollen oder auf eine E-Mail warten, wenn es Details gibt, wird immer länger.

Dabei sind gerade nur die auf der sicheren Seite, die sich ihr Ziel und den Zeitraum ausgesucht, aber noch nicht bezahlt haben oder ihren Rückflug antreten wollen. Allein für den Wochenanfang aber, so die Schätzung, müssen etwa 21.000 Gäste einen Termin für die An- oder Abreise mit einem der deutschen Reiseveranstalter haben, die Reisen über Thomas Cook anbieten. Zumindest die Fluggesellschaft Condor, eine Thomas-Cook-Tochter, meldet aber am Montagmittag, dass alle Condor-Flüge trotz der Pleite doch planmäßig stattfinden könnten. Der Betrieb werde nicht eingestellt. Eine Nachricht mit erleichternder Wirkung für viele Kunden.

Condor unter Notgeschäftsführung

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Diese Neuigkeit kam allerdings erst, nachdem zunächst vermittelt wurde, Condor dürfe Urlauber, die über Thomas Cook gebucht hatten, wegen der fehlenden Gewährleistung nicht befördern. Condor arbeitet nach eigenen Angaben unter einer Notgeschäftsführung.

Selbst mit allgemein gültigen Empfehlungen halten sich die Reise-Agenturen zurück: „Wir müssen abwarten, bis es Genaueres gibt“, hieß es. Die deutschen Veranstaltertöchter wie etwa Neckermann Reisen, Bucher Last Minute, Öger Tours, Air Marin und Thomas Cook Signature haben den Verkauf von Reisen nach eigenen Angaben komplett gestoppt. 140.000 Urlauber sind gerade mit einem ihrer Tickets unterwegs.

In Kontakt mit seinem persönlichen Geldinstitut sollten alle betroffenen Urlauber umgehend prüfen, ob der angewiesene Reisepreis noch rückbuchbar ist.

Rücklastschrift

Wer eine Abbuchung rückgängig machen will, sein Geld also zurückfordert, kann das zwar mit einigen Klicks online erledigen. Allerdings entstehen dabei Kosten.

Die trägt, wer diese Rück-Lastschrift verursacht hat, also unberechtigt oder irrtümlich, etwa bei einem Zahlen-Irrtum. Das gilt auch, wenn das Konto etwa nicht ausreichend gedeckt ist oder die Kontodaten nicht aktualisiert wurden. Die Kosten sind durchaus unterschiedlich, sollen aber die gängigen Gebühren der jeweiligen Bank nicht überschreiten.

Reisen sind für den Fall der Veranstalter-Pleite für insgesamt 110 Millionen Euro versichert, allerdings würde zunächst die Konkursmasse auf die Gläubiger verteilt. Was wenig Hoffnung für Einzelne macht, da aktuell 140.000 Touristen unter Thomas Cook-Logo unterwegs sind.

Selbst ein Alternativurlaub klappt jetzt nicht

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Hart hat es eine 26-Jährige getroffen, die zum ersten Mal überhaupt einen Pauschalurlaub über Bucher Last Minute antreten wollte, und sich über eine Woche „all inclusive“ auf der Balearen-Insel Ibiza in der Nachsaison mit ihrem Partner freute. „Meine Bank prüft im Moment, ob die Kosten zurückgebucht werden können. Aber schon der Versuch kostet mich zehn Euro“, erzählt sie. „Nach dem, was ich bisher herausfinden konnte, sind Reiseveranstalter wie Thomas Cook bis 110 Millionen Euro Gesamtschaden versichert. Aber keiner weiß, wann man dann sein Geld wiederbekommt, und wieviel es dann überhaupt ist, wenn gleichzeitig zig Tausende Urlaub gebucht und somit nun Ansprüche haben.“

Außerdem nervt es sie, dass sie im Moment nicht einmal nach Alternativen suchen kann, so lange nicht klar ist, ob sie die Woche auf Ibiza nicht doch noch antreten kann.