Gelsenkirchen-Buer. Heiner Szamida zeigt in der Sparkasse Buer neue Kreationen aus recycelten Holzplatten. In der Reihe wechselt Abstraktes und Gegenständliches.

Er sägt, fräst, feilt und bricht. Spanholzplatten vor allem. Auf die Dekonstruktion seines Arbeitsmaterials folgt dann die Neukonstruktion zu harmonischen, wohl geformten Werken. Der Gelsenkirchener Bildhauer, Objektemacher und Maler Heiner Szamida setzt sich seit den Achtzigern mit scheinbar „armem“ Material auseinander und formt daraus hochwertige konstruktiv-konkrete Arbeiten.

Streng, konstruktiv und konkret sind die Neuschöpfungen von Heiner Szamida angelegt.
Streng, konstruktiv und konkret sind die Neuschöpfungen von Heiner Szamida angelegt. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Wie der 66-jährige Halfmannshofkünstler die Themen Ruhe und Unruhe, Ordnung und Unordnung, Schwarz und Weiß verhandelt, das dokumentiert derzeit die Ausstellung in der Sparkasse Buer an der Nienhofstraße 1-5. Galeristin Jutta Kabuth, die die Ausstellungsreihe seit vielen Jahren kuratiert, präsentiert im Jahr des 150. Geburtstages des Geldinstituts Positionen von acht herausragenden regionalen Künstlerinnen und Künstlern: „Dabei wechseln wir zwischen abstrakten und gegenständlichen Werken, um den Blick stets aufs Neue zu öffnen und zu schärfen.“

Chaotische Fläche bekommt Ordnung

Am Werk Szamidas fasziniert die Kunsthistorikerin der achtsame Umgang mit dem Material aus der Natur und der Gedanke des Recycelns. Nach Ausstellungen von Barbara Ring, Susanne Zagorni, Heike Klinger, Roman Pilgrim und Heike Feddern dominieren mit den Werken von Heiner Szamida nun gleichermaßen strenge und spielerische Werke. „Szamida steht noch einmal für eine ganz eigene Handschrift“, sagt Udo Kramer, Sprecher der Sparkasse.

An den weißen Wänden wirken die schwarz-weißen und holzfarbenen Arbeiten trotz des einfachen Materials, aus dem sie entstanden sind, elegant, fragil, kostbar. Seine Objekte, zumeist in gläsernen Kästen, zeigen vor allem streng geometrische Figuren, Quadrate, Rechtecke, Kreise, auch mal unruhig gesetzte Striche. Seine Formen setzt er oft seriell zu immer neuen Strukturen zusammen, so bekommt eine eigentlich unruhige, chaotische Fläche verblüffend Ordnung und Struktur.

Genaues Hinsehen lohnt sich bei den vermeintlichen Farbflächen.
Genaues Hinsehen lohnt sich bei den vermeintlichen Farbflächen. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Szamida, der an der Essener Folkwangschule studierte und seit 1983 in der Künstlersiedlung Halfmannshof lebt und arbeitet, entdeckte die Liebe zu seinem Werkstoff Holz bei Umbauarbeiten: „Ich war fasziniert von den Mustern der Bruchkanten.“ Die nutzte er ab dann als Inspiration und Quelle für sein vielfältiges Werk. Bis heute bricht und zersägt er das Material und setzt es dann neu zusammen, leimt, steckt, montiert.

Serielle Struktur mit eigenem Rhythmus

Bei seinen Rundbildern, „Tondi“ betitelt, zum Beispiel, von denen zwei in der Schau zu sehen sind. Fächerförmig blättert Szamida das Material aus Siebdrucken auf Wellpappe zu einer fragilen, eleganten Form auf. Hingucker auch das Triptychon voller Siebdrucke auf japanischem Seidenpapier, aufgeklebt auf schmale Wellpappestreifen.

Bis Januar

Die Ausstellung mit Werken von Heiner Szamida ist bis zum 13. Januar in den Räumen an der Nienhofstraße 1-5 zu den Öffnungszeiten der Sparkasse zu sehen.

Ab 13. Januar werden dann Arbeiten von Claudia Tebben zu sehen, ab Mai welche von Jens J. Meyer. Eine Gruppenausstellung ab September 2020 wird den Reigen beschließen.

Was von weitem wie eine Farbfläche aussieht, entpuppt sich erst bei genauerem Hinsehen als serielle Struktur, in der sich unruhiger Rhythmus und die Statik der Geometrie vereinen. Einige Spielobjekte laden zum Verschieben einzelner Elemente ein.

Was diese Arbeiten darstellen? Sich selbst, nicht mehr und nicht weniger. „Mir ist vor allem die Poesie des Materials wichtig“, sagt der Künstler. Welche Ästhetik dem Spanholz innewohnt, in dieser Ausstellung ist das zu erleben.